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gebt, zumal nach den übrigen Wiederholungen (zwey an-
dre im Besitz des Hrn. v. Bartholdp zu Nom und
des Hauptmanns Lamberti zu Neapel) und nach dem Wa-
genrennen einer andern mit Eule und Olive im Besitz
des Hrn. v- Bartholdp zu Rom, ganz unstreitig auf
athenische Minerven-Spiele, nennt aber diese Spiele
nicht, sondern begnügt sich mit der Bezeichnung: „Kampf-
preis derer ans Athen (twv Ad^vrjdev)". Wer möchte
nun, zumal wenn auch das 0 der Burponschen Vase ein
6 wäre, nicht auch die ersterwähnte Inschrift von einem
Kampfpreis der Stadt Athen verstehen, waö überdieß
die Annahme einer ungewöhnlichen Sprachform überflüssig
macht? Oder wer kann, iveim A0ENE0EN am Ende
auch in der Burponschen Vase sehr nahe liegt, ain Ende
'nicht eben so gut Kampfprcis der Athener über-
setzen, sobald eine Wiederholung der Inschrift die Be-
zeichnung der Spiele selbst ebenfalls ausläßt?

Ist es nun hienach zum wenigsten sehr bedenklich,
in der Vaseninschrift eine entschiedene Erwähnung der
Athenäen statt der Panathenäen anzunehmen, so ist es
wohl noch weit bedenklicher, eine Zeitbestimmung für das
Alter der Vase ans den Satz zu gründen, daß bis zur
dre» und fünfzigsten Olympiade die Benennung der Athe-
näen gegolten habe. Ans der Erwähnung des Eusebius
ist es zwar bekannt, daß in jenem Zeitpunkt unter dem
Archon Hippoklides gyminsche Spiele für die Panathe-
näen angeordnet wurden, vor dieser Zeit mithin auf einer
noch altern Vase befremden müßten, statt ihr Alter zu
begründen; unbezengt aber ist es, daß die Benennung
der Athenäen anders als durch Theseus in die der Pa-
nathenäen übergegaNgen sei). Wird nun durch diese Be-
merkung Hrn. Millingens Mepnung widerlegt, so wird
die Schwierigkeit der Inschrift, wenn man in ihr noch
Athenäen erkennen wollte, dadurch nicht verringert, viel-
mehr, da doch kein alterthümelndes Bestreben über The-
seus hinaus gewollt haben wird, nur erschwert. Man
müßte an die XaXjtef« erinnern, die in einer schwer-
lich heilen Stelle des Suidas einigen auch ASrjvaia,
andern TldvSrifiov hießen: aber solcher Notl,behelfe
können wir bep veränderter Inschrift - Erklärung uns
entichlagcn.

Sep dem wie ihm wolle, die Vase ist, was beym
Wiederabdruck derselben und bep sonst gewohnter allego-
rischer Erklärungsweise auch Inghirami (Mor.um. Elrustin
Ser. v. im*. 33) nicht gclängnet hat, jedenfalls auf
athenische Minervenspiele bezüglich, von denen aller Welt
bekannt ist, daß es die großen oder kleinen Panathenäen
sind; sie ist, uralt, wie sie scheint, oder aus der nachah-
menden Zeit gebildeter Kunst, wie sie wohl ist, jeden-
falls bestimmt, das beschützende Götterbild jener Spiele
in seinem ältesten Typus darzustellen. Diesen überliefert

uns demnach das Vastnbild in seiner merkwürdigen, durch
die Zuthat verschiedener Färbung noch anschaulicher»
Gestalt. Es ist eine lanzenschwingende Göttin in langem
rothem Gewand, mir schwarzer zierlicher Einfassung und
einem senkrechten Limbus von Mäandern. Die Aegis
der ältesten Form, ein Ziegenfell mit Zotteln ohne
Meduse, ist darübergezogen und gleichfalls roth gefärbt.
Das Haupt der Göttin ist mit einem buschigen Helm
bedeckt, das Haar hängt über ihren Rücken herab
(irccpuireTrlsyftivii ASrjvix). Ihre Rechte schwingt ei-
nen Speer, ihre.Linke einen runden Schild, auf dem ein
Delphin angebracht ist, das Zeichen der meerentspros-
senen Tritogencia, statt dessen die schöne Herkulanische
Marmorstatue in ähnlicher Stellung, der die Aegide zu
gleich als Schild dient, meergrüne Färbung deö Gewan-
des gehabt haben soll. Absichtlich erinnern wir, an diese
leztere Statue, weil sie unter den wenigen erhaltenen
ähnlichen Statuen die einzige ist, die einen hervorstechen-
den Kunstwerth hat. Von einer berühmten Minerven-
statnc der Akropolis von Athen würden sich wohl öftere
Nachbildungen oder Erinnerungen vorfinden, wenn kein
besonderer Grund diese Erinnerung verwischt hätte. Die-
sen Grund dürfte Hr. Millingen wobl getroffen haben,
indem er die Vermuthung hinwirft, das Minervenbild
der Vase möge das Minervenbild des alten durch die
Perser abgebrannten Parthenons sepn.

Halten wir die Voraussetzung fest, baß jenes merk-
würdige Vasenbild uns den Typus eines Minervenbildes
erhalte, vor dem die Panathenäen gefeuert wurden, so
mochte die Wahrscheinlichkeit jener Vermuthung durch
dae, was wir von den Minervenblldern der Akropolis
wissen, sehr erhöht werden können. Wir wissen aber,
wenn cs erlaubt ist, mit dankbarster Benutzung von B ö t-
tiger's Forschungen (Andeutungen zu 24 Vorträgen
S. 84 ff) dann und wann von ihnen abzuweichen, von
dreven oder vieren. Von der Kal!imorphos, einem
angesehenen Weibgeschenk der kemnier (Paus. I. -27),
keiner Tempelstatue, abgesehen, da wir ihr überdieß
schwerlich auf die Spur kommen, müssen wir nach Pau-
sanias doppelter Beschreibung die Polias (Paus. l.
26. 7) des mit dem Erechtheum und Pandrosinm verei-
nigten Tempels von der Parthenss des Parthenons
(I. 24. 5 s‘ii.) wohl trennen. Die Stadtgöttin Polias,
einerle» mit der Stadthaiterin Pvliuchoö und wohl
auch mit der Schlüffclhalterin Kleduchos, nach dem
Ansatz des Pansanias das heiligste Bild, bevor die Ge-
meinschaft der Ortschaften begründet war, das heißt vor
Theseus und den Spielen, die jene Gemeinschaft er-
hielten, darf wohl schon deswegen in einem die dortigen
Bundesspielc betreffenden Minervenbild nicht gesucht wer-
den, wäre es auch nicht nach ihrer Bedeutung als Stadt-
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