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dienen ? Aber ist dieser Jammer, der mich mit Schaudern
an die Schicksale der Menschen denken laßt, dem Murren
wider die Vorsehung sich zugesellet, und Verzweiflung
von weiten nachschleicht, ist dieser Jammer-ich will
nicht fragen, Mitleid?-Er heisse, wieer wolle.——
Aber ist er das, was eine nachahmende Kunst erwecken
sollte?
Man sage nicht: erweckt ihn doch die Geschichte;
gründet er sich doch auf etwas, das wirklich geschehen
ist. —Das wirklich geschehen ist? eS sey : so wird es seinen
guten Grund in den« ewigen unendlichen Zusammeikhange
aller Dinge haben. In diesem ist Weisheit und Güte,
waS uns in den wenigen Gliedern, die der Dichter her-
auönimmt, bündes Geschick und Grausamkeit scheinet.
Aus' diesen wenigen Gliedern sollte er ein Ganzes machen
das völlig sich rundet, wo eines aus dem andern sich völlig
erklärt, wo keine Schwierigkeit aufstößt, derentwegen
wir die Befriedigung nicht in seinem Plane finden, son-
dern sie außer ihm,, indem allgemeinen Plane der Din-
ge, suchen müssen; das Ganze dieses sterblichen Schöpfers
sollte ein Schattenriß von dem Ganzen des ewigen Schö-
pfers seyn; sollte uns an den Gedanken gewöhnen, wie
sich in ihm alles zum Besten auflöse, werde es auch in je-
nen geschehen: und er vergißt, diese seine edelste Bestim-
mung so sehr, daß er die unbegreiflichen Wege der Vorsicht
mit in seinem kleinen Zirkel flicht, und geflissentlich un-
sern Schauder darüber erregt? — O verschonet uns da-
mit, ihr, die ihr unser Herzmeurer Gewalt habt? Wo-
zu diese traurige Empfindung ? Uns Unterwerfung zu leh-
ren ? Diese kann uns nur die kalte Vernunft lehren ; und
wenn die Lehre der Vernunft in uns bekleiden soll, wenn
wir, bcy unserer Unterwerfung noch Vertrauen und-fröh-
lichen Muth behalten sollen: so ist eS höchst nöthig, daß
 
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