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Laur-Belart, Rudolf
Vindonissa: Lager und Vicus — Römisch-Germanische Forschungen, Band 10: Berlin, Leipzig, 1935

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https://doi.org/10.11588/diglit.42465#0011
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Vorwort.

Die vorliegende Arbeit befaßt sich mit den Ergebnissen der Ausgrabungen, welche
die Gesellschaft Pro Yindonissa in Brugg seit dem Jahre 1897 auf dem Boden der römischen
Niederlassung Yindonissa durchführt. Ihr Ziel ist ein doppeltes: Der tatsächliche Befund
der Ausgrabungen soll in Wort und Bild geschildert und der Wissenschaft in zusammen-
hängender Darstellung vorgelegt werden, sodaß ein Zurückgreifen auf die Grabungs-
berichte nur noch in ganz besonderen Einzelfragen nötig sein wird. Anderseits sollen aber
auch die Schlußfolgerungen, die von den Ausgräbern in bezug auf Bestimmung und Alter
aus den Funden gezogen wurden, einer kritischen Beleuchtung unterstellt werden. Das
bringt mit sich, daß sich die Untersuchung bisweilen auf kleine und kleinste Einzelheiten
einlassen muß; ich hoffe, daß der Zusammenhang dadurch nicht zu stark gestört wird.
Absichtlich wurde auf eine Bearbeitung der Kleinfunde verzichtet. Da ihre Zahl heute
schon in die Hunderttausende geht, erfordern sie eine gesonderte Behandlung. Sie werden
hier nur insofern herangezogen, als sie für die Erklärung der Bauten von Bedeutung sein
können.
Die Erforschung der Topographie Vindonissas ist für die ersten drei Jahrzehnte das
Werk Samuel Heubergers. Mit seinen Grabungsberichten und Arbeiten werde ich mich
vor allem zu beschäftigen haben. Wenn ich bisweilen zu anderen Ergebnissen komme
als er, so ist nicht zu vergessen, daß sich die Brugger Archäologen im Laufe der Jahre
erst in die Bodenforschung einarbeiten mußten; daß ein Grabungsobjekt, wenn es nach
Jahren in seiner Umgebung vorliegt, anders beurteilt werden kann, als wenn man es einzeln
untersuchen muß; daß überhaupt die Zusammenhänge und feineren Unterscheidungen
erst im Laufe der Zeit ans Licht treten. Auch heute sind wir ja noch lange nicht am Ende.
Ich bin überzeugt, daß nach weiteren Grabungen manche der im folgenden vorzutragenden
Ansichten verbessert oder gar umgestoßen werden. Wenn ich mir erlaubte, früher als
feststehende Tatsachen geltende Urteile mit kritischen Augen zu untersuchen, so bin ich
mir doch am besten der Schwäche einer Arbeit bewußt, die sich auf so unvollkommene
Grundlagen stützen muß, wie das bei Yindonissa trotz allen Anstrengungen der Gesell-
schaft immer noch der Fall ist. Auf der andern Seite wird Gelegenheit genug vorhanden
sein, auf die hohen Verdienste Heubergers und seiner Mitarbeiter um die Erforschung
Vindonissas und auf ihren Scharfsinn in Untersuchung und Auswertung der Grabungen
hinzuweisen. Gelegentliches Zurückgreifen auf frühere Forscher, wie z. B. Franz Ludwig
Haller von Königsfelden (um 1800), wird zeigen, wie Vindonissa schon lange die Auf-
merksamkeit nachdenklicher Leute erregt hatte, welch grundlegender Umschwung jedoch
mit dem Jahre 1897 in seiner Erforschung eintrat.
Es war ursprünglich beabsichtigt, die Arbeit mit dem Jahre 1930, d. h. mit der großen
Thermengrabung, abzuschließen. Im allgemeinen habe ich diese Abgrenzung auch einge-
halten. Eine spätere Fortsetzung wird mit der Grabung 1931 beginnen müssen. Trotzdem
konnte ich es mir nicht versagen, gelegentlich Ergebnisse der letzten drei Jahre im Text
und vor allem in den Ubersichtsplänen zu verwerten. Besondere Sorgfalt verlegte ich
auf eine zuverlässige und saubere Darstellung der Pläne. Trotzdem muß ich den kriti-

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