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LZ6

karakterifirte Person. In der andern Bedeutung aber
heißt ein allgemeiner Karaktcr ein solcher/ in welchen!
man von dem / wa-S an mehrern oder allen Individuis be-
merkt worden / einen gewissen Durchschnitt/ eine mittlere
Proportion angenommen; es heißt mit einem Worte/ein
gewöhnlicher Karakter / nicht zwar in so fern der Karal-
ter selbst, sondern nur in so fern der Grad, das Maaß
desselben gewöhnlich ist.
Hurd hat vollkommen Recht > das des Aristo-
teles von der Allgemeinheit in der zweyten Bedeutung zu
erklären. Aber wenn denn nun Aristoteles diese Allge-
meinheit eben sowohl von den komischen als tragischen
Karaktcrcn erfordertwie ist es möglich/ daß der nemli-
chc Karakter zugleich auch iene Allgemeinheit haben kann?
Wie ist es möglich/daß er zugleich überladen und gewöhn-
lich seyn kann ? Und gesetzt auch / er wäre so überladen
noch lange nicht / als es die Karaktere in dem getadelten
Stücke des Johnson sind; gesoßt/ er ließe sich noch gar
wohl in einem Individua gedenken / und man habeBey-
spiele, daß er sich wirklich in mehrern Menschen eben so
stark / eben so ununterbrochen geäußert habe, würde er
dem ohngcachtet nicht auch noch viel ungewöhnlicher seyn,.
alS jene Allgemeinheit des Aristoteles zu seyu erlaubet?
DaS ist die Schwierigkeit! — Ich erinnere hier meine
Leser/ daß diese Blätter nichts weniger als ein dramati-
sches System enthalten sotten. Ich bin also nicht ver-
pflichtet/ alle die Schwierigkeiten aufzulösen / dieich ma-
che. Meine Gedanken mögen immer sich weniger zu ver-
binden / ja wohl gar sich zu widersprechen scheinen: wem;
es denn nur Gedanken sind/ bey welchen sie Stoss finden
selbst zu denken. Hier will ich nichts als kermema co^ni-
rionb ansstreuen.
 
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