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den? (Ich glaube, die griechische Sprache ist die einzige,
welche em eigenes Wort hat , diesen Unwillen über das
Glück eines Bösewichts, auszudrücken : *)
Sein Lod selbst, welcher wenigstens meine Gerechtigkeits-
liebe befriedigen sollte, unterhält noch meine Nemesis»
Du bist wohlfeil weggekommen l denke ich: aber gut, daß
es noch eine andere Gerechtigkeit giebt, als die poetische!
Man wird vielleicht sagen: nun wohl! wir wollen den
Richard aufgeben; das Stück heißt zwar nach ihm ; aber
er ist darum nicht der Held desselben , nicht die Person,
durch welche die Absicht der Tragödie erreicht wird; er hat
nur das Mittel seyn sollen, unser Mitleid für andere zu
erregen. Die Königin, Elisabeth, die Prinzen, erregen
diese nichtWUtlecd ? —
Um allem Wortstreite auszuweichen : ja. > Aber was
ist es für eine'fremde, herbe Empfindung, die sich in mein
Mitleid für diese Personen mischt ? die da macht, daß ich
mir dieses Mitleid ersparen zu können wünschte? Das
wünsche ich mir bey dem tragischen Mitleid doch sonst nicht;
rch verweile gern dabey; und danke dem Dichter für eine
so süße Quaal.
Aristoteles hat es wohl gesagt, und das wird es ganz
gewiß seyn l Er spricht von einem von einem Gräß-
lichen, das sich bey dem Unglücke ganz guter, ganz un-
schuldiger Personen finde. - Und sind nicht die Königin,
Elisabeth, die Prinzen, vollkommen solche Personen?
Was haben sie gethan? wodurch Haben sie es sich zugezo-
gen , daß sie in den Klauen dieser Bestie sind ? Ist es ihre
Schuld, daß sie ein näheres Recht auf den Thron haben,
als er? Besonders die kleinen wimmernden Schlachtopfer,
die noch kaum rechts und links unterscheiden können l
. Wer wird laugnen , daß sie unfern ganzen.Iammcr ver-
*) ArM. Rbet. üb. II.
K Z
 
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