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Kunstblatt.

Donnerstag, den 26. Juni 1845.

Kunstausstellung in Wien im Jahre 1845.

(Fortsetzung.)

Unter den Landschaftsmalern, welche sich dem Stu-
dium der Donaugcgenden und Niederungen vorzugs-
weise widmen, gehört Friedrich Loos, zugleich als
tüchtiger Kupferstecher bekannt. Im nahen Klosterneu-
burg ansäßig, scheint er die an landschaftlichen Schön-
heiten und mittelalterlichen Erinnerungen so reichen
Umgebungen dieser alten Stadt zum Mittelpunkt seiner
Naturstudien zu machen und sie bis in's kleinste Detail
erschöpfen zu wollen. Gewöhnlich giebt er eine Rund-
sicht von irgend einem hohen Punkte aus, und mehrere
kleine Bilder folgen dann fast wie Illustrationen eines
größeren Ganzen. Heuer hat er eine Rundsicht vom
Bisamsberge gegen Wien ausgestellt, in welchem er sich
ganz als kenntnißvoller denkender Künstler bewährt.
Nur möchte das didaktische Element, welches aus solchen
Bildern unwillkührlich hervortritt, eher ab- als zuträg-
lich seyn, weil insbesondere Kunstwerke landschaftlicher
Natur weniger mit dem Verstände, als mit dem Ge-
müthe genossen seyn wollen. Seine kleineren Bilder,
welche jenes Element im geringeren Maße enthalten,
verdienen und erwerben allgemeine Anerkennung. —
Ignaz Raffalt, dessen Arbeiten hier erwähnt werden
müssen, hat eine Mühle in Obersteier und eine neblige
Landschaft eingesendet. Als sehr geschickter Gcnremaler
früher für den Erzherzog Johann sehr vielfach thätig,
hat er sich erst in seinen späteren Jahren dem Land-
schaftsfache zugewendet, wofür er eine feine Auffassungs-
gabe und ein besonderes Gefühl für die in der Natur
verkommenden Stimmungen besitzt. Nach seiner frü-
heren Kunstbildung hat er große Gewandtheit in der
Staffirung, worin es ihm kaum einer der hiesigen Land-
schaftsmaler, die hierin überhaupt ihre schwächste Seite
bekennen müssen, gleich zu thun vermag; dagegen tritt
bei ihm der Baumschlag mehr in den Hintergrund, wozu
>vohl der Umstand, daß er sich erst seit einigen Jahren

auf diesem Terrain bewegt, eine vor der Hand unab-
weisliche Nothwendigkeit enthalten mag.

Die Richtung in der Landschaftsmalerei, welche
durch eine freiere Anordnung und Composition mehr
dem poetischen Theile einer Landschaft sich nähert, wird
nur von wenigen Künstlern eingeschlagen, und selbst
diese verfolgen den betretenen Pfad nur mit der äußer-
sten Behutsamkeit. Unter ihnen ist Josef Feid in der
Behandlung des Baumschlages ein vollendeter Künstler;
er hat einen Wald mit einem Sumpfe und eine Wald-
landschaft mit Buchen ausgestellt. Feid faßt die Natur
im großen Style auf, und weiß mit einer im hohen
Grade würdigen und tüchtigen Behandlung eine seltene
Anspruchslosigkeit zu verbinden. Nicht die Einöde, die
Wildniß ist es, die er in seinen Bildern vorführt, son-
dern die schweigsame, feierlichernste oder stillbehagliche
Waldeinsamkeit, in die er den Beschauer vielleicht mit
selbst ungeahnter -Macht versetzt. Die obenerwähnten
Bilder gehören zu den besten Erzeugnissen Felds, und
sind auch bereits in das Cigenthum des Kunstvereines
übergegangen. — Ein tüchtiger Nebenbuhler Felds ist
A. Altmann mit einer großen Waldpartie, in welcher
die Natur mehr von der wildromantischen Seite aufge-
faßt ist. Das Gefühl der Verlassenheit, welches das
Verschwinden jeder menschlichen Spur in einem Urwalde
hervorruft, ist trefflich wiedergegeben, dadurch aber, daß
der Künstler diesen Eindruck durch dicke, schwer herap-
hängende Wolken noch zu markiren suchte, that er dem
Ganzen einen wesentlichen Eintrag, und ein fühlbares
Iuviel darin äußert sich durch Unbehaglichkeit in dem
Beschauer. — Jakob Walt mann, ein gleichfalls in
der Darstellung des Baumschlages tüchtiger Maler, hat
diesmal eine reiche Fernsicht auf die Donauufer gewährt.
— Von Fischbach sieht man Ansichten des Untersberges,
des Stauffen bei Salzburg, dann den Ausfluß des König-
sees. Fischbach ist einer von jenen Künstlern, die ihren
Ruf hauptsächlich ihrem eifrigen gesinnungs- und ein-
sichtsvollen Streben verdanken, deren Werke daher nicht
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