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2V 81.

Kunstblatt.

Donnerstag, -en 9. Oktober 1845.

Aunstbemerknngen ans Italien,

gesammelt auf einer Reise im Herbste 1844.

(Fortsetzung.)

Genua. Pisa. Florenz.

Die übrigen Städte Oberitaliens, welche ich sah,
bieten mir keinen Stoff zu Bemerkungen. Selbst Ge-
nua nicht, in welchem das merkanlilische Interesse und
die daraus hervorgehende Thatigkeit überwiegen. Mit
letzterer stehen auch die zweckmäßigen neuen Bauten am
Hafen in Verbindung, die zur Bequemlichkeit viel bei-
lragen. Für die Bequemlichkeit ist überhaupt viel ge-
schehen, ohne daß deshalb der pittoreske Charakter der
Stadt beeinträchtigt würde. Die Kirche der SS. An-
nunziata wurde mit übertriebener Pracht restaurirt; das
Auge sucht vergebens sich zu retten vor dem Uebermaß
von Vergoldung. Die Paläste und ihre Kunstschätze sind
sorgsam gehalten, wenn man den Doria'schen ausnimmt;
in den Kirchen sind, wie so oft der Fall, manche Bilder
schlecht zu sehen, am schlechtesten der berühmte Giulio
Romano in Sto. Stefano. — In Livorno, der Stadt
des regsten Lebens, die so unfertig aussieht wie Mün-
chen, war vieles vorgeschritten, einiges vollendet; die
Eiscnbahnanstalten waren mir neu. Für daö stille
Pisa wird diese Eisenbahn namentlich gute Wirkungen
haben, lieber den Arno soll eine neue (vierte) Brücke
gebaut werden. Das Campvsanto ist durch ein schönes
Monument des Cte. Mastiani, von Bartolini in
Florenz, eine trauernde sitzende weibliche Gestalt, berei-
chert worden. Leider wird der Zustand der weltberühm-
ten Fresken von Jahr z» Jahr bedrohlicher. Die ge-
wählte kleine Sammlung des Prof. Rosini bereichert
sich stets durch interessante Bilder. Die von diesem
kenntnisreichen und uuermüdeken Manne unternommene
Geschichte der italienischen Malerei ist nun zu Michel-
angelo und Raffael vorgerückt. Daß sie aus vielfachen
Widerspruch stoßen würde, war von Allen vorauszusehen,
welche Rosini's Richtung und die, zum Theil durch

fremde Anregung, gegenwärtig in Italien sich kundgeben-
dcn Ansichten kennen. Bei manchen Mängeln wird sie
indes immer Beachtung heischen: über das Werk im
Ganzen zu urtheilen, wäre jetzt vorzeitig. Der zwischen
R. und Salvatico entstandene Streit ist glücklicher-
weise^ zu Ende, nachdem er eine Fluth maßlos heftiger
Broschüren veranlaßt, die von den Unparteiischen wie
von den beiderseitigen Freunden mißbilligt werden. R.
und S. sind beide so tüchtige Männer, daß es peinlich
ist, sie in injuriösen Libellen (denn dazu war's gekom-
men) sich herumzanken zu sehen.1 — Durch die von dem
Prof. Bonaini angekündigten archivalischen Forschun-
gen über die mittelalterliche Geschickte Pisa's wird ohne
Zweifel auch der Kunsthistorie manche Bereicherung werden.

In Florenz fand während meiner dortigen Anwe-
senheit die Kunstausstellung in den Sälen der Akademie
statt. Wenn ich, durch mehrjährige Erfahrung belehrt,
nicht viel davon erwartete, so that ich wohl, denn die
Ausbeute war gering. Immer mehr macht sich die That-
sache geltend, daß die Malerei auf einem verhältnißmäßig
niedern Standpunkre steht. Seit dem Tode Benvenuti's
mangelt ihr nun gar alle Richtung und ernste Schule.
Ich will damit Benvenuti selbst und sein Wirken nicht
hoch stellen; aber gleich Camuccini vertrat er ein
Princip und vertrat es mit Ernst und Begabtheit. Ca-
muccini und Benvenuti waren Altersgenossen, wurden
in denselben Grundsätzen erzogen, wurden der eine in
Rom, der andere in Toscana, Häupter verwandter i

i Leite re (5) Salvatichiane d e I Doltore Tommaso
Paoli al Sign. Marchese P. Salvatico in risposta ai due
suoi articoli sulla storia della pittura italiana del prof.
Kosini. (Don Rosini selbst. 5 Hefte, Pisa, 1845, mit den
Druckorten: Baffanv und Florenz. — Considerazioni di
P. K. Seivatico etc., Padua, 1845. — Giornale Euganeo,
Januar 1844. — G. Cecehini Pacchiero11i, l’arte di
Giotto non piü italiana, articolo del Marchese P. E. Sei—
vatico. Padua, 1844. Zeitungsartikel u. s. w> nicht zu er-
wähnen. (Rvstni schreibt: Salvatico, während es Selvatico
heißen muß.)
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