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so theuer, daß eine allgemeine Verbreitung desselben
nicht erwartet werden darf.1 Wir glauben daher, daß
ein paar Auszüge über die Kunstgeschichte in Schweden
hier nicht unwillkommen sepn werden.
Unter Gustav Wasa's weiser Regierung wurden zu-
erst Sicherheit und Wohlstand im Allgemeinen begründet;
daher beginnt auch mit ihm die Entwickelung der Kunst
in Schweden. Besonders war seine Fürsorge ans die
Baukunst gerichtet, wovon die Schlösser von Svartsjö,
Upsala und Wadstena zeugen, wie auch die Wiederher-
stellung verschiedener altern Bauten. Die Architekten
des Königs waren die Flammänder van Hufven und
Lucas von Quickelberg. Derselbe Zweig der Kunst
ward auch von Gustav Wasa's vier Nachfolgern vorzugs-
weise gepflegt. König Johann's erster Baumeister war
der Engländer William Bop, und unter seiner Re-
gierung entstanden: an der Stelle, wo jetzt die Kathari-
nenkirche steht, eine Kapelle zum Andenken der Herren,
welche im Stockholmer Blutbad fielen, und deren Ge-
beine daselbst verbrannt wurden; ferner die Klaren- und
die Ritterholmskirche, die Fundamente der Marien- und
der Jakobskirche, das Schloß Borgholm und der Crzbi-
schosssitz Arno, und eine Menge einzelner Denkmäler. —
Karl IX. ließ aus den Niederlanden Gerhard de
Besehe kommen, um den zweiten gothischen Thurm der
Domkirche zu Upsala aufzubauen (der 1702 abbrannte).
Sonst geschah unter diesem König weniger für die Kunst,
aber um so mehr für Handel, Gewerbe und Kommuni-
kation. Er erbaute viele Straßen und Brücken, und
gründete die Städte Philipstad, Wasa und Gothenburg
(letzteres ward später von den Dänen verbrannt und 1618
von Gustav Adolf neuerbaut). Die aus dem 30jährigen
Kriege heimkehrenden Feldyerrn verwandten ihre Schätze
vielfach zur Anlegung schöner Schlösser in der Haupt-
stadt wie auf ihren Landgütern, und zwar in gothischem
Styl. Gustav Adolf berief den ausgezeichneten Archi-
tekten Simon de la Bälde nach Schweden, der u. A.
den Plan zeichnete, wonach die Marienkirche in Stock-
holm durch die Königin Wittwe Maria Eleonora voll-
endet ward. Auf den Ruf der Königin Christin« kam
der in Stralsund geborene Architekt Nikodemus Tes-
sin der ältere nach Stockholm, ? und erbaute daselbst
den Palast de la Gardi, dann das Skokloster, das Gu-
stavianum in Upsala und die Domkirche in Calmar. —
Karl X. hatte noch einen zweiten bedeutenden Architekten 1 2
1 Der Titel ist: Läroboli i de ledmande Konslcrnas
lorsta grundcr, of J. Way.
2 Sein Sohn, Nikodemus Tessin der jüngere, 1654 in
Nykbping geboren, ward später Graf und Reichörath, und
starb i7->8 als Kanzler der Universität zu Lund. Dessen
Sohn, Karl Gustav Tessin, 1 7 4 7 Präsident der Reichskanzlei
und dann Obcrhvftneister Gustavs III., starb 177».
in Johann de la Bälde (Simons Sohn), welcher
die Plane zum Ritterhaus und zur Hedwig-Eleonoren-
Kirche entwarf. Mit dieses Königs frühzeitigem Tode
verschwanden feine großen Projekte zur Verschönerung
Stockholms; sein Sohn, Karl XI., aber legte den Grund
zur größten Zierde der Residenz, dem schönen Stockhol-
mer Schloß, dessen Ban Nikodemus Tessin dem
jungem übertragen ward, welcher sich unter seinem Vater
und dann in Rom unter Bernini und Fontana gebildet
hatte, doch die Vollendung des Werkes nicht erlebte;
denn was fertig war brannte bald nach dem Tode des
Königs wieder ab. Unter Karls xii. Minderjährigkeit
ward das Lustschloß Drottningholm (Insel der Königin)
erbaut, so wie des zum Grafen erhobenen Tessin eigener
Palast, das gegenwärtige Oberstatthalterhaus in Stock-
holm. Der große Schloßbau ward sodann wieder auf-
genommen und von Graf Karl Gustav Tessin (Ni-
kodemus des jüngern Sohn) fortgesetzt, und zwar nach
dem ursprünglichen Plan, in reinem italienischen Styl
des 14. Jahrhunderts, welcher leider nach 200 Jahren
so ausgeartet war, daß man sich nicht schämte, ihn den
„verdorbenen" Styl zu nennen, was doch nur auf den
ihn verdrängenden französischen Styl paßte. Es gereicht
daher Nikodemus Tessin d. jüng. zu großer Ehre, daß
er in Mitten des wirklich verdorbenen Geschmacks seiner
Zeit den Muth hatte, bei seinem Plan zum neuen Kö-
nigsschlosse an dem klassischen Vaustyle sestzuhalten.
Leider ging es mit dem Bau so langsam, daß noch unter
vier verschiedenen Oberintendantcn, dem Grafen K. G.
Tessin und den Baronen Hoarlemans, Cronstedt und
Adlercrantz daran gearbeitet ward. Von der Mitte des
17. bis gegen Ende des 18. Jahrhunderts hatte der all-
herrschende französische Styl auch auf die Baukunst in
Schweden einen Einfluß, der fast an's Unglaubliche
gränzt. So fehlte denn auch den Oberintendanten der
Muth, dem „verdorbenen" italienischen, oder bei anderen
Bauten dem „barbarischen" gothischen Styl treu zu blei-
ben, und man schämte sich nicht, auf die gothischen Dome
von Upsala und Linköping französische Thürme zu setzen.
— Karl Xi. war der erste Regent in Schweden, welcher
den Nachtheil des beständigen Schwankens und der Mo-
desucht im Baustyl einsah, und zur Aufrechthaltung
oder Wiedererweckung des guten Geschmacks eine eigene
Behörde einsetzte unter dem Namen „Oberintendenz-
Contor." Der erste Chef dieser aus Architekten beste-
henden Behörde war Graf Karl Gustav Tessin. 1776
erhielt dieselbe neue Statuten, und seitdem darf im
ganzen Reiche, ohne Prüfung und Genehmigung des
Plans durch die Oberintendenz, kein öffentliches Gebäude
errichtet werden, lieber den Einfluß dieser Behörde
drückt sich der Verfasser sehr zart aus, indem er sagt:
Um zu beurtheilen, wiefern die Vorsteher dieser Behörde
so theuer, daß eine allgemeine Verbreitung desselben
nicht erwartet werden darf.1 Wir glauben daher, daß
ein paar Auszüge über die Kunstgeschichte in Schweden
hier nicht unwillkommen sepn werden.
Unter Gustav Wasa's weiser Regierung wurden zu-
erst Sicherheit und Wohlstand im Allgemeinen begründet;
daher beginnt auch mit ihm die Entwickelung der Kunst
in Schweden. Besonders war seine Fürsorge ans die
Baukunst gerichtet, wovon die Schlösser von Svartsjö,
Upsala und Wadstena zeugen, wie auch die Wiederher-
stellung verschiedener altern Bauten. Die Architekten
des Königs waren die Flammänder van Hufven und
Lucas von Quickelberg. Derselbe Zweig der Kunst
ward auch von Gustav Wasa's vier Nachfolgern vorzugs-
weise gepflegt. König Johann's erster Baumeister war
der Engländer William Bop, und unter seiner Re-
gierung entstanden: an der Stelle, wo jetzt die Kathari-
nenkirche steht, eine Kapelle zum Andenken der Herren,
welche im Stockholmer Blutbad fielen, und deren Ge-
beine daselbst verbrannt wurden; ferner die Klaren- und
die Ritterholmskirche, die Fundamente der Marien- und
der Jakobskirche, das Schloß Borgholm und der Crzbi-
schosssitz Arno, und eine Menge einzelner Denkmäler. —
Karl IX. ließ aus den Niederlanden Gerhard de
Besehe kommen, um den zweiten gothischen Thurm der
Domkirche zu Upsala aufzubauen (der 1702 abbrannte).
Sonst geschah unter diesem König weniger für die Kunst,
aber um so mehr für Handel, Gewerbe und Kommuni-
kation. Er erbaute viele Straßen und Brücken, und
gründete die Städte Philipstad, Wasa und Gothenburg
(letzteres ward später von den Dänen verbrannt und 1618
von Gustav Adolf neuerbaut). Die aus dem 30jährigen
Kriege heimkehrenden Feldyerrn verwandten ihre Schätze
vielfach zur Anlegung schöner Schlösser in der Haupt-
stadt wie auf ihren Landgütern, und zwar in gothischem
Styl. Gustav Adolf berief den ausgezeichneten Archi-
tekten Simon de la Bälde nach Schweden, der u. A.
den Plan zeichnete, wonach die Marienkirche in Stock-
holm durch die Königin Wittwe Maria Eleonora voll-
endet ward. Auf den Ruf der Königin Christin« kam
der in Stralsund geborene Architekt Nikodemus Tes-
sin der ältere nach Stockholm, ? und erbaute daselbst
den Palast de la Gardi, dann das Skokloster, das Gu-
stavianum in Upsala und die Domkirche in Calmar. —
Karl X. hatte noch einen zweiten bedeutenden Architekten 1 2
1 Der Titel ist: Läroboli i de ledmande Konslcrnas
lorsta grundcr, of J. Way.
2 Sein Sohn, Nikodemus Tessin der jüngere, 1654 in
Nykbping geboren, ward später Graf und Reichörath, und
starb i7->8 als Kanzler der Universität zu Lund. Dessen
Sohn, Karl Gustav Tessin, 1 7 4 7 Präsident der Reichskanzlei
und dann Obcrhvftneister Gustavs III., starb 177».
in Johann de la Bälde (Simons Sohn), welcher
die Plane zum Ritterhaus und zur Hedwig-Eleonoren-
Kirche entwarf. Mit dieses Königs frühzeitigem Tode
verschwanden feine großen Projekte zur Verschönerung
Stockholms; sein Sohn, Karl XI., aber legte den Grund
zur größten Zierde der Residenz, dem schönen Stockhol-
mer Schloß, dessen Ban Nikodemus Tessin dem
jungem übertragen ward, welcher sich unter seinem Vater
und dann in Rom unter Bernini und Fontana gebildet
hatte, doch die Vollendung des Werkes nicht erlebte;
denn was fertig war brannte bald nach dem Tode des
Königs wieder ab. Unter Karls xii. Minderjährigkeit
ward das Lustschloß Drottningholm (Insel der Königin)
erbaut, so wie des zum Grafen erhobenen Tessin eigener
Palast, das gegenwärtige Oberstatthalterhaus in Stock-
holm. Der große Schloßbau ward sodann wieder auf-
genommen und von Graf Karl Gustav Tessin (Ni-
kodemus des jüngern Sohn) fortgesetzt, und zwar nach
dem ursprünglichen Plan, in reinem italienischen Styl
des 14. Jahrhunderts, welcher leider nach 200 Jahren
so ausgeartet war, daß man sich nicht schämte, ihn den
„verdorbenen" Styl zu nennen, was doch nur auf den
ihn verdrängenden französischen Styl paßte. Es gereicht
daher Nikodemus Tessin d. jüng. zu großer Ehre, daß
er in Mitten des wirklich verdorbenen Geschmacks seiner
Zeit den Muth hatte, bei seinem Plan zum neuen Kö-
nigsschlosse an dem klassischen Vaustyle sestzuhalten.
Leider ging es mit dem Bau so langsam, daß noch unter
vier verschiedenen Oberintendantcn, dem Grafen K. G.
Tessin und den Baronen Hoarlemans, Cronstedt und
Adlercrantz daran gearbeitet ward. Von der Mitte des
17. bis gegen Ende des 18. Jahrhunderts hatte der all-
herrschende französische Styl auch auf die Baukunst in
Schweden einen Einfluß, der fast an's Unglaubliche
gränzt. So fehlte denn auch den Oberintendanten der
Muth, dem „verdorbenen" italienischen, oder bei anderen
Bauten dem „barbarischen" gothischen Styl treu zu blei-
ben, und man schämte sich nicht, auf die gothischen Dome
von Upsala und Linköping französische Thürme zu setzen.
— Karl Xi. war der erste Regent in Schweden, welcher
den Nachtheil des beständigen Schwankens und der Mo-
desucht im Baustyl einsah, und zur Aufrechthaltung
oder Wiedererweckung des guten Geschmacks eine eigene
Behörde einsetzte unter dem Namen „Oberintendenz-
Contor." Der erste Chef dieser aus Architekten beste-
henden Behörde war Graf Karl Gustav Tessin. 1776
erhielt dieselbe neue Statuten, und seitdem darf im
ganzen Reiche, ohne Prüfung und Genehmigung des
Plans durch die Oberintendenz, kein öffentliches Gebäude
errichtet werden, lieber den Einfluß dieser Behörde
drückt sich der Verfasser sehr zart aus, indem er sagt:
Um zu beurtheilen, wiefern die Vorsteher dieser Behörde