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Leersum, Evert C.; Martin, Wilhelm
Miniaturen der lateinischen Galenos-Handschrift der Kgl. Oeffentl. Bibliothek in Dresden Db 92 - 93: in phototyp. Reproduktion — Sijthoff, 1910

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https://doi.org/10.11588/diglit.31078#0026
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BESCHREIBUNG DER HANDSCHRIFT.

A. Allgemeines.

Der grossfolio Pergament-Codex in zwei Bänden,
bekannt unter dem Titel Galeni opera varia latine,
interprete Nicol. de Regio, entstand offenbar in der
zweiten Halfte des 15. Jahrhunderts. Ebert x) nennt
Brüssel als Entstehungsort, ohne jedoch einen Grund
dafür anzugeben; FalkensteinÄ) sagt, dass »Schrift,
Pinselführung und Format auf die Niederlande hin-
deuten”, und nennt weiter keinen bestimmten Ent-
stehungsort. Choulant nennt Brüssel * 2 3), offenbar nur in
Anschluss an Ebert.

Nach der Meinung von einigen heutigen Forschern,
die uns freundliche Auskunft gaben, ist der Charakter
des Ganzen Französisch, während ein anderer an Mecheln
als Entstehungsort dachte. Wir iiberlassen es den For-
schern, diese Frage zu lösen. Vielleicht kann die Bestim-
mung des. unten auf dem Titelblatte angebrachten
Wappens in der Sache Klarheit bringen.

Der auf schönem Pergament geschriebene, sehr gut
erhaltene Codex zählt 617 Blätter, mit Blau in mittel-
alterlichen Ziffern paginirt, mit einer Ausnahme (f° i8ov.)
an beiden Seiten beschrieben in zwei Spalten. Ueber
jeder Seite ist in roter Schrift der Titel jedes Buches
geschrieben. Die Seiten sind sorgfältig liniiert und haben
eine Höhe von 45.5 c.M. und eine Breite von 34.3 c.M.
Die Spalten sind 33.3 bis 33.8 c.M. hoch und 11 c.M
breit. Zwischen den Spalten ist in der Mitte eine vertikale
Marge von 1.8 bis 2 c.M.

Die Schrift ist eine sehr deutliche Minuskel von
etwas blasser Schwärze. Die Titel der Fibri und der

1) Geschichte und Beschreibung der Kgl. Oeffentlichen Bibliothek zu
Dresden. Leipzig 1822. S. 261.

2) Beschreibung d. Kgl. Oeffentl. Bibliothek zu Dresden Dresden
1839, S. 243.

3) Gesch. d. anat. Abb., und Naumann’s Archiv.

Capitula sowie deren Inhaltsangaben sind rot, die Unter-
scheidungszeichen der Sätze im Text abwechselnd rot
und blau, die Anfänge der kleineren Abschnitte blau.
Die anderen Kapital-Buchstaben im Text sind vertikal gelb
durchstrichen. An einigen Stellen (z. B. f° 2720) brachte
der Schreiber, an anderen (z. B. f° 258V; der Rubricator
Spielereien an, meist aus einer Gesichtsfratze bestehend.

Der Anfang der grösseren Libri ist mit einer grossen
Miniatur nebst llandverzierung angedeutet, der Anfang
der kleineren Libri und verschiedener Capitula mit einer
kleinen Miniatur nebst Randverzierung. Miniaturen ohne
begleitende Randverzierung kommen nicht vor. Die Maasse
der grossen Miniaturen sind meist 6.5 c.M. Höhe ünd
6.7 c.M. Breite, jedoch wechseln sie bei manchen zwischen
7-8 X 7-3 und 5.8 X 6. Die Maasse der kleinen Miniaturen
sind meist 4.1 c.M. Höhe und Breite, jedoch sind auch
grössere darunter (4.8 X 4.4) und kleinere (3.6 X 3.9).
Meistens sind alle Miniaturen, grössere wie kleinere,
unten etwas breiter als oben.

Die Randverzierungen füllen nur im Titelblatt (siehe
die Abbildung) die Ränder und die Mittelspalte. Auf den
anderen Blättern nehmen sie weniger Platz ein, undsiekom-
men niemals vor auf Seiten, wo keine Miniatur gegeben ist.

Bei den grossen Miniaturen ist die Randverzierung
am reichsten. Steht die grosse Miniatur in der linken
Spalte, so fiillt die Randleiste den Rand links von oben
bis unten und die Ränder über und unter der Spalte,

also in dieser Form: jj^ (Typus A). Steht die grosse

Miniatur in der rechten Spalte, dann füllt die Randver-
zierung die Mittelspalte, einen schmalen Streifen über
dem oberen Rand der Seite und einen breiten Rand unter

ganzen Seite, also in dieser Form: (Typus B).

Den kleinen Miniaturen ist immer nur eine schmale
Randleiste beigegeben, welche bei links stehender Minia-
 
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