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Kunsthaus Lempertz <Köln> [Hrsg.]; Kunsthaus Lempertz [Hrsg.]; M. Lempertz' Antiquariat (P. Hanstein) [Mitarb.]
Math. Lempertz'sche Kunstversteigerung: Nachlass Frau Carl Roettgen, Bonn: Möbel von der Gotik bis zum Barock, Holzbildwerke, Tafelgemälde, Glasgemälde, Kunstgewerbe ; Versteigerung: 13. November 1928 — Köln, Nr. 272.[1928]

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https://doi.org/10.11588/diglit.17949#0005
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Der Sammlername Carl Roettgen war im Rheinland der Vorkriegszeit ein Pro-
gramm, bekannt und geschätzt über die Grenzen Rheinlands und Westfalens hinaus, nicht
nur in Deutschland, sondern auch im westeuropäischen Auslande.

Als nach dem 1909 erfolgten Tode Carl Roettgens seine Sammlung im Dezember 1912
durch eine dreitägige Versteigerung der Firma Lempertz zur Auflösung gelangte, saß um
den Auktionstisch im Saale der Kölner Bürgergesellschaft ein Gremium der bedeutendsten
Persönlichkeiten aus deutschen und internationalen Museums-, Sammler- und Händler-
kreisen und bewarb sich eifrig um die Objekte dieser Sammlung, die seit 1870 mit fein-
sinniger Kennerschaft und unermüdlichem Fleiß aufgebaut war.

Damals schrieb Geheimrat Paul Gemen seinem verstorbenen Freunde als Vorwort zum
Katalog einen warmherzigen Nachruf, worin er ihn als einen „Typus des alten, nun fast
ausgestorbenen Rheinländers aus der Arndtschen und Simrockschen Zeit" bezeichnete und
seine Sammlertätigkeit in ihren Motiven und ihrer Auswirkung würdigte.

Die Witwe des Sammlers, Frau Emma Roettgen, konnte sich damals, als die Sammlung
ihres Mannes aufgelöst werden sollte, nicht entschließen, ihr weitläufiges Haus von allen
Altertümern zu entblößen, die im Lauf langer Jahre auch ihr ans Herz gewachsen waren,
und so behielt sie einen beträchtlichen Teil, vor allem der Möbel zurück, um bis zu ihrem
Lebensende die Räume ihrer Wohnung mit diesen stummen und doch so beredten Zeugen
großer Vergangenheit zu schmücken.

Jetzt nun, nach dem Tode der Mutter, ist es für die Familie aus Erbteilungsgründen nötig
geworden, diesen zweiten Teil und damit den Rest der Sammlung ihres Vaters auf dem
Wege der Versteigerung zu realisieren.

Ein Blick in das Abbildungsmaterial des vorliegenden Katalogs zeigt uns, daß die darin
veranschaulichten Dinge teilweise zu den bedeutendsten Objekten der ehemaligen Samm-
lung Roettgen zu zählen sind. Dieses gilt unter den Möbeln besonders von dem imposanten
vlämischen „Rubensschrank" in seiner prächtigen Unberührtheit, von den beiden kölnischen
Intarsienschränken, von den zwei ausdrucksvollen Barock-Armsesseln.

Die zierliche Gotik des ausgehenden 15. Jahrhunderts im Rheinland, die die reichen
Häuser rheinischer Kaufleute, die Stadthäuser und Schlösser alter Adelsgeschlechter mit
weltmännischer Eleganz erfüllte, gibt uns einen Abglanz ihrer Schönheit in den feinen
 
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