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Stückchen von seiner Arbeit den gcscheidtcn Leuten, eh
sie sichs versehen köirnen , ihr Spiel verderbt? „ —
Wenn in dieser Vergleichung des großen und kleinen,
des ursprüngüchen und nachgebildeten^ heroischen Possen-
spiels — (die ich mit Vergnügen aus einem Werke ab-
geschrieben , welches unstreitig unter die vortrefflichsten
unserS Jahrhunderts gehört, aber für das deutsche Pu-
blikum noch viel zu früh geschrieben zu seyn scheinet. In
Frankreich und England würde es das äußerste Aufsehen
gemacht haben ; der Name seines Verfassers würde auf
aller Zungen seyn. Aber bey uns ? Wir haben es , und
damit gut. Unsere Großen lernen vors erste an den * *
kauen ; und freylich ist der Saft aus einem französischen
Roman lieblicher und verdaulicher. Wenn ihr Gebiß
schärfer und ihr Magen starker geworden , wenn sie indeß
Deutsch gelernt haben, so kommen sie auch wohl einmal
über den — Agathon. *) Dieses ist das Werk, von wel-
chem ich rede, von welchem ich es lieber nicht an dem schick-
lichsten Orte, lieber hier als gar nicht, sagen will, wie
sehr ich es bewundere : da ich mit der äußersten Befrem-
dung wahrnehme, welches tiefe Stillschweigen unsere
Kunstrichter darüber beobachten, oder in welchem kalten
und gleichgültigen Tone sie davon sprechen. Es ist der
erste und einzige Roman für den denkenden Kopf, von
klaßischem Geschmacke. Roman? Wir wollen ihm diesen
Titel nur geben, vielleicht, daß es einige Lesermehrda-
durch bekömmt. Die wenigen , die es darüber verlieren
möchte, an denen ist ohnedem nichts gelegen.)

*) Lweyter Theil, S. isr.
 
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