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Kunsthaus Lempertz <Köln> [Editor]; Kunsthaus Lempertz [Editor]; M. Lempertz' Antiquariat (P. Hanstein) [Contr.]
Math. Lempertz'sche Kunstversteigerung: Werke alter Malerei und Plastik: altes Kunstgewerbe ; Versteigerung: 14. Dezember 1926 — Köln, Nr. 247.1926

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https://doi.org/10.11588/diglit.17748#0011
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Zwei süddeutsche Malereien vom Anfänge des 16. Jahrhunderts finden sich unter den Nrn. 2
und 10: Ein Katharina-Martyrium um 1510, eine Nürnberger St. Clara vom Jahrhundert-An-
fang. Aus der gleichen Epoche ist eine Vanitas von Christoph Amberger vorhanden (Nr. 13),
sowie eine Verlobung der heiligen Katharina von Lucas Cranach d. Ä. (Nr. 30).

Dem italienischen Ducento gehört die kleine sienesische Madonnentafel Nr. 3 an, dem Cin-
quecento ein Werk von Beccafumi, die klagenden Frauen unter dem Kreuz (Nr. 16), dem
italienischen 16. Jahrh. ein Frauenbildnis von Francesco Bissolo (Nr. 18).

Unter der Rubrik der niederländischen Bilder des 17. Jahrh. werden eine Anzahl
hochrangiger Werke beschrieben. So vor allem ein von Hofstede de Groot begutachtetes und
in seinem Werke beschriebenes Interieur von Pieter de Hooch (Nr. 50), eine wundervoll be-
leuchtete Rembrandteske Landschaft von Herkules Segers (Nr. 70), eine Versuchung der
hl. Anna von Pieter Franz de Grebber (mit Expertisen von W. v. Bode und C. Hofstede
de Groot), zwei bezeichnete Stilleben von Pieter Claesz (Nr. 26 u. 27), eine monogrammierte
„Fuß-Operation“ von Adriaan Brouwer (Nr. 20), ein Damenbildnis von Barth, van der Heist
(Nr. 46), ein Herrenbildnis von M. J. van Miereveit (Nr. 56), ein prächtiges, monogram-
miertes Stilleben von Abraham van Beyeren (Sammlung J. E. Widener, Philadelphia) (Nr. 17),
eine große Waldlandschaft von Joris van der Hagen (Nr. 42), eine große Jagdtrophäe von
Jan Fyt (Nr. 36), ein großes Blumenstück von J. D. de Heem (Nr. 44), ein kleines Land-
schaftsbildchen von Jan Brueghel I mit wunderbar feiner Figurenstaffage (Nr. 21), ein mit
großer Wahrscheinlichkeit dem Carel Fabritius zuzuschreibendes Früchtestilleben in pracht-
vollem Colorit (Nr. 34). Unter den italienischen Bildern des 17. und 18. Jahrh. sind zu nennen:
Ein italienisches Landhaus von Antonio Canale (Nr. 23), ein Bacchanal von Pietro da Cortona
(Nr. 29), eine Palastruine mit Figuren von Giov. Pannini (Nr. 62), eine Vedute von Pietro
Capelli (Nr. 24).

Die Abteilung der Bildwerke in Holz und Stein enthält als Hauptstück eine kleine
Pieta in Alabaster vom Meister des Rimini-Altars (mittelrheinisch um 1420), den man auch den
Meister von Lorch genannt hat (Nr. 82): Ein hohes Meisterwerk gotischer Kleinskulptur, sowohl
in der schlicht eindrucksvollen Auffassung des Vorwurfs wie vor allem in der reizvoll subtilen
Durchführung des Einzelnen. Als Plastik hohen Ranges muß ferner die bemalte Sandstein-
Madonna bezeichnet werden, die in der Mitte des 14. Jahrh. in Flandern entstanden ist (Nr. 87),
sowie nicht minder die Hallgarten-Madonna (Nr. 84) aus Kalkstein, wohl Regensburg um 1430.

Die Kölnische Madonna (Nr. 86) ist eine Zeitgenossin des eingangs beschriebenen Tafel-
bildes und vom gleichen Geiste durchdrungen wie dieses.

Ein fränkischer St. Florian, etwa von 1520 (Nr. 92), gibt sich als treffliches Werk der Riemen-
schneiderschule, sehr wirkungsvoll in der Haltung und in der reichen Maximiliansrüstung.
Erwähnenswert ist auch die an der Mosel aufgefundene thronende Maria (Nr. 89), die dem
mittelrheinischen Kunstkreise vom Ende des 15. Jahrh. anzugehören scheint. An weiteren
Holzbildwerken wären zu nennen: Eine Passionsgruppe von Jan Jvest von Calcar (Nr. 83),
eine Madonna von Jörg Sürlin d. Ä. (Nr. 85), eine schwäbische hl. Anna von 1450 (Nr. 88),
ein vlämisches Dreikönigen-Relief von 1530 (Nr. 93).

Ein sehr feines und interessantes Bildnis-Relief des Dauphins von Frankreich in Marmor,
von der Hand des C. A. Coysevox, datiert 1683, findet sich unter Nr. 98.

Den Übergang von der reinen zur angewandten Kunst stellt der Kölnische Überbauschrank
Nr. 105 dar, ein mit plastischem Schmuck überaus reich versehenes, völlig zeitechtes Stück
aus dem Anfänge des 17. Jahrh., ein Meisterwerk kölnischer Möbelkunst, wie es heute als
Handelsgut wohl kaum noch Vorkommen wird.

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