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148
I^XXIX.
Den -ten Febrnar 1768.

Und nun wieder auf unfern Richard zu kommen. -— Ri-
chard also erweckt eben so wenig Schrecken , alv Mitleid:
weder Schrecken in dem gemißbrauchten Verstände/ für die
plötzliche Überraschung des Mitleids; noch in dem eigent-
lichen Verstände des Aristoteles / für herlsamc Furcht., daß
uns ein ähnliches Unglück treffen könne. Denn wenn er
> diese erregte, würde er auch Mitlcrd erregen ; so gewiß er
hinwiederum Furcht erregen würde, wenn wir ihn unsers
Mrtleids nur im geringsten würdig fänden. Aber er ist
so ein abscheulicher Kerl, so ein eingefleischter Teufel, in
dem wir so völlig keinen einzigen ähnlichen Zug mit uns
selbst finden, daß ich glaube, wir könnten ihn vor unfern
Augen den Martern der Hölle übergeben sehen, ohne das
geringste für ihn zu empfinden, ohne im geringffen zu fürch-
ten, daß, wenn solche Strafe nur auf solche Verbrechen
folge, fie auch unserer erwarte. Und ivas ist endlich das
Unglück, die Strafe, die ihn trift? Nach so vielen Mis-
sethaten, die wir mit ansehen müssen, hören wir, daß er
mit dem Degen in der Faust gestorben. Als der Königin
dieses erzählt wird ,<läßt sie der Dichter sagen:
Dieß ist etwas ss-
Ich habe mich nie enthalten können , bey mir nachznspre-
chen: nein, das ist gar nichts: Wie mancher gute König
ist so geblieben, indem er seine Krone wider einen mächtigen
Rebellen behaupten wollen ? Richard stirbt doch, als ein
Mann , auf dem Bette der Ehre. Und so ein Tod sollte
mich für den Unwillen schadlos halten, den ich das ganze
Stück durch, über den Triumph seiner Bosheit empfun-
 
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