KLEINE MITTEILUNGEN.
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Weise der Export der österreichischen Kunstindustrie zu
heben sei, beschäftigte sich der Ausschuss schon lange Zeit.
In der außerordentlichen Generalversammlung vom 18. Juni
wurde auf die Notwendigkeit der Einleitung eines diesbezüg-
lichen Aktion hingewiesen, und in der Plenarsitzung vom
C.November stellte Dr. Leisching einen darauf bezüglichen, aus-
führlich motivirten Antrag. Die Gesamteinnahmen betrugen
im Jahre 1894 9511.33 fl., die Ausgaben 8575.18 fl.
Breslau. Kunstgewerbeverein. Ausstellung japanischer
Füllungen im kunstgewerblichen Saal des Prov.-Mtiseums.
In den Museumsräumen der schönen Künste hat M. Kimbel
eine Kollektion japanischer Arbeiten ausgestellt, teils Lack-,
teils Holztafeln. Dieselben enthalten Objekte aus der Flora,
dem Volksleben und dem Tierleben entlehnt. Die Dar-
stellungen beweisen wieder die hohe künstlerische Ent-
wicklung und bedeutende Handgeschicklichkeit des merk-
würdigen Volkes. Die Naturbeobachtung ist oft ganz über-
raschend, so dass man glauben sollte, die Monientphotographie
habe als Hilfsmittel gedient. Es sind nicht einzelne Genies,
die in Japan so Außerordentliches leisteten, sondern diese
hohe Stufe ist durch langjährige praktische Erziehung erreicht.
Diese Erziehung ist nicht in kunstgewerblichen Schulen, sondern
in Werkstätten gepflegt worden und ruht auf einer stetig
fortgesetzten scharfen Beobachtung der Natur. Es kommt
allerdings noch hinzu, dass die einzelnen Stücke mit unend-
licher Liebe behandelt worden sind. Wieviel Zeit darauf
verwandt wurde, danach fragte man meist nicht. Bei der
Bedürfnislosigkeit der mongolischen Rasse steht der Lohn
für gute Arbeit auch lange nicht so hoch im Preise, als in
Europa, wo der Geldpunkt stets die Hauptrolle spielt.
—u— Vforzlieim. Nach dem Bericht über die Groß-
herxogl. Kunstgewerbeschule in Pforzheim für das Schul-
jahr 1894/95 bildet dieselbe als Fachschule für die Metall-
industrie der Stadt eine selbständige Anstalt. Vom 1. Jan. 1SS7
ab ist die Schule in die staatliche Verwaltung übernommen
worden; die Stadtgemeinde leistet einen bestimmten be-
ständigen Beitrag und die Lokalitäten. Am 1. Juli 1892 ist
die obere Aufsicht und Leitung der Anstalt an den neu er-
richteten Großh. Gewerbeschulrat übergegangen. Für die
Ergänzung der inneren Einrichtung und der Lehrmittel sind
im Etatjahr 1894/95 4900 M. genehmigt worden. Eine
Üehülerausstellung für 1893/94 fand nicht statt, weil eine
solche in Vereinigung mit der Pforzheimer Bijouterie-Fach-
ausstellung vom 4. Juni bis 9. Juli 1893 stattgefunden hat.
Durch freiwillige Beiträge von Pforzheimer Bürgern wurde
vor mehreren Jahren das Kapital zur Kunstgewerbeschul-
Stiftung aufgebracht und die Summe desselben betrug bei
Beginn der Schule über 38000 M. Hiervon wurden nach
Besohlusa der Stifter über 8000 11. zur Gründung einer
Vorlagen- und Modellsammlung ausgeschieden, 30000 M.
aber zu einer Stiftung bestimmt, deren Zinsen zu außer-
ordentlichen Anschaffungen von Modellen, zu Stipendien an
Schüler und zu Prämien für hervorragende Leistungen be-
gabter und fleißiger Schüler verwendet werden sollen. Im
verflossenen Jahre wurden 56 M, für Prämien, 530 M. für
Stipendien und 050 M. für Lehrmittel verausgabt. Der Lehr-
kursus der Schule ist dreijährig. Zur Aufnahme als Schüler
-ist der .durch eine Prüfung zu gebende Nachweis derjenigen
Kenntnisse erforderlich, welche auf einer zweiklassigen Ge-
werbeschule erworben werden. Im Jahre 1894/95 betrug die
Schülerzahl 233 gegen 253 im Jahre 1893/94.
<i_^BLECH ERSCHAU-
Böse Zustände im Gewerbe Ende des 19. Jahr-
hunderts. Von Martin Kimbel. Breslau 1894. A. Kurtze.
Als würdiges Seitenstück schließt sich diese 115 Seiten
lange Jeremiade dem von mir s. Z. •) gekennzeichneten
Büchlein: „Nothruf des Kunstgewerbes in Preußen, dessen
Schulung und Niedergang" an. Ebenso willkürlich wie
schon in der Citirung dieses Opus auf dem jetzigen Titel-
blatt — hier heißt es sogar: „Niederung"! — erweist sich
wieder der Verfasser durchweg in der Behandlung unserer
geliebten Sprache. Es ist in der That zu arg, dass solche
Schriftsteller noch Verleger finden können. Wer keine Naht
herstellen kann, sollte nicht Schneider, wer kein Brett be-
hobeln kann, nicht Tischler sein wollen; und wer seine Ge-
danken nicht in deutliche Sätze bringen kann, sollte auch
nicht unter die Schriftsteller gehen. Die kühnsten Stilblüten,
die mir seit vielen Jahren vorgekommen sind, werden an Dut-
zenden von Stellen übertroffen durch die Leistungen des Ver-
fassers. Man urteile selbst: „Der Siegeswagen, der nun
schon seit Ende vorigen Jahrhunderts als sogenannte
Revolution ununterbrochen und mit Hilfe des Dampfes und
der Elektricität die geistige Bewegung immer schärfer ver-
körpert und ohne Reiseprogramm dahineilt, braucht keine
Sonderbündler. Die Anregung hierzu liegt nicht zum min-
desten in dem internationalen Verkehr der Weltteile und
ihrer Produkte etc. (S. 56)." Und S. 57: „Unter der jetzt ge-
gebenen Behandlung der Lösung dieses Programms (sc. der
Arbeiterpartei) in seiner Gewaltsamkeit wird leider der Ast,
der der Industrie eine Stütze bietet, zum großen Teil von
ihnen selbst abgeschnitten. Ich verlange vor allem von den
Führern, dass sie alles das, was den klaren Blick des Ein-
zelnen trübt, beseitigen. Dies ist in erster Linie die Trunk-
sucht und Veredelung des Berufs durch Ausnützung ge-
botener Mittel etc." Es ist wahr: In Deutschland ist nichts
so ungeschickt, so ungeheuerlich in der Form, dass es nicht
gedruckt würde. Wann werden wir endlich von den Fran-
zosen in dieser Beziehung lernen und wie sie jedes Erzeug-
nis a limine zurückweisen, welches den guten Ton auf dem
Gebiete des Schrifttums gröblich verletzt! Eine Tortur, ein
solches Buch durchlesen zu müssen! Was den Inhalt anlangt,
sollte man glauben, sich darüber aus dem vorausgehenden
Inhaltsverzeichnis belehren zu können. Weit gefehlt! Ohne
Angabe von Seitenzahlen finden sich in krauser Unordnung
die heterogensten Dinge unmittelbar an einander gereiht.
Dem „Eid als Beweismittel" folgt „Abendschulen", dem
„Deutschen Beamtenwesen" „Lotteriespiel", dem „Arbeiter
und Kapital" „Moderne Litteraturauswüchse" (wobei er u. a.
in Hauptmann''s Webern" S. 112 einen „Orgus von Jammer
und Stumpfsinn" erblickt). Und nicht etwa, dass diese Ab-
schnitte getrennt erscheinen; vielmehr geht alles im end-
losen Durcheinander weiter. Auch hat der Verf. nach dem
Verzeichnis manches wohl nur sagen wollen, was gar nicht
vorhanden ist, oder er verlangt, dass wir es zwischen seinen
1) Siehe Kunstgewerbeblatt 1892/93 S. 222.
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Weise der Export der österreichischen Kunstindustrie zu
heben sei, beschäftigte sich der Ausschuss schon lange Zeit.
In der außerordentlichen Generalversammlung vom 18. Juni
wurde auf die Notwendigkeit der Einleitung eines diesbezüg-
lichen Aktion hingewiesen, und in der Plenarsitzung vom
C.November stellte Dr. Leisching einen darauf bezüglichen, aus-
führlich motivirten Antrag. Die Gesamteinnahmen betrugen
im Jahre 1894 9511.33 fl., die Ausgaben 8575.18 fl.
Breslau. Kunstgewerbeverein. Ausstellung japanischer
Füllungen im kunstgewerblichen Saal des Prov.-Mtiseums.
In den Museumsräumen der schönen Künste hat M. Kimbel
eine Kollektion japanischer Arbeiten ausgestellt, teils Lack-,
teils Holztafeln. Dieselben enthalten Objekte aus der Flora,
dem Volksleben und dem Tierleben entlehnt. Die Dar-
stellungen beweisen wieder die hohe künstlerische Ent-
wicklung und bedeutende Handgeschicklichkeit des merk-
würdigen Volkes. Die Naturbeobachtung ist oft ganz über-
raschend, so dass man glauben sollte, die Monientphotographie
habe als Hilfsmittel gedient. Es sind nicht einzelne Genies,
die in Japan so Außerordentliches leisteten, sondern diese
hohe Stufe ist durch langjährige praktische Erziehung erreicht.
Diese Erziehung ist nicht in kunstgewerblichen Schulen, sondern
in Werkstätten gepflegt worden und ruht auf einer stetig
fortgesetzten scharfen Beobachtung der Natur. Es kommt
allerdings noch hinzu, dass die einzelnen Stücke mit unend-
licher Liebe behandelt worden sind. Wieviel Zeit darauf
verwandt wurde, danach fragte man meist nicht. Bei der
Bedürfnislosigkeit der mongolischen Rasse steht der Lohn
für gute Arbeit auch lange nicht so hoch im Preise, als in
Europa, wo der Geldpunkt stets die Hauptrolle spielt.
—u— Vforzlieim. Nach dem Bericht über die Groß-
herxogl. Kunstgewerbeschule in Pforzheim für das Schul-
jahr 1894/95 bildet dieselbe als Fachschule für die Metall-
industrie der Stadt eine selbständige Anstalt. Vom 1. Jan. 1SS7
ab ist die Schule in die staatliche Verwaltung übernommen
worden; die Stadtgemeinde leistet einen bestimmten be-
ständigen Beitrag und die Lokalitäten. Am 1. Juli 1892 ist
die obere Aufsicht und Leitung der Anstalt an den neu er-
richteten Großh. Gewerbeschulrat übergegangen. Für die
Ergänzung der inneren Einrichtung und der Lehrmittel sind
im Etatjahr 1894/95 4900 M. genehmigt worden. Eine
Üehülerausstellung für 1893/94 fand nicht statt, weil eine
solche in Vereinigung mit der Pforzheimer Bijouterie-Fach-
ausstellung vom 4. Juni bis 9. Juli 1893 stattgefunden hat.
Durch freiwillige Beiträge von Pforzheimer Bürgern wurde
vor mehreren Jahren das Kapital zur Kunstgewerbeschul-
Stiftung aufgebracht und die Summe desselben betrug bei
Beginn der Schule über 38000 M. Hiervon wurden nach
Besohlusa der Stifter über 8000 11. zur Gründung einer
Vorlagen- und Modellsammlung ausgeschieden, 30000 M.
aber zu einer Stiftung bestimmt, deren Zinsen zu außer-
ordentlichen Anschaffungen von Modellen, zu Stipendien an
Schüler und zu Prämien für hervorragende Leistungen be-
gabter und fleißiger Schüler verwendet werden sollen. Im
verflossenen Jahre wurden 56 M, für Prämien, 530 M. für
Stipendien und 050 M. für Lehrmittel verausgabt. Der Lehr-
kursus der Schule ist dreijährig. Zur Aufnahme als Schüler
-ist der .durch eine Prüfung zu gebende Nachweis derjenigen
Kenntnisse erforderlich, welche auf einer zweiklassigen Ge-
werbeschule erworben werden. Im Jahre 1894/95 betrug die
Schülerzahl 233 gegen 253 im Jahre 1893/94.
<i_^BLECH ERSCHAU-
Böse Zustände im Gewerbe Ende des 19. Jahr-
hunderts. Von Martin Kimbel. Breslau 1894. A. Kurtze.
Als würdiges Seitenstück schließt sich diese 115 Seiten
lange Jeremiade dem von mir s. Z. •) gekennzeichneten
Büchlein: „Nothruf des Kunstgewerbes in Preußen, dessen
Schulung und Niedergang" an. Ebenso willkürlich wie
schon in der Citirung dieses Opus auf dem jetzigen Titel-
blatt — hier heißt es sogar: „Niederung"! — erweist sich
wieder der Verfasser durchweg in der Behandlung unserer
geliebten Sprache. Es ist in der That zu arg, dass solche
Schriftsteller noch Verleger finden können. Wer keine Naht
herstellen kann, sollte nicht Schneider, wer kein Brett be-
hobeln kann, nicht Tischler sein wollen; und wer seine Ge-
danken nicht in deutliche Sätze bringen kann, sollte auch
nicht unter die Schriftsteller gehen. Die kühnsten Stilblüten,
die mir seit vielen Jahren vorgekommen sind, werden an Dut-
zenden von Stellen übertroffen durch die Leistungen des Ver-
fassers. Man urteile selbst: „Der Siegeswagen, der nun
schon seit Ende vorigen Jahrhunderts als sogenannte
Revolution ununterbrochen und mit Hilfe des Dampfes und
der Elektricität die geistige Bewegung immer schärfer ver-
körpert und ohne Reiseprogramm dahineilt, braucht keine
Sonderbündler. Die Anregung hierzu liegt nicht zum min-
desten in dem internationalen Verkehr der Weltteile und
ihrer Produkte etc. (S. 56)." Und S. 57: „Unter der jetzt ge-
gebenen Behandlung der Lösung dieses Programms (sc. der
Arbeiterpartei) in seiner Gewaltsamkeit wird leider der Ast,
der der Industrie eine Stütze bietet, zum großen Teil von
ihnen selbst abgeschnitten. Ich verlange vor allem von den
Führern, dass sie alles das, was den klaren Blick des Ein-
zelnen trübt, beseitigen. Dies ist in erster Linie die Trunk-
sucht und Veredelung des Berufs durch Ausnützung ge-
botener Mittel etc." Es ist wahr: In Deutschland ist nichts
so ungeschickt, so ungeheuerlich in der Form, dass es nicht
gedruckt würde. Wann werden wir endlich von den Fran-
zosen in dieser Beziehung lernen und wie sie jedes Erzeug-
nis a limine zurückweisen, welches den guten Ton auf dem
Gebiete des Schrifttums gröblich verletzt! Eine Tortur, ein
solches Buch durchlesen zu müssen! Was den Inhalt anlangt,
sollte man glauben, sich darüber aus dem vorausgehenden
Inhaltsverzeichnis belehren zu können. Weit gefehlt! Ohne
Angabe von Seitenzahlen finden sich in krauser Unordnung
die heterogensten Dinge unmittelbar an einander gereiht.
Dem „Eid als Beweismittel" folgt „Abendschulen", dem
„Deutschen Beamtenwesen" „Lotteriespiel", dem „Arbeiter
und Kapital" „Moderne Litteraturauswüchse" (wobei er u. a.
in Hauptmann''s Webern" S. 112 einen „Orgus von Jammer
und Stumpfsinn" erblickt). Und nicht etwa, dass diese Ab-
schnitte getrennt erscheinen; vielmehr geht alles im end-
losen Durcheinander weiter. Auch hat der Verf. nach dem
Verzeichnis manches wohl nur sagen wollen, was gar nicht
vorhanden ist, oder er verlangt, dass wir es zwischen seinen
1) Siehe Kunstgewerbeblatt 1892/93 S. 222.