Nr. 80,
K u u ft -
Donner st a g, Len
Ucber A lbrech t D ssr crs cigcnhändiac Handschrift
von den Verhältnissen des menschlichen Körpers,
von Julius Mar. Schottky, Pros.
Sie befindet sich in der königlichen Bibliothek zu
Dresden: B. gclxxxiii. Fol. Papir., und enthält
außerdem noch von Bl. 90 — 191 unter dem Titel:
Yarii Schizzi di Mano Propria di Alberto Dvrero, Pittore
Alamano zahlreiche, zum Theil mit vielem Geist geteich-
nete Entwürfe dieses Meisters. Zu verschiedenen Zeiten
sind sie gearbeitet, wie eS hie und da bevgeschriebene Jahr-
zahlen lehren, z. B. von 1507. (Blatt 149. »); i5o8.
(Bl. 144. a.); 1509. (Bl. 154. »); 1512. (Bl. 91. « und
Dl. 117. a); i513. (Bl. 101. a. 931. 116. a. Bl. 119. b.
DI. 126. Bl. 134. a. Bl. IÜ2. b.) 1519. (Bl. 108. b.
und Bl. I14. a).
Den Kunstfreunden ist es vielleicht nicht unwillkom-
men, eine Recensivn dieses Werkes hier zu finden, wel-
che nach der Urschrift selbst mit Genauigkeit entworfen
wurde, doch mit einiger Veränderung der das allgemei-
nere Verstehen sehr erschwerenden Rechtschreibung. Sollte
dieß für Versündigung an historischer Treue gehalten
werden, so verweise ich auf den, um deutsche Kunstge
schichte erfolgreich bemühten Hrn. Heller in Bamberg,
dem ich daS Ganze in der ursprünglichen Gestalt zu be-
liebigem Gebrauche mittheilte. — Da wir überdieß von
diesem Gelehrten in seiner Biographie Dürers eine er-
schöpfende Würdigung des auffallend abweichenden Ver-
hältnisses der Dürerscheu Handschrift zu dem spatern,
darauf gegründeten Abdrucke zu erwarten haben: so ent-
halte ich mich hinsichtlich ihrer alles Urtheils, und er-
laube mir nur, auf den bescheidenen und gemütblichen
Sinn besonders hinzudenten, der aus den selbstverfaßten
Nachrichten des kräftigen Malers spricht, dem seine stpli-
stische Unbchvlfenheit leicht nachzcsehen und verziehen
werden kann, wenn man erwägt, daß er kein italienischer,
sondern eben ein deutscher Künstler war, dessen eigene
Entschuldigunzsgründc allerdings Gewicht haben.
Blatt.
6. Oktober i 8 2 Z.
Auf dem Titclblatte ist die Handschrift durch die
Worte eröffnet:
„1523.
zu Nürnberg.
Das ist Albrecht Dürers erstes
Büchle, das er selbs gemacht hat.
Das Buch hat gebessert und im i528ten in
Druck gericht't."
Albrecht Dürer.
<Hier sein gewöhnliches Monogramm.)
Dann folgen nachstehende zwep, an Willibald Pirk-
heimer gerichtete Originalbriefe des Meisters, -worin
Dürer dem ihm befreundeten Patrizier einige Weisungen
giebt, was er in der durch diesen zu schreibenden Vor-
rede gesagt wünscht; und späterhin manches andeutet,
das in dem ersten Entwürfe etwa noch abzuändern wäre:
A.
„Mein Herr ich bitt Euch, wollt die Vorred also
stellen wie ich Euch unten anzeig:
Erstlich begehr ich, daß kein Ruhm noch Hoffart in
ihr gespürt werd.
Das Ander, daß gar keins Neids gedacht werd.
Das Dritt, daß von Nichten anders gercd't werd,
denn (als) das in diesen Büchern steht.
Das Viert, daß nichts Gestohln's aus andern Bü-
chern gebraucht werd.
Das Fünft, daß ich allein unfern deutschen Jüng-
lingen sürschreib.
Das Sechst, daß ich die Wahlen (Italiener) fast
(sehr) lob in ihren nacketen Bildern und zuvor in der
Perspectiva.
Das Siebent, daß ich die bitt, die etwas Künst-
lichs bei sich haben, daß sie's lassen an Lag kummcn."
L.
„Günstiger Herr, ich bilt Euch in aller Lieb, wollet
nit Unwillen haben, noch auf mich xrlrnen, auch nit ge-
denken, daß ich Euch zu lernen unterstehn wolle, indem
daß ich gern in dieser Vorred etwas ändern und austhan
K u u ft -
Donner st a g, Len
Ucber A lbrech t D ssr crs cigcnhändiac Handschrift
von den Verhältnissen des menschlichen Körpers,
von Julius Mar. Schottky, Pros.
Sie befindet sich in der königlichen Bibliothek zu
Dresden: B. gclxxxiii. Fol. Papir., und enthält
außerdem noch von Bl. 90 — 191 unter dem Titel:
Yarii Schizzi di Mano Propria di Alberto Dvrero, Pittore
Alamano zahlreiche, zum Theil mit vielem Geist geteich-
nete Entwürfe dieses Meisters. Zu verschiedenen Zeiten
sind sie gearbeitet, wie eS hie und da bevgeschriebene Jahr-
zahlen lehren, z. B. von 1507. (Blatt 149. »); i5o8.
(Bl. 144. a.); 1509. (Bl. 154. »); 1512. (Bl. 91. « und
Dl. 117. a); i513. (Bl. 101. a. 931. 116. a. Bl. 119. b.
DI. 126. Bl. 134. a. Bl. IÜ2. b.) 1519. (Bl. 108. b.
und Bl. I14. a).
Den Kunstfreunden ist es vielleicht nicht unwillkom-
men, eine Recensivn dieses Werkes hier zu finden, wel-
che nach der Urschrift selbst mit Genauigkeit entworfen
wurde, doch mit einiger Veränderung der das allgemei-
nere Verstehen sehr erschwerenden Rechtschreibung. Sollte
dieß für Versündigung an historischer Treue gehalten
werden, so verweise ich auf den, um deutsche Kunstge
schichte erfolgreich bemühten Hrn. Heller in Bamberg,
dem ich daS Ganze in der ursprünglichen Gestalt zu be-
liebigem Gebrauche mittheilte. — Da wir überdieß von
diesem Gelehrten in seiner Biographie Dürers eine er-
schöpfende Würdigung des auffallend abweichenden Ver-
hältnisses der Dürerscheu Handschrift zu dem spatern,
darauf gegründeten Abdrucke zu erwarten haben: so ent-
halte ich mich hinsichtlich ihrer alles Urtheils, und er-
laube mir nur, auf den bescheidenen und gemütblichen
Sinn besonders hinzudenten, der aus den selbstverfaßten
Nachrichten des kräftigen Malers spricht, dem seine stpli-
stische Unbchvlfenheit leicht nachzcsehen und verziehen
werden kann, wenn man erwägt, daß er kein italienischer,
sondern eben ein deutscher Künstler war, dessen eigene
Entschuldigunzsgründc allerdings Gewicht haben.
Blatt.
6. Oktober i 8 2 Z.
Auf dem Titclblatte ist die Handschrift durch die
Worte eröffnet:
„1523.
zu Nürnberg.
Das ist Albrecht Dürers erstes
Büchle, das er selbs gemacht hat.
Das Buch hat gebessert und im i528ten in
Druck gericht't."
Albrecht Dürer.
<Hier sein gewöhnliches Monogramm.)
Dann folgen nachstehende zwep, an Willibald Pirk-
heimer gerichtete Originalbriefe des Meisters, -worin
Dürer dem ihm befreundeten Patrizier einige Weisungen
giebt, was er in der durch diesen zu schreibenden Vor-
rede gesagt wünscht; und späterhin manches andeutet,
das in dem ersten Entwürfe etwa noch abzuändern wäre:
A.
„Mein Herr ich bitt Euch, wollt die Vorred also
stellen wie ich Euch unten anzeig:
Erstlich begehr ich, daß kein Ruhm noch Hoffart in
ihr gespürt werd.
Das Ander, daß gar keins Neids gedacht werd.
Das Dritt, daß von Nichten anders gercd't werd,
denn (als) das in diesen Büchern steht.
Das Viert, daß nichts Gestohln's aus andern Bü-
chern gebraucht werd.
Das Fünft, daß ich allein unfern deutschen Jüng-
lingen sürschreib.
Das Sechst, daß ich die Wahlen (Italiener) fast
(sehr) lob in ihren nacketen Bildern und zuvor in der
Perspectiva.
Das Siebent, daß ich die bitt, die etwas Künst-
lichs bei sich haben, daß sie's lassen an Lag kummcn."
L.
„Günstiger Herr, ich bilt Euch in aller Lieb, wollet
nit Unwillen haben, noch auf mich xrlrnen, auch nit ge-
denken, daß ich Euch zu lernen unterstehn wolle, indem
daß ich gern in dieser Vorred etwas ändern und austhan