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ein anderes Symbol desselben höheren Seyns und Lebens
in uns/ und zu den zwei) Variationen desselben Gedan-
kens eine dritte: das Ganze eine in sich unzusammen-
hängende, sich selbst in den einzelnen Gliedern nicht be-
dingende, sondern ausschließende Reihe und Uebcrladung
-symbolischer Gestalten und Bezeichnungen, hinter'welchen
der Gedanke gleichsam vergraben, liegt. So löblich also
auch die Anordnung des Werkes, abgesehen von seiner
Bedeutung war, so fehlerhaft erscheint es, wenn man auf
diese eingeht: es fehlt ihm Deutlichkeit und Wahrheit
des Gedankens, die Grundbedingung eines jeden, be-
sonders eines jeden plastischen Werkes, das ein Kunst-
werk werden will. Ich wünsche, daß diese Bemerkungen
nicht nur der Urheber des genannten Werks', sondern
daß sie überhaupt unsere jungen Plastiker beherzigen mö-
gen, deren Kunst an sich nicht nur die erhabenste, sondern
auch die weiseste ist, und hinter deren hoher Natur und
Bedeutung sie jedesmal Zurückbleiben, wo sie etwas ihrem
Geiste nicht gemäßes zulassen. Das sicherste Mittel aber,
um auch dieses im Allgemeinen noch bevzufügen, sich zu
ihrer Bedeutung zu erheben, ist seinen Geist zu bilden
und ihn dadurch zur Einsicht und zur Bewunderung
der großen Muster fähig zu machen. Denket und empfin-
det nur wie die Pfleglinge der Praritelcs, der Lpsippus,
der Apvllonius dachten und empfanden, so werdet ihr
auch wie sie handeln, das heißt als Künstler bilden
können.

Auch äußerlich ist der Plastik und Sculptur mancher-,
le» Vorschub geleistet. Nabe der Isar ist für diese Künste
eine neue Werkstatt (Atelier) gebaut worden-.er» großer
Saal zum Modclliren kolossaler Gestalten in der Mitte,
und zwey kleinere zu bevden Seiten. Dcßgleichen stellt
seit vergangenem Sommer neben der Nymphenburger
Straße neugebaut eine Erzgießcrev, deren innere Einrich-
tung dieses Frühjahr vollendet werden wird. Hr. Sticb!-
maver, welcher noch im verflossenen Iabre Reisen machte,
um anderwärts, besonders in Berlin, den Erzguß zu un-
tersuchen, wird sie leiten, und vaterländisch mit dem Guß
seiner oben genannten Werke, der Büsten, des Grabdenk-
mals und des Candelabers eröffnen. Die Gußkunst (aeris
fundendi seiend«) wird hier Gelegenheit haben, sich durch
eine Reibe von Versuchen der vortrefflichen'Mischung der
alten Erzgießer wieder zu nähern, ja sie zu erreichen, wenn,
ihr Schmelzung, Mischung 'und Bindung der. Metalle in
dem Maaße gelingt, wie unserem vortrefflichen Frauen-
Hofer Schmelzung und Läuterung des Glases. Vielleicht
daß seine große Erfahrung in dieser verwandten Kunst un-
fern jungen und aufstrebenden Plasten heilsam und förder-
lich sich bewähren kann.

(Die Fortsetzung folgt nächstens.)

Unbekanntes Blatt des Prinzen Robert von
der Pfalz.

Der Prinz Robert von der Pfalz, geboren
1620 und gest. 1682, Sohn des unglücklichen Churfürsten

Friedrich, Herzog von Cumberland und Großadmiral von
England, gilt bep Vielen als Erfinder der Scbabkunst
oder wie sie auch von Manchen genannt wird, schwarzen
Kunst. Allein cs sind schon mehrere überzeugende Be-
weist vorhanden, daß der hessische Oberstlieutenant Lud-
wig v. Siegen als der Erfinder jener Kunst anzuneh-
men und der Prinz Robert als Schüler desselben zu be-
trachten ist. Die in geschabter Manier gearbeiteten Blät-
ter jenes Prinzen sind sehr selten, jedoch in jeder gro-
ßen Sammlung bekannt. Allein, ein Blatt von der
Hand dieses Fürsten, in Callots Manier auf hartem Fir-
niß radirc, scheint wohl bis jezt zu den seltensten dieses
Kunstliebhabers, der eigentlich zu den Künstlern gerechnet
werden muß, zu gehören. Wenigstens findet sich bis jezt
keine Notiz darüber in irgend einem Catalog. Dieses Blatt
befindet sich in Dresden in der geschmackvoll geordneten
und schönen Sammlung Sr. König!. Hoheit des Prinzen
Friederich August von Sachsen. Folgendes ist der Gegen-
stand desselben: ein Bettler in einen zerrissenen Mantel ge-
hüllt, stehet, mit der Linken auf einem Stab gestüzt und
mit der Rechten einen Rosenkranz haltend, in der Mitte
des Blattes fast ganz im Vorgrund. Sein herabgesenktes
bärtiges Haupt ist mit einem Tuch umwunden. In der
Ferne auf bevden Seiten neben der beschriebenen Haupt-
. figur, sind mehrere Gruppen von Menschen; hinter wel-
chen in der weitesten Entfernung eine Stadt am Ufer ei-
nes Flusses zu sehen ist.

Im Vorgrund liegen einige architektonische Frag-
mente, von welchen links eine Tafel sich.befindet, worauf,
zwar durch die Linien der Arbeit etwas verdeckt, ein Wap-
penschild mit einer fürstlichen Krone zu sehen ist, in wel-
cher die Worte Rvp. Pr. 1637, ganz klein stehen. Et-
was höher auf eben dieser Seite und fast am Rande sind
die Buchstaben RP. (Rupertus oder Robert Prin-
ceps) und darüber eine kleine fürstliche Krone.

Das Technische und die ganze Behandlung der. Ar-
beit, so wie die feste, scharfe Zeichnung beurkunden nicht
allein einen tüchtigen Nachahmer des Callot, sondern es
zeigt sich hier für die jungen Jahre des Prinzen Robert,
welcher nach der unten befindlichen Jahrszahl zu schließen
erst flebenzehn Jahr alt war, ein großes Künstlertalent.
Mancher geübte Sammler wird dieses Blatt sehr leicht
für Callot's Arbeit halten, indem besonders auch die
Stellung der Hauptfigur etwas ähnliches mit der Suite
der Bettler des genannten Meisters, jedock nichts mit
einer Copic nach einem dieser Blätter gemein hat. .Wahr-
scheinlich ist dieses Blatt von dem Prinzen Robert nach
einer Originalzeichnnng Callot's gefertiget.

Noch zu bemerken ist: daß die Füße der Hauptfigur,
so wie eine Gruppe zur Linken durch das Sckeidewasser
wahrscheinlich verdorben und, indem der Firniß bevm
Aetzen durch dasselbe aufgehoben zu sevn scheint und da-
durch breite Stellen entstanden, die keine Farbe fassen.
Die Höhe des Blattes ist 7 Zoll 9 Lin. und 5 Z. 7 2.
Breite (Pariser Maaß). Es wäre seist merkwürdig
zu erfahren: ob nicht in irgend einer reichen Samm-
lung von Callot's, dieses Blatt noch einmal als von
ihm selbst gearbeitet vorkommt, indem sonst dieser be-
schriebene Abdruck zu den größten Seltenheiten gehörte.

F. *)

*) Wie sich dieser Fürst auf einigen Blättern bezeichnest.
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