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Kunsthaus Lempertz <Köln> [Editor]; Kunsthaus Lempertz [Editor]; M. Lempertz' Antiquariat (P. Hanstein) [Contr.]
Math. Lempertz'sche Kunstversteigerung: Sammlung Weyerbusch, Elberfeld und anderer Besitz: deutsches und ostasiatisches Porzellan, holländische, deutsche und französische Fayencen, gotische Pergament-Manuskripte, flandrische Gobelins, persische Seiden- und Woll-Teppiche, chinesische u. tibetanische Bronzen, alte französische und rheinische Möbel etc. ; Versteigerung: 8. bis 10. April 1924 — Köln, Nr. 219.1924

DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.17882#0014
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Die Weyerbusch-Sammlung hat von jeher als die bedeutendste keramische Sammlung in den
Rheinlanden und Westfalen gegolten.

Zu einer Zeit, als die Liebhaberei für diese edle Kleinkunst noch sehr wenig verbreitet war —
sie ist in der Hauptsache in den achtziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts entstanden — haben die
Eheleute Emil Weyerbusch und Mathilde geb. Freiin von der Heydt, die Schwester des bekannten Elber-
felder Mäcens, mit Eifer, Liebe und Sachkenntnis ihre Sammlung zusammengebracht, beraten von Kennern,
wie dem bekannten Maler und Sammler Friedrich von Schennis und dem guten Grundsatz huldigend,
nur bei soliden und anerkannten Kunsthandlungen zu kaufen. In dem sehr genauen und ausführlich ge-
führten Inventar finden wir vorwiegend die Namen A. S. Drey in München, Salomon-Dresden, Bourgeois-
Köln. Gute Stücke stammen noch von E. Wolter-Baden-Baden und Laurence-Paris.

Ein großer Teil der Sammlung bildet heute den Stolz des Elberfelder Städtischen Museums, dem
sie von der späteren Besitzerin Frau Emmy Weyerbusch aus Anlaß der Dreijahrhundertfeier der Stadt in
hochherziger väterstädtischer Gesinnung schenkweise überlassen wurde. Wie groß aber der Sammeleifer
der feingebildeten Kenner gewesen ist, geht daraus hervor, daß, nachdem ein so großer Teil dem Städtischen
Museum einverleibt wurde, heute noch eine so reiche Sammlung zum Verkauf kommen kann. Die außer-
ordentliche Schätzung, die man früher gerade dem Meißener Porzellan zuteil hat werden lassen, läßt es
begreiflich erscheinen, daß diese Fabrik reichlich und mit einer Anzahl ausgezeichneter und seltener Stücke
vertreten ist. Aber auch unter den anderen Manufakturen befindet sich, sei es Porzellan oder Fayencen,
manch Interessantes und Kostbares, was auch einem verwöhnten Sammler begehrenswert erscheinen mag.

Elberfeld, den 8. März 1924. Professor Dr. Fries.

Wie Herr Professor Dr. Fries im Vorstehenden betont, liegt der Schwerpunkt der in diesem Ver-
zeichnis beschriebenen Bestände in der keramischen Abteilung und hier wieder bei den Erzeugnissen der
deutschen und ostasiatischen Porzellankunst. Stücke wie die fünf Heroldtassen (Nr. 13), die neun Meißener
Tassen mit farbigen Landschafts-Miniaturen (Nr. 10 und 11) dürften heute wohl nicht mehr allzuhäufig
zum Angebot kommen. Das gleiche gilt von der kleinen Reihe von Böttgersteinzeugen (vor allem Nr.
145, 147, 142], von der großen Frühlingsbüste (Nr. 157), der Pagodenfigur (Nr. 158). Von den Figuren
anderer Manufakturen sind erwähnenswert die beiden sehr schönen Dammfiguren (Nr, 159), der Ludwigs-
burger Kruzifixus (Nr. 163) und die mit Putten verzierte Wiener Pendule (Nr. 156). — Unter den Fayence-
arbeiten nennen wir neben einer ziemlich großen Zahl Delfter Vasen aus dem 17. und 18. Jahrh. vor
allen die wenigen aber sehr guten Schüsseln: Nürnberger Hors d'oeuvre-Schüssel (Nr. 333), vier Schüsseln
von Rouen und Moustiers (Nr. 337, 338. 345, 346), Sovonaplatte (Nr. 335), mehrere Delftschüsseln. Unter
den Silberarbeiten befindet sich ein großer reich getriebener Deckelhumpen von Peter Rohde III, Danzig
um 1690. Die beiden flandrischen Gobelins auf Tafel 5 u. 6 zeichnen sich durch ihre feine Knüpfung
sowie durch Frische der Farben und gute Erhaltung aus. Ebenfalls dem vlämischen Kunstkreise, aber
einer älteren Periode gehören die beiden Horarien-Manuskripte auf Pergament an (beide Flandern 15. Jahrh.),
das eine mit 4, das andere mit 22 blattgroßen Miniaturen, sehr vielen Bordüren und Initialen, in Farben und Gold.

Die ziemlich umfangreiche Abteilung der Möbel enthält in ihrem ersten Teil eine Reihe guter,
meist rheinischer Stücke "des 18. Jahrh., darunter ein geschmackvoll geschnitzter und gegliederter Aachener
Uhrenschrank um 1770 und eine holländische Standuhr in Wurzelholzfournierung mit reichem Werk,
während die zweite Abteilung einige dreißig französische Fourniermöbel aus der Zeit von etwa 1730 bis
1800 beschreibt (Regence, Louis XV., Louis XVI., Directoire), prächtige Arbeiten, zum Teil mit hervor-
ragend schönen Intarsien. Da die meisten dieser Möbel auf den Lichtdrucktafeln abgebildet sind, genügt
es auf diese hinzuweisen.

Kunstauktionshaus Math. Lempertz.
 
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