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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 6.1895

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Kleine Mitteilungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.4566#0039

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KLEINE MITTEILUNGEN.

gerade über diese Verhältnisse im deutschen Osten zur Zeit
der Renaissance sehr wenig bekannt ist. Wer die Schwierig-
keit derartiger archivalischer Nachforschungen kennt, bei
denen man vielfach auf den Zufall angewiesen ist, wird das
Ergebnis einer stattlichen Reihe von Meisternamen sowie
der Ermittelungen über die Stempelung der Silberarbeiten
in Königsberg hoch anerkennen. Der dritte Abschnitt bietet
eine eingehende und musterhafte sachliche Beschreibung
der zwanzig Bände und wird durch die auf zwölf Tafeln ge-
gebenen Lichtdruckabbildungen der bedeutendsten und schön-
sten unter ihnen ergänzt. Die Früchte der kunstgeschicht-
lichen und kunstkritischen Betrachtung sind in den beiden
letzten Abschnitten des Buches enthalten. Mittelst einer
genauen Analyse und sorgfältigen Vergleichung der stilis-
tischen Eigentümlichkeiten werden die einheimischen 17
Bände in drei Gruppen geschieden, über deren Zusammen-
gehörigkeit man nach den Darlegungen nicht zweifelhaft
sein kann, selbst wenn man der Zuteilung an die drei Meis-
ter Hieronyinus Kösler, Gerhard Lentz und Paul Hofmann
sich nicht rückhaltlos anzuschließen und namentlich die
Beweise für die Urheberschaft des letzten (undeutliches Mo-
nogramm und eine vielleicht überhaupt nicht als Urheber-
marke heranzuziehende Gravirung im Schilde) als nicht aus-
reichend anerkennen kann. In dem Abschnitt „Kunstge-
schichtliche Würdigung'', der den Glanzpunkt des Werkes
bildet, wird nicht nur der künstlerische Wert und die Be-
deutung der Silberbibliothek sachlich und unbefangen fest-
gestellt, sondern es ist auch dem Verfasser gelungen, durch
Heranziehung von Stielten und von Plaketten (die sich in
verschiedenen, von ihm besuchten Museen befinden) den
Nachweis zu führen, auf welche Quellen die meisten der
Gravirungen und gegossenen Reliefdarstellungen allegorischen
und biblischen Charakters zurückgehen. Untersuchungen
dieser Art, methodisch mit solcher Sachkenntnis und in
solchem Umfang angestellt, sind bis jetzt bei derartigen
Monographieen noch so selten, dass man das vorliegende
Werk direkt als vorbildlich bezeichnen kann, um so mehr
als seine reichen, hierdurch erzielten Ergebnisse auf diesen
Weg weisen. Oz.

Berliner Qeiccrbcousstellung von 1896. Die Architekten
Grisebach, Hoffaeker und Bruno Schmitz haben als Mit-
glieder der Baukommission die generellen Pläne für die Ge-
staltung der Ausstellung bereits ausgearbeitet und sind,
nachdem diese Pläne den Beifall der Baukommission und
des geschäftsführenden Ausschusses erlangt haben, mit der
weiteren Ausarbeitung des Projekts betraut worden. Es ist
bei der Disposition des Hauptgebäudes darauf Rücksicht ge-
nommen, dass dem Kunstgewerbe die vordersten und best-
gelegensten Räume zugewiesen werden können, damit das
Kunstgewerbe für die dekorative Gesamtgestaltung in be-
sonders wirksamer Weise herangezogen werden kann. Im
Vorstande des Berliner Kunstgewerbevereins arbeitet man
z. Zt. ein Programm aus, wonach unter Mitwirkung der be-
deutendsten Künstler, welche in steter Fühlung mit dem
Kunsthandwerk stehen, die Beteiligung des Kunstgewerbes an
der Ausstellung in vorteilhaftester Weise geregelt werden soll.

Aus „Bilder aus der Zeitjdes Bauernkrieges".
Gezeichnet von Josef Sattleh.

Die Zulassung des Kunstgewerbes auf den Kunstaus-
stellungen. Außer auf der Münchener Jahresausstellung
waren dieses Jahr auch auf der großen Berliner Kunstaus-
stellung Erzeugnisse des Kunstgewerbes zugelassen, „soweit
sie in Ausführung und Erfindung das Gepräge eines Kunst-
werks zeigten und zu ihrer Ausstellung von seiten der Aus-
stellungskommission besonders eingeladen wurde", wie das
Programm näher bestimmte. Wenn nun trotz dieser Klausel
nicht alles, was eingesandt wurde, der erstgenannten Be-
dingung entsprach, so darf man deshalb doch das Vorgehen
der Berliner Kunstausstellungskommission um so freudiger
begrüßen, als man hoffen darf, dass nunmehr dauernd den
wirklichen Kunstleistungen auf dem Gebiete des Kunst-
gewerbes die Zulassung zu den Kunstausstellungen, wie dies
ja im Pariser Salon schon längst der Fall ist, in die Wege
geleitet und damit die Gleichberechtigung mit den Werken
der Malerei, Plastik und der graphischen Künste ausgespro-
chen ist. Bedingung ist und bleibt unstreitig, dass an die
zuzulassenden Werke der strengste Maßstab angelegt wird,
in welcher Beziehung man wohl, durch die Verhältnisse ge-
zwungen, das erste Mal etwas nachsichtig verfahren ist.
Trotzdem waren unter den 120 ausgestellten Gegenständen,
welche von 58 Ausstellern eingesandt waren, manche sehr
hervorragende Leistungen zu verzeichnen. Mit die bedeu-
tendsten Arbeiten hatte Professor Fritz v. Miller in München
eingesandt. Wir hotten, im nächsten Hefte von einigen
Arbeiten Abbildungen bringen zu können. Oberhaupt hatte
München die Berliner Ausstellung sehr reich und gut be-
schickt, daneben war Karlsruhe durch eine Sonderausstellung
hervorragender Entwürfe von Direktor Professor Götz und
anderen vertreten. Ferner hatten Frankfurt, Hanau, Stutt-
gart, Straßburg, Heidelberg und Wien je einen Aussteller
zu verzeichnen. Berlin war, wenn auch zunächst nur der
Zahl nach, am stärksten vertreten. Unter den 28 Ausstellern
hatte insbesondere die Königliche Porzellanmanufaktur be-
deutende Leistungen aufzuweisen Ob nun bei der vor kurzem
stattgefundenen Preisjury auch das Kunstgewerbe bedacht
worden ist, ist z. Zt. noch nicht bekannt, da das Urteil der
Jury noch der Bestätigung Sr. Majestät des Kaisers bedarf.
Jedenfalls müssen das nächste Mal die Kunstgewerbetreiben-
den durch besonders strenge Auswahl der einzusendenden
Werke das so schwer eroberte Feld zu behaupten suchen.
 
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