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«nter ihnen den Sturz des Phaeton, die Kämpfe der
himmlischen Gewalten, der Giganten und Titanen mit
den Göttern, und tritt dann in den Kreis der heroischen
Mythen ein, um mit Kampfscenen derJliade zu schließen.
Ueberall ist ein sicheres Urtheil über das Ziemende, dem
Charakter der Handelnden gemäß, verständige Anordnung
der raschbewegten Gruppen, richtige Einsicht in den clas-
sischen Styl der bildenden Kunst und die Art seiner Anwen-
dung, Fertigkeit in Modellirung der Gestalten, auch der
Rosse, die nicht schöner, kühner und mannichfaltiger be-
handelt seyn könnten, und durch das Ganze gehend, so
viel mit Geist und Feuer verbundener Verstand, als sich
bep der Jugend des hoffnungsvollen Urhebers kaum vor-
aussetzen ließ. Sein Beyspiel liefert einen neuenBeweis
für diejenigen, welche glauben, daß auch unsere Zeit an
schönpn und vorzüglichen Anlagen, wie für jeden Zweig
derKunst so auch für die Plastik reich sey, und daß es
nur der Gelegenheit und der verständigen Pflege bedür-
fe, um sie herporzurufen und zu bilden, und durch sie
das Ausgezeichnete auszuführen.
Außer diesen sind auch die übrigen Bildhauer bey
uns in mannichfacher Thätigkeit. Hr. Stichlmayer
hat die Büsten des Königes und des Grasen Törring
mit einer ganz ausnehmenden Kunst modellirt, die beyde
in Bronze sollen gegossen werden. Wahrscheinlich wird
uach der ersten der kolossale Kopf zu der Statue geformt
werden, welche die Gemeinde der Hauptstadt dem Mo-
narchen, als dem Gründer der Verfassung, auf dem gro-
ßen und schönen Platze, welcher von ihm den Namen
trägt, in Bronze zu errichten beschlossen bat. Auch ist
bey Hrn. Stichlmaver das Modell zu dem Denkmale voll-
endet, welches unsere edle Königin dem rührenden An-
denken der beyden armen Kinder brasilianischer Wilden
sehen läßt, die unsere beyden akademischen Reisenden aus
ihrem Vaterlande mit sich brachten, und welche sie der
Rauhheit unseres Klima erliegen zu sehen den Schmerz
hatten. Der Knabe, schon gestorben, liegt am Bo-
den ; zu seiner Seite sitzt in sich gebogen mit gesenktem
Haupt das Mädchen, mit gebrochenem Leben, eine eben
so einfache als wirkungsvolle Gruppe, lieber die Ecke
hervor ragt die ernste Gestalt des Boreas, dessen starker
Hauch gegen die Stirn des sterbenden Kindes einer mil-
dern Zone geblasen wird. Auch den kolossalen Candelaber,
der das Denkmal, welches der Dr. Graf Schönborn der
Verfassung weihet, schmücken soll, hat Stichlmaver sehr
schön geformt. Dieser ausgezeichnete junge Künstler
hat sich zuerst als Münzgraveur durch die feinsten und
geschmackvollsten Arbeiten dieses Faches einen geachteten j
Name» erworben, nachdem er früher, gleich dem Ben- '
venuto Cellini, als Goldarbeiter die Behandlung der edlen i
Metalle zum Behuf schöner Kunstbildungen gründlich er- !
lernt hatte. Hierauf versuchte er sich in mehreren Büsten, !
und durch einen längeren Aufenthalt in Rom und Nea-
pel zum plastischen Künstler herangereift, lieferte er Hel-
der lezten akademischen Kunstausstellung für die Stuc-
catur der Glyptothek die Bilder der zwölf oberen Götter,
mit, so reinem Sinn für das Classifche und dabep sol-
cher Selbstständigkeit modellirt, daß man von ihm jede
Hoffnung zu fassen berechtigt war. Jezt ist ihm, wie oben
bemerkt wurde, die schone Aufgabe geworden, die Bild-
säulen von Goethe und Schiller für das neue Theater
auszuführen, und es ist zu erwarten, daß er diese erste
größere Arbeit mit ungemeinem Erfolg beendigen werde.
Vom Prof. Eber Hardt ist das Grabdenkmal der
Prinzessin Karoline vollendet und in der Thealinerkirche
ausgestellt. Die noch immer und mit Recht beweinte
königliche Tochter tugendhafter Eltern liegt im Schlum-
mer des Todes auf dem Sterbebette, über welches die
Mutter im tiefsten Schmerze hingebeugt ist. Zwei- Engel
heben den Vorhang des Bettes von dev Verscheidenden,
als warteten sie, bis diesen holden Lippen die Seele ent-
schweben werde, um sie in die Räume zu entführen, in
denen kein Scheiden mehr ist. Dieses Werk ist höchst poetisch
in seiner einfachen Anlage, und von einer Wirkung, die
jedes auch weniger empfängliche Gemüth empfindet, dem
diese rührende Darstellung einer so bitter» Trennung ent-
gegen tritt. Derselbe Künstler arbeitet an einem Apollo
für den Tempel am See im Park zu Nvmphenburg.
Auch stehen von ihm, in den lezten Zeiten erst vollendet,
in des Königs kleinem Park daselbst die Bildsäulen der
Diana und des Endymion, welche weniger gelungen
scheinen.
In der Akademie selbst sind mehrere Zöglinge in diesem
Fache mit Glück thätig. Herr Schöpf hat einen Ari-
stides modellirt, welcher die ibm gebotene Scherbe be-
schrieben bat, und eine Scene der Odvffee, Odvsseus, wel-
cher vom Hunde Argus erkannt wird, hinter ihm der
Sauhirt, unter der Halle des Pallastes in der Ferne
Penelope unter Mägden mit weiblichen Arbeiten beschäf-
tiget. Dieses Werk verräth eine scböneAnlage für die Pla-
stik und ist in Erfindung, Anordnung und Behandlung der
Gestalten gleich lobenswürdig. Der Eumäus sollte iveni-
ger in die Handlung gezogen sevn, als es durch zu gro-
ßen Ausdruck der Verwunderung und Neugierde bep der
Scene geschehen ist.
Von Hrn. Bändel sahen wir bey der lezten aka-
demischen Ausstellung eine sitzende Caritas in Lebensgröße,
die gute Studien und Fertigkeit in Anordnung und Be-
handlung der plastischen Massen beurkundete. Seitdem
hat er zwey Denkmale in Arbeit bekommen, das eine,
welches dem verstorbenen Garten-Intendanten v. Skell
errichtet wird, und am See im englischen Park, der ihm
seine schönsten Thcile verdankt, seinen Platz haben soll.
Es sind die vier Jahreszeiten in weiblichen Gestalten dar-
«nter ihnen den Sturz des Phaeton, die Kämpfe der
himmlischen Gewalten, der Giganten und Titanen mit
den Göttern, und tritt dann in den Kreis der heroischen
Mythen ein, um mit Kampfscenen derJliade zu schließen.
Ueberall ist ein sicheres Urtheil über das Ziemende, dem
Charakter der Handelnden gemäß, verständige Anordnung
der raschbewegten Gruppen, richtige Einsicht in den clas-
sischen Styl der bildenden Kunst und die Art seiner Anwen-
dung, Fertigkeit in Modellirung der Gestalten, auch der
Rosse, die nicht schöner, kühner und mannichfaltiger be-
handelt seyn könnten, und durch das Ganze gehend, so
viel mit Geist und Feuer verbundener Verstand, als sich
bep der Jugend des hoffnungsvollen Urhebers kaum vor-
aussetzen ließ. Sein Beyspiel liefert einen neuenBeweis
für diejenigen, welche glauben, daß auch unsere Zeit an
schönpn und vorzüglichen Anlagen, wie für jeden Zweig
derKunst so auch für die Plastik reich sey, und daß es
nur der Gelegenheit und der verständigen Pflege bedür-
fe, um sie herporzurufen und zu bilden, und durch sie
das Ausgezeichnete auszuführen.
Außer diesen sind auch die übrigen Bildhauer bey
uns in mannichfacher Thätigkeit. Hr. Stichlmayer
hat die Büsten des Königes und des Grasen Törring
mit einer ganz ausnehmenden Kunst modellirt, die beyde
in Bronze sollen gegossen werden. Wahrscheinlich wird
uach der ersten der kolossale Kopf zu der Statue geformt
werden, welche die Gemeinde der Hauptstadt dem Mo-
narchen, als dem Gründer der Verfassung, auf dem gro-
ßen und schönen Platze, welcher von ihm den Namen
trägt, in Bronze zu errichten beschlossen bat. Auch ist
bey Hrn. Stichlmaver das Modell zu dem Denkmale voll-
endet, welches unsere edle Königin dem rührenden An-
denken der beyden armen Kinder brasilianischer Wilden
sehen läßt, die unsere beyden akademischen Reisenden aus
ihrem Vaterlande mit sich brachten, und welche sie der
Rauhheit unseres Klima erliegen zu sehen den Schmerz
hatten. Der Knabe, schon gestorben, liegt am Bo-
den ; zu seiner Seite sitzt in sich gebogen mit gesenktem
Haupt das Mädchen, mit gebrochenem Leben, eine eben
so einfache als wirkungsvolle Gruppe, lieber die Ecke
hervor ragt die ernste Gestalt des Boreas, dessen starker
Hauch gegen die Stirn des sterbenden Kindes einer mil-
dern Zone geblasen wird. Auch den kolossalen Candelaber,
der das Denkmal, welches der Dr. Graf Schönborn der
Verfassung weihet, schmücken soll, hat Stichlmaver sehr
schön geformt. Dieser ausgezeichnete junge Künstler
hat sich zuerst als Münzgraveur durch die feinsten und
geschmackvollsten Arbeiten dieses Faches einen geachteten j
Name» erworben, nachdem er früher, gleich dem Ben- '
venuto Cellini, als Goldarbeiter die Behandlung der edlen i
Metalle zum Behuf schöner Kunstbildungen gründlich er- !
lernt hatte. Hierauf versuchte er sich in mehreren Büsten, !
und durch einen längeren Aufenthalt in Rom und Nea-
pel zum plastischen Künstler herangereift, lieferte er Hel-
der lezten akademischen Kunstausstellung für die Stuc-
catur der Glyptothek die Bilder der zwölf oberen Götter,
mit, so reinem Sinn für das Classifche und dabep sol-
cher Selbstständigkeit modellirt, daß man von ihm jede
Hoffnung zu fassen berechtigt war. Jezt ist ihm, wie oben
bemerkt wurde, die schone Aufgabe geworden, die Bild-
säulen von Goethe und Schiller für das neue Theater
auszuführen, und es ist zu erwarten, daß er diese erste
größere Arbeit mit ungemeinem Erfolg beendigen werde.
Vom Prof. Eber Hardt ist das Grabdenkmal der
Prinzessin Karoline vollendet und in der Thealinerkirche
ausgestellt. Die noch immer und mit Recht beweinte
königliche Tochter tugendhafter Eltern liegt im Schlum-
mer des Todes auf dem Sterbebette, über welches die
Mutter im tiefsten Schmerze hingebeugt ist. Zwei- Engel
heben den Vorhang des Bettes von dev Verscheidenden,
als warteten sie, bis diesen holden Lippen die Seele ent-
schweben werde, um sie in die Räume zu entführen, in
denen kein Scheiden mehr ist. Dieses Werk ist höchst poetisch
in seiner einfachen Anlage, und von einer Wirkung, die
jedes auch weniger empfängliche Gemüth empfindet, dem
diese rührende Darstellung einer so bitter» Trennung ent-
gegen tritt. Derselbe Künstler arbeitet an einem Apollo
für den Tempel am See im Park zu Nvmphenburg.
Auch stehen von ihm, in den lezten Zeiten erst vollendet,
in des Königs kleinem Park daselbst die Bildsäulen der
Diana und des Endymion, welche weniger gelungen
scheinen.
In der Akademie selbst sind mehrere Zöglinge in diesem
Fache mit Glück thätig. Herr Schöpf hat einen Ari-
stides modellirt, welcher die ibm gebotene Scherbe be-
schrieben bat, und eine Scene der Odvffee, Odvsseus, wel-
cher vom Hunde Argus erkannt wird, hinter ihm der
Sauhirt, unter der Halle des Pallastes in der Ferne
Penelope unter Mägden mit weiblichen Arbeiten beschäf-
tiget. Dieses Werk verräth eine scböneAnlage für die Pla-
stik und ist in Erfindung, Anordnung und Behandlung der
Gestalten gleich lobenswürdig. Der Eumäus sollte iveni-
ger in die Handlung gezogen sevn, als es durch zu gro-
ßen Ausdruck der Verwunderung und Neugierde bep der
Scene geschehen ist.
Von Hrn. Bändel sahen wir bey der lezten aka-
demischen Ausstellung eine sitzende Caritas in Lebensgröße,
die gute Studien und Fertigkeit in Anordnung und Be-
handlung der plastischen Massen beurkundete. Seitdem
hat er zwey Denkmale in Arbeit bekommen, das eine,
welches dem verstorbenen Garten-Intendanten v. Skell
errichtet wird, und am See im englischen Park, der ihm
seine schönsten Thcile verdankt, seinen Platz haben soll.
Es sind die vier Jahreszeiten in weiblichen Gestalten dar-