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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 5.1894

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Rogge, Theodor: Portugiesische Fayencefliesen (Azulejos)
DOI Artikel:
Moser, F.: Die Kunstgewerbe- und Handwerkerschule zu Magdeburg 1793-1893
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https://doi.org/10.11588/diglit.4565#0013

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DIE KUNSTGEWERBE- UND HANDWERKERSCHULE ZU MAGDEBURG 1793 — 1893.

drale von Portalegre sind auf der Farbentafel unten
rechts und in der Kopfleiste Seite 1 abgebildet. Der
Grundstein zu dieser Kirche wurde 1565 gelegt.

Im folgenden Jahrhundert treten mehr und
mehr figürliche Darstellungen in den Vordergrund,
umgeben von reichen architektonischen Umrahmun-
gen, das Ganze herge-
stellt in zwei Tönen blau
und Kontur der gleichen
Farbe.

In der Sakristei der
Kath edrale vonPortalegre

nehmen Darstellungen
aus dem Leben der hei-
ligen Maria die ganzen

Wandflächen ein, eingerahmt von reichem Renais-
sancedekor, Arabesken mit Hippokampen, Amo-
retten und Fruchtschnüren. Eine Anzahl dergleichen
Wandbekleiduiigen finden sich in den Lissaboner
Kirchen. Auch habe ich einige Fassaden mit Azu-
lejos bekleidet in Lissabon aus dem 17. Jahrhundert

Fig 4. Muster aus dem Palacco da Baealhoa.

vorgefunden. Aus dem 18. Jahrhundert seien die
prachtvollen Azulejos von S. Bernardo zu Portalegre
erwähnt, reiche figürliche Darstellungen, dem Wunder
der heil. Taufe gewidmet und mit der Jahreszahl
1739 versehen.

Die Fabrikation von Azulejos in Portugal hat
eigentlich nie aufgehört
zu existiren und dauert
noch heute fort. In
Lissabon z. B. werden
noch immer viele Fay-
encefliesen zur Beklei-
dung der Häuserfassaden
angewendet. Auf künst-
lerischen Wert können
die heutigen Fabrikate kaum Anspruch machen,
schon der Geschmacklosigkeit ihrer Dessins halber,
die sich zum großen Teil auf bloße Schablonen-
malerei beschränken.

1REODOR EOG OK

DIE KUNSTGEWERBE- UND HANDWERKERSCHULE
ZU MAGDEBURG 1798-1893.

AS Bedürfnis, den jungen
Handwerkern öffentlichen
Zeichenunterricht zu bieten,
war weder im Mittelalter noch
in der Renaissanceperiode
vorhanden; rechnete man
es doch schon zu den Aus-
nahmen, wenn der für ein
Handwerk bestimmte Knabe einen dürftigen Reli-
gionsunterricht und einige Unterweisung im Lesen
und Schreiben zu erhalten in der Lage war. Somit
war die Werkstätte für die jungen Handwerker eine
universelle Bildungsanstalt, deren Leistungsfähigkeit
selbstverständlich mit der Intelligenz und Geschick-
lichkeit des Meisters in engstem Zusammenhange
stand. Unsere Museen mit den Schätzen deutschen
Gewerbefleißes vergangener Jahrhunderte stellen
wahrlich einem großen Teile jener ersten „Gewerbe-
lehrer" ein glänzendes Zeugnis aus, welcher Um-
stand allerdings nicht zu dem Schlüsse berechtigt,
dass es heute noch das Richtigste wäre, wenn die

Meister auch die theoretische Ausbildung über-
nehmen wollten.

Dieser Werkstattunterricht blieb derselbe noch
im 17. und 18. Jahrhundert und erst im letzten
Viertel des vorigen Säculums entstanden schwache
Anfänge öffentlichen Gewerbeunterrichts in Frank-
reich, England und Deutschland.

Gemeinnützig denkende Männer, welche das
Bedürfnis erkannten, der praktischen Unterweisung
in der Werkstätte den theoretischen Unterricht, ins-
besondere im Zeichnen, hinzuzufügen, regten im
Süden, Norden und Osten Deutschlands fast alle
gleichzeitig die Errichtung von „Kunstschulen" an,
welche übrigens nicht etwa Künstler heranbilden,
sondern lediglich zur Ausbildung von Handwerkern
dienen sollten.

Ahnlich wie Kefer in München, Kähnt in Braun-
schweig u. s. w., so griff auch in Magdeburg ein
Mann, dem das allgemeine Wohl mehr am Herzen
lag als seine Bequemlichkeit, der damalige Geh.
.Tustizrat Vangerow, die Idee zur Errichtung einer
 
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