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Laur-Belart, Rudolf
Vindonissa: Lager und Vicus — Römisch-Germanische Forschungen, Band 10: Berlin, Leipzig, 1935

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https://doi.org/10.11588/diglit.42465#0113
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D. Zusammenfassung.
Zum Schluß stelle ich diejenigen Ergebnisse meiner Untersuchung zusammen, die Neues
bringen, bisherige Auffassungen modifizieren oder schärfer fassen.
Die Gründung des Legionslagers Vindonissa erfolgte sehr wahrscheinlich in den
allerletzten Jahren des Kaisers Augustus, zwischen 9 und 14 n. Chr.1).
Der XIII. Legion können an Bauten erst spärliche Reste von Holzbaracken mit Abfall-
gruben auf der ‘Breite’2), ein vereinzelter Graben auf der Ostfront3), mit ziemlicher Wahr-
scheinlichkeit die Erdholzwälle beim Nordtor 4), Reste eines Bades mit Laconicum 5) und
die erste Anlage des Amphitheaters zugeschrieben werden 6). Der Schutthügel wurde in
seinem ältesten, östlichsten Teil schon von dieser Legion angelegt7). Die außerordentliche
Größe des späteren Forums zeigt neben geographischen Überlegungen die Bedeutung von
Vindonissa auch als Marktort, und macht es mehr als wahrscheinlich, daß hier der bei
Ptolemaeus genannte Ort Forum Tiberii zu suchen ist8).
Die XXI. Legion ist die Erbauerin des claudisch-neronischen Steinlagers,
dessen Form uns geläufig ist. Es liegen ihm die gleichen Maße zugrunde wie demjenigen
von Novaesium, nämlich: Cardo maximus = 1500'9); Decumanus maximus = 2000'; Ver-
hältnis von Länge zu Breite = 3 : 410). Der Flächeninhalt dagegen ist wegen der unregel-
mäßigen Form mit seinen 22.17 ha kleiner als in Novaesium. Für die beiden Spitzgräben
wurden folgende Maße ermittelt: Tiefe des inneren Grabens = 7', des äußeren = 6'; Breite
des inneren Grabens mit Berme = 32', des äußeren = 16', zusammen = 48' oder 14.20 m11).
Auf der Südfront zeigt sich eine von diesem Schema etwas abweichende Verteilung, die
jedoch die gleiche Gesamtbreite ergibt12). Der Wall bestand aus zwei parallelen, mit
Erde ausgefüllten Mauern von 3 m Gesamtbreite im Auf gehenden13). An Türmen kann
mit einiger Sicherheit nur der Geschützturm an der Südwestecke dem claudisch-neronischen
Lager zugewiesen werden14). Dazu gehören auch Nord- und Südtor in ihrer heute
vorliegenden Gestalt; die regelmäßig angeordneten Löcher in ihren Fundamenten rühren
von den hölzernen Hauptträgern früherer Holztore her15). Das Nordtor scheint erst einige
Zeit nach dem Wall in Stein umgebaut worden zu sein16). Das Westtor gehört nicht zu
diesem Lager; die Pomponius-Inschrift kann nicht von ihm stammen17). Die Via princi-
palis (Nord—Südstraße) ist auffallend schmal (20' = 5.92 m), in ihrer südlichen Hälfte
solid, in der nördlichen dagegen sehr schwach gebaut und hat ihr Gefälle von Süd nach
Nord18). Der vom Schema abweichende Verlauf der Westoststraße und die Verschiebung
des Westtores können vorläufig nur mit Rücksicht auf die westöstliche Verkehrsrichtung
erklärt werden19). Anzeichen von Nebenstraßen liegen vor beim Nordwall (Via sagularis,
Breite wahrscheinlich 20'), bei der Turnhalle, östlich vom Praetorium und nördlich der

b S. 3 f.
2) S. 3.
3) S. 17.
4) S. 14. 19. 25 f. 64.
6) S. 47.

6) S. 73 f. 10) S. 16.
7) S. 66 f. 11) S. 16 f.
8) S. 76 f. 12) S. 17.
9) Der römische Fuß = 13) S. 19 f.
29.6 cm. Vgl. S. 15 f. 14) S. 23 f.

15) S. 24 ff.
16) S. 26.
17) S. 28 ff.
18) S. 37 ff. 30.
19) S. 40 ff.

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