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MARTIN SCHONGAUER

Kopf des Apostels selbst ist sogar so gut, daß ich früher an die Möglichkeit dachte, er
könne vom Meister selbst gestochen sein.1 Vielleicht lag dem Stecher dabei eine Zeich-
nung Schongauers zugrunde. Wenn man nach einem bestimmten Künstler aus Schon-
gauers Schule sucht, so käme am ersten für den Stich der Monogrammist J
in Betracht, der vielfach Elemente aus Kupferstichen und Zeichnungen des Meisters
zu neuen Kompositionen zusammenschweißte. Dennoch wage ich nicht, ihm die
energischer und sicherer gestochene große Platte der Jacobsschlacht zuzuschreiben,
um so weniger als in keinem der mehr als 30 erhaltene-n Exemplare das bei ihm typische
Wasserzeichen des Katharinenrades vorkommt. Es sei bei dieser Gelegenheit übrigens
erwähnt, daß sich ebensowenig in der Jacobsschlacht eines der Wasserzeichen findet,
die wir aus den von Schongauer benutzten Papieren kennen. Fünfmal traf ich eine
kleine Krone mit Stange und sechsstrahligem Stern an,2 die mir bei anderen Stechern
des XV. Jahrhunderts nicht begegnet ist.

Jeanne Cuenod erwähnt in der Gazette des Beaux-Arts 'f verschiedene Glasgemälde,
die zwar keine direkten Kopien nach dem Stich, aber doch ersichtlich von ihm beein-
flußt seien, wie z. B. ein solches von 1525 in Notre Dame zu Chalons-sur-Marne,* ein
anderes in Saint-Pierre zu Roye (ca. 1502) und ein drittes in Saint-Pantaleon zu Troyes
aus dem XVII. Jahrhundert.

1 Rep. XV. (1892) p. 132.

2 Ähnlich Briquet 4835. — Basel, Dresden, S. Fr. A., Goluchöw, Gotha, Hamburg
(2 Exemplare) und Untergrainau, S. Berolzheimer.

3 4= Per. vol. IV. (1910) p. 298-301.

4 Kornätzung ebenda p. 299. — Die Abhängigkeit in der allgemeinen Disposition und
in einzelnen Motiven (Jacobus inmitten der nach rechts dem Hohlweg zustürmenden
Reiterschar, der vorn liegende Krieger mit dem abgehauenen Kopf zu Füßen, der Schild
vorn rechts) ist unverkennbar.
 
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