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lich übertriebenen Preises von iS LouisL'or, mchrere Ab-
nehmer gefunden. — b er.

Bamberg im December i8rr.

In mehreren Schriften wurde der Wunsch ausge-
sprochen, daß an den äußeren, sehr ruinirten Bildhauer-
arbeiten der Domkirche zu Bamberg etwas zu ihrer Her-
stellung geschehen möchte, da sie aus dem grauen Alter-
thume hersrammen — wie auch, daß das Bild von Pozzo,
welches ehemals die Jesuiten-Kirche daselbst zierte, und
durch falsche Ansicht aus derselben verbannt wurde, wie-
der zum allgemeinen Nutzen und zur Freude der Kunst-
kenner herzeftellt werden möchte. Hoffentlich wird dieser
Wunsch bald in Erfüllung gehen, ba das Erzbisthum
wieder hergestellt ist, die Jesuiten - (jezt St. Martins-)
Kirche einen neuen Vorstand erhielt, und der größte Geg-
ner des Pozzo gestorben ist, der vorzüglich dazu beygetra-
gen haben mag, baß das Gemälde desselben aus der Kirche
genommen wurde. Denn er wollte in -einem Pamphlet
beweisen / daß Pozzo ein schlechter Künstler war. Von
dieser Kirche ist merkwürdig, daß sie nach Pozzo's Riß
und unter seiner Leitung gebaut wurde; folglich kann man
ihn hieraus als Architekt vollkommen würdigen. Dann
malte er das Hauptaltarblatt in Del. Hier hat man wie-
der Gelegenheir, ihn als Maler zu beurtheilen, welches
selten, besonders bey Oelgcmalden der Fall ist. (Fresko-
Gemälde findet man in mehreren Kirchen Italiens von
ihm). Denn dein Einsender dieses ist kein Gemälde von
ihm bekannt, welches in einer öffentlichen Gallerte ausbe-
wahrt würde. Unsere Nachkommen würden uns mit vol-
lem Rechte auf das härteste tadeln, wenn ein solches Kunst-
werk blos aus schiefen Ansichten zu Grunde gehen sollte.

Die Malerin Kraft, welche schon durch Meusels
und Füßli's Lerikon rühmlichst bekannt ist, hält sich seit
ungefähr zwey Jahren hier auf, und findet durch ihre Por-
träts allgemeinen Beyfall. Es ist wirklich ein Glück für
unsere Stadt, daß doch Bildnisse gefertigt werden, welche
auch in der Zukunft von Kennern geachtet zu werden ver-
dienen, welches feit 20 Jab-rea der Fall nicht war. Doch
nehmen wir einige Miniaturmaler und den Restaurateur
Dorn aus, welcher aber schon seit langer Zeit keine Bild-
nisse mehr walte, und sich dieses Jahr meistens mit Re-
stauriren von Gemälden, worin .er große Fertigkeit besizt,
beschäftigte. Auch machte sich durch einige Miniatur-
Porträts der geschickte Kupferätzer Friedrich Karl Ru-
precht, der auch vor Kurzem einige Holzschnitte in Hell-
dunkel beransgab, bekannt. Die reiche Kupferstich. Samm-
lung des Präsidenten von Stengal, (siehe Kunstblatt
1822. Nro. 94- S. 376) welche sich auf 14,000 Blätter
beläuft, chronologisch nach Huber und Rost geordnet ist,
wird wahrscheinlich im Ganzen verkauft.

Der sehr geschickte Kupferstich-Restaurateur I. M.

vom Hermann, hielt sich bey seiner Durchreise einige
Tage hier auf. Wir hatten dadurch Gelegenheir uns za
überzeugen, daß, was über ihn im Kunstb.latte von 1821
Nro. 74. S. 294 — 97 vom Hrn. Pros. S.pelh geäußert
wurde, gar nicht übertrieben ist, wie einige glaubten,
sondern es ist vielmehr noch zu wenig von seiner Geschick-
lichkeit gesagt. Das geübteste Auge wird beym ersten An-
blicke seiner Arbeiten gewiß getäuscht. Nur zu wünschen
wäre, daß er in dieser Hinsicht auch einige Schüler bilden
möchte, damit diese nutzbare Beschäftigung sich in verschie-
denen Ländern auf längere Zeit ausbreiteu möchte, v. Her-
mann hatte auch seine mit sehr vielem Geschmacke ge-
wählte Kupferstich-Sammlung bey sich, wodurch er den
hiesigen Kunstliebhabern einige sehr angenehme Tag« ver-
schaffte. Diese Sammlung beweist hinlänglich die Heine
Kunstbildung des Besitzers. Der Einsender dieses fand
selbst in den größten Kunstbanblungen Deutschlands, wel-
che einen ausge.breitetcn Ruf haben, nicht so viele der aus-
gezeichnetsten Blätter in den schönsten Drücken, als hier.
Was noch den Werth sehr viel erhöht, ist, daß sie all- sehr
gut gehalten, und mit vielem Geschmack aufgeheftet sind.

_ H.

Anfrage.

In Meusels neuen Mlscellaneen IV. Stück 1797.
S. 48Z wird gesagt.: daß das erste artistische Werk in
Deutschland von Vincenz Steiumeper, bet Schöpf,
zu Frankfurt a. M. war, 1622 herauskam, und einen
Traktat über bas Holzschneiden enthält. Mit Bestimmt-
heit kann man annehmen, daß dieses kein anderes Werk.
ist, als: „Neue künstliche, mohlgenffene, und in Holz ge-
schnittene Figuren, dergleichen niemalen gesehen worden.
Gcröuckt zu Frankfurt am Mapn in Verlegung Vlncentii
Steinmeyers Anno MDC. XX. ito. oLlon." Es würde ge-
wiß ein Beytrag zur Kunstgeschichte sevn, wenn Jemand
näheren Aufschluß sowohl über deu dar)n befiudlichcu Tert,
als auch über die Abbildungen ertheilte. Ein Eremplar
davon muß in der Münchner Central-Bibliothek *) sich
befinden, welches früher in Paffau war. Besäße ein Kunst-
häudlcr oder Sammler dieses Werk, und wäre er gesonnen,
es wegzugeben, so würde der Unterzeichnete sehr gerne ei-
nen Käufer dazu abgeben. Dem Meuselschen Aufsatz ist
noch bevzusetzen, daß der Künastische Katalog, wel-
cher zu Straßburg 1668 herauskam, der erste ist, welcher
in Deutschland über eine Kunstsammlung erschien. Unter
.den Katalogen über Gemälde-Gallerten wird das Rudolph
Byssische Verzeichniß der Gräflich von Schönbvrnischen
Sammlung zu Pommersfelde» 1718 in Fol. an der Spitze
stehen. Joseph Heller.

') Siebe Arctins B-yträge zur Geschichte und Literatur,

München >805- D. V. S. 40z. Nr. 47.
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