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selbst wahrscheinlich, dass hier''einst, zur Vertheidigung des
Neckars, ein Börner-Kastell gestanden, muthmasslich von ValeN-
tiniamus gegen das Jahr 370 erbaut. Nach Creuzer * ist die
Lage derjenigen Feste, welche der Kaiser auf der rechten Seite
des Rheines auf einem Berge, der mons Piri genannt wird, er-
baute, ungewiss. Was für den heiligen Berg mit Wahrschein-
lichkeit spricht^ das ist, dass die auf demselben und um denselben
noch befindlichen Mauerwerke ihren Grundlagen nach Römisch seyn
möchten, und dass die hier gefundenen Inschriften und Bildwerke
die Gegenwart einer Römer-Feste über alle Zweifel erheben.
„Leztere gehen zwar zum Theil in das Zeitalter der Antonine zu-
rück, aber diese frühere Anlage könnte den Kaiser Valentiniaü
gerade zur Wahl desselbigen Plazzes bestimmt haben ; und Hesse
sich, nach dem festen Charakter jenes Kaisers voraussezzen, dass
er sich durch den ersten misslungenen Versuch dieses zweiten Fe-
stungsbaues nicht habe abschrecken lassen, einen neuen zu wagen,
so könnte Verschiedenes von jenen Mauern und Denkmalen, die da-
selbst gestanden, wohl erst dem vierten Jahrhundert, oder derVa-
lentinianischen Zeit angehören." — Das ,.Heidenl:och" erinnert an
die Zeiten des Gözzendienstes. (Indessen scheint es, wie wir hören
werden, mit diesem Heidenloche ein anderes Bewenden zu haben.)
Ob in sehr frühen Tagen ein Heiden-Tempel hier befindlich gewe-
sen, ein Pantheon oder ein allgemeiner Götter-Tempel, wie der
ehemalige Römische, oder nur ein Merkurius-Tempel? Die Ste-
phans-Kapelle, von welcher später die Rede seyn soll, hat einen
vierseitigen Altar mit Bildern und Inschriften geliefert; wir beru-
fen uns auf Creüzers Ausspruch **, der den besseren Römischen
Denkmalen beigesellt werden kann ***: Schon im XVI. Jahrhun-
dert wurde auf dem heiligen Berge ein anderer Römerstein mit
einer verstümmelten Inschrift gefunden, welche von dem unter
den Römern in dieser Gegend blühenden Handel zeugt. Zu Zei-
ten des Heidenthums soll hier ein Orakel gewesen seyn, und der
„falsche Abg-ott" durch die Heiden-Löcher, welche, wie erzählt
wird, vermittelst grosser gewölbter Gänge, abwärts bis zum Neckar
führten, Antwort ertheilt haben. — Das Römer-Kastell wurde von
den Alemannen im IV. Jahrhundert christlicher Zeitrechnung zu
mehreren Malen zerstört, und blieb, als diese sich den ruhigen
Besiz der Gegend gesichert hatten, in seinen Trümmern liegen.
:,; Geschichte Alt-Röm. Kultur am Ober-Rhein und Neckar. S. 39.
** A. a. O. S. 44.
*** Lange stand derselbe auf dem Schlosse zu Heidelberg, in neue-
ren Zeiten kam er in die Antiken-Sammlung nach Mannheim.
selbst wahrscheinlich, dass hier''einst, zur Vertheidigung des
Neckars, ein Börner-Kastell gestanden, muthmasslich von ValeN-
tiniamus gegen das Jahr 370 erbaut. Nach Creuzer * ist die
Lage derjenigen Feste, welche der Kaiser auf der rechten Seite
des Rheines auf einem Berge, der mons Piri genannt wird, er-
baute, ungewiss. Was für den heiligen Berg mit Wahrschein-
lichkeit spricht^ das ist, dass die auf demselben und um denselben
noch befindlichen Mauerwerke ihren Grundlagen nach Römisch seyn
möchten, und dass die hier gefundenen Inschriften und Bildwerke
die Gegenwart einer Römer-Feste über alle Zweifel erheben.
„Leztere gehen zwar zum Theil in das Zeitalter der Antonine zu-
rück, aber diese frühere Anlage könnte den Kaiser Valentiniaü
gerade zur Wahl desselbigen Plazzes bestimmt haben ; und Hesse
sich, nach dem festen Charakter jenes Kaisers voraussezzen, dass
er sich durch den ersten misslungenen Versuch dieses zweiten Fe-
stungsbaues nicht habe abschrecken lassen, einen neuen zu wagen,
so könnte Verschiedenes von jenen Mauern und Denkmalen, die da-
selbst gestanden, wohl erst dem vierten Jahrhundert, oder derVa-
lentinianischen Zeit angehören." — Das ,.Heidenl:och" erinnert an
die Zeiten des Gözzendienstes. (Indessen scheint es, wie wir hören
werden, mit diesem Heidenloche ein anderes Bewenden zu haben.)
Ob in sehr frühen Tagen ein Heiden-Tempel hier befindlich gewe-
sen, ein Pantheon oder ein allgemeiner Götter-Tempel, wie der
ehemalige Römische, oder nur ein Merkurius-Tempel? Die Ste-
phans-Kapelle, von welcher später die Rede seyn soll, hat einen
vierseitigen Altar mit Bildern und Inschriften geliefert; wir beru-
fen uns auf Creüzers Ausspruch **, der den besseren Römischen
Denkmalen beigesellt werden kann ***: Schon im XVI. Jahrhun-
dert wurde auf dem heiligen Berge ein anderer Römerstein mit
einer verstümmelten Inschrift gefunden, welche von dem unter
den Römern in dieser Gegend blühenden Handel zeugt. Zu Zei-
ten des Heidenthums soll hier ein Orakel gewesen seyn, und der
„falsche Abg-ott" durch die Heiden-Löcher, welche, wie erzählt
wird, vermittelst grosser gewölbter Gänge, abwärts bis zum Neckar
führten, Antwort ertheilt haben. — Das Römer-Kastell wurde von
den Alemannen im IV. Jahrhundert christlicher Zeitrechnung zu
mehreren Malen zerstört, und blieb, als diese sich den ruhigen
Besiz der Gegend gesichert hatten, in seinen Trümmern liegen.
:,; Geschichte Alt-Röm. Kultur am Ober-Rhein und Neckar. S. 39.
** A. a. O. S. 44.
*** Lange stand derselbe auf dem Schlosse zu Heidelberg, in neue-
ren Zeiten kam er in die Antiken-Sammlung nach Mannheim.