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Schulen, und traten um dieselbe Zeit vom Schauplatz
ab, als andere Richtungen sich geltend zu machen be-
gannen. Venvenuti's Stelle an der Akademie ist in
demselben Maaße nicht wieder besetzt worden: sein Nach-
folger als Lehrer wurde Be zzuoli, der sich langst einen
Namen gemacht hat und dessen Porträt man seit Jahren
in der berühmten Sammlung der Malerbildnisse der
Galerie der Uffizino sieht, was übrigens nicht viel sagen
will, da man mit der Zulassung zu derselben etwas zu
freigebig geworden ist. .Von Bezzuoli waren drei Bilder
auf der Ausstellung, der Erzengel Michael, Amor als
Weltbesieger, Hagars Verstoßung. In der Ausführung,
namentlich im Kolorit, ist an diesen Bildern viel zu
loben, aber die beiden ersteren lassen durchaus kalt und
da-s dritte ist im Charakter verfehlt und ohne Adel. Der
Tod des Buondelmvnte, von B. Servolini, ist eine
gewöhnliche Mordscene mit theatralisch-gespreiztem, affek-
tirtem Wesen, das Kolorit zu grell, die Behandlung
sonst nicht ohne Geschick. Cesare Mussini hat mit
feinem neueren Werke wenig Glück gemacht: seiner Epi-
sode aus der Geschichte der feindlichen Bologneser Fa-
milien der Gcremei und Lamberlaggi fehlt es keineswegs
an Zartheit und eben so wenig an einer gewissen Wir-
kung, da M. den Pinsel zu führen versteht, wohl aber
an Wahrheit des Affekts und an Harmonie. Das Kolorit
wird bei ihm immer schreiender. Dies Bild ist auf Lein-
wand nach jener neuen Methode gemalt, die bis jetzt
noch ein Geheimniß ist, und wobei gleichmäßige Anwen-
dung auf jenen Stoff, wie auf Holz, Stein, auf die
Kalkwand stattfindet. Ein Gemälde des jünger» Mus-
sini (Luigi), welches eine Parabel darstellt, Almosen wie
sie aus reiner Wohlthätigkeit und aus Hoffart gegeben
werden, wirkt wohlthuend durch die ruhige Harmonie,
die über die Komposition ausgegossen ist, welche an die
Flvrentinischen Meister der zweiten Hälfte des Quattro-
cento, namentlich an Dom. Ghirlandajo erinnert. Die
Färbung ist noch etwas tobt und einförmig. Von Piatti
war ein Genrebild in ziemlich großen Dimensionen da:
ein armes Weib, welches erstarrt auf einem Schncefeldc
liegt, während ein kleines Mädchen weinend zur Seite
sitzt, in der Auffassung wahr, aber grell und höchst un-
angenehm. Außer einer gelungenen Ansicht von Florenz,
von S. Miniato aus, von Signorini, und, was hier
so selten vorkommt, guten Aquarellen, Genrescenen und
Landschaft, von einem schon verstorbenen jungen Künst-
ler, Gasparini, schien mir nichts sehr Bemerkens-
werthes vorhanden zu seyn. Im Fache der Sculptur
war manches da, u. A. vier Modelle für Statuen der
Hallen der Uffizino, Guicciardini von L. Ca st ei, Cosimo
der Alte von Medici von L. M aci, Francesco Ferucci,
der letzte Feldherr der Florentiner, von P. Romanelli,
der Anatom Mascagni von L. Casini aus Siena. Ohne

gerade besonders ausgezeichnete Werke zu seyn, erfüllen
sie ihren Zweck und es ist erfreulich zu sehen, daß diese
Statuenreihc vollendet zu werden verspricht. Es ist so
schön, an die vormalige Größe und den alten Ruhm
durch diese Konterfeie der besten oder talentvollsten des
Landes erinnert zu werden.1 Ich muß hier anknüpfen,
daß der junge Bildhauer Du pro ans Siena, dessen Abel
vor ein paar Jahren alles in Bewegung setzte, für die-
sen nämlichen Cyklus die Statue Giotto's gearbeitet hat.
Es ist nicht der Giotto, wie wir ihn uns gewöhnlich
denken, dessen Name, wie die schöne Inschrift sagt,
»longi carminis instar erat«: wir sehen einen schon ält-
lichen Mann vor uns, mehr nachdenkend als poetisch
begeistert, im Ausdruck des Kopfes wie in der Attitüde.
Ich weiß nicht, ob diese Auffassung die richtigste und
geeignetste, den Schöpfer der neuern Malerei zu charak-
lerisiren; nehmen wir sie aber hin, so müssen wir der
sprechenden Wahrheit und Eigenthümlichkeit des Werkes
an sich Gerechtigkeit widerfahren lassen. Als Gegenstück
zum Abel, dessen Marmorausführuug noch nicht ganz
vollendet, hat D. einen Kain gearbeitet, der viel Schö-
nes hat, ohne jenem gleichzukommen, wie es denn über-
haupt mit solchen Pendants eine mißliche Sache ist. —
Unter den übrigen Sculpturen der Ausstellung war ein
sterbend hingesunkener h. Sebastian von Pio Fedi das
Beste. Werfen wir aber noch einen Blick in die Ateliers,
so finden wir vorerst die mit seltner, lebenvoller Cha-
rakteristik ausgeführten Bildnißbüsten des Amerikaners
Hiram Power, von dem auch zwei sehr schöne weibliche
Statuen geschaffen worden sind, Eva und eine griechische
Sklavin; sodann ein Werk L. Pampaloni's, Magda-
lene, noch nicht im Modell vollendet, aber vielverspre-
chend. Eine durch ihre edle Ruhe und wahre Natur-
gemäßheit anziehende Arbeit B a r t o l i n i' s ist die Statue
der Gräfin Zamoyska, geb. Czartoryska, im TodeSschlum-
mer ruhend, auf ihrem Grabmal in Sta. Croce. Ich
darf den Crzgießer Papi nicht übergehen: die Ausstel-
lung hatte von ihm den Cellinifchen Perseus, für den
Herzog von Sutherland, einen äußerst sorgsamen und
gelungenen Guß aus Einem Stück und ohne irgend eine
Ciselirung. Von verwandter Kunst nenne ich die Me-
daillen von A. Fabris: die auf den bekannten Grafen
Cicognara, auf Sismoudi, auf den Padre Assarotti

r Schon erwähnte ich bei meiner letzte» Anwesenheit in
Florenz dieses Unternehmens in d. Bl., 1845, Nr. 87. —
Selvatico spricht auch davon in seinen Bemerkungen:
Süll’ ailc moderna in Firenze (Rivista Europea, 1843,
Nr. 13, lö, 16), wovon das Kunstblatt 184 4 , Nr. 86 einen
Auszug mittheilt. Wenn dieser Kritiker auch im Allgemeinen
Recht hat, so ist er doch nicht frei von Uebertreibung und
herbem Wesen. Dies sey in Bezug auf seine Urtheile über
ältere wie über gleichzeitige Kunst gesagt.
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