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Aeldpost alter Veverlooer.

Sonntag, 30. Dezember 1917.

Sonn- und Freudentag. Ein Drvisionsunternehmen ist
rnehr wie gelungen, und das mit ganz geringen Verlusten. Jch
komme gerade von vorn, um hier für die Nacht die Neueintei-
lung der Kompagnie zu machen. X. Komp. und x. Reserve-
Komp. haben nach 10 Minuten Trommelei gestürmt. Sehr viel
Artillerie auf die feindlichen Batterien, Minen aller Kaliber
auf den feindlichen Graben, der vollkommen eingedäppert ist.
Flammenwerfer vorne weg, konnten, wie mir vorhrn einer
sagte, kaum durch den Graben vor Toten und Verwundeten.

Mein Bereitstellungsplatz, ein sehr mäßiger Keller
mit Telephon, liegt zwischen zwei Verbandsplätzen, habe
heute beide längere Zeit besucht (da gibts guten Schnaps und
Empfängnisrotwein), auf dem einen war sehr wenig Be-
trieb, auf dem anderen wurden 40 Tommies verarztet.
Unsere Leute meist leichte Kopfwunden. Und eine Stim-
mung, einfach prächtig, der Stolz leuchtete den
Kerls aus den Augen. Eine Kompagnie, die einzige,
die stürmte, hat 40 gefangen, andere Trupps, ungefähr 200
Mann, kamen vorbei, auch Offiziere, sahen aber doch arg
demoliert aus, einigen hatten die Flammenschmeißer den
Mantel und die Hose verbrannt, aber sonst tadellos angezogen,
auch Artilleristen waren darunter. Die waren wohl nach der
falschen Richtung ausgekratzt. Den ganzen Tag von unserer
Seite wirkendes Geschieße aller Kaliber, und der Gegner
schweigt. Dem kam der Sonntagsmorgensegen wohl zu plötzlich.
Während des Trommelfeuers stand ich auf einer Höhe,
hinter mir das Aufblitzen, über mir das Heulen und vor mir
die Einschläge. Da dachte ich an X, wo ich in der Hölle saß.
So etwas tut gut. Das gesteckte Ziel ist fast äa allen Punk-
Zen überschritten, das macht für diese Nacht eine zweite kleine
Sache nötig. Meine Leute haben von den Gefangenen sehr
viele Zigaretten bekommen, weil sie ihnen Kaffee gaben, bei-
leibe nicht aus Menschenfreundlichkeit, alles Spekulation. Ob
ich diese Nacht Schlaf bekomme? die vier letzten Nächte immer
Vorbereitung bis ins kleinste. Jch wußte, daß es klappen
würde, wenn beim ersten Sturm keine Pause entstand. Nach
7 Minuten war X und Gräben unser, und dabei an manchen
Stellen 100 Meter über deckungslose Ebene. Jm Moment sehe
ich vom Fenster aus, daß wir Sperrfeuer anfordern, er wird
schon abgeschmiert, keine Bange.

kaufmännischer Anterrichk
für Ausbildungs- und Arbeitspersonal
sowie für Hilssdienstpflichlige.

Der Krieg hat uns alle aus unserer friedlichen Tätigkeit
Herausgerissen; Jahre sind ins Land gegangen und in fast
allen Erwerbszweigen hat eine gänzliche Umwälzung statt-
gesunden. Viele von uns werden nach dem Kriege vor ganz
neue Aufgaben gestellt werden, andere wieder, welche von der
Schulbank in den Krieg gezogen sind, treten nach Beendigung
desselben erst in das Leben hinein.

Für jeden aber, der nach dem Kriege in einem freien
Verufe tätig ist, sind kaufmännische Kenntnisse von unschätz-
barem Werte, weil er dadurch in die Lage versetzt wird, Ord-
nung in seinen Finanzen und Büchern zu halten sowie jeder-
zeit einen Ueberblick über sein Geschäft zu gewinnen.

Um nun den hier länger anwesenden Unteroffizieren,
Mannschaften und Hilfsdienstpflichtigen Gelcgenheit zu geben,
schön jetzt für die Zukunst zu sorgen, wird beabsichtigt, kauf-
männischen Unterricht in einer allgemein verständlichen
Form durch geeignete Kräfte erteilen zu lassen. Näheres
darüber wird noch durch Tagesbefehl bekannt gegeben.
Anmeldungen nimmt schon heute gern entgegen

Gesundheikspflege.

Der Minter ist da! Erfrorene Hände und Füße werden
bald an der Tagesordnung sein.

Wie kann man sich dagegen schützen? Man trockne die
Hände nach dem Waschen stets gründlich ab und fette sie, wenn
auch nur ein wenig, ein. Man gehe nie mit feuchten Fingern
in die frische Luft. — Jm Freien benutze man jede Gelegenheit
um Hände und Finger, auch im Handschuh, zu bewegen.

Fausthandschuhe sind für die Kälte am meisten geeignet.

Wer an kalten Füßen leidet, wcrsche sie abends stets in
stubenwarmem Wasser. Auch hierfür ist eine leichte Ein-
fettung sehr zu empfehlen.

Gegen die Kälte schützt am besten das Einwickeln der
Füße in Zeitungspapier und zwar unter oder über dem
Strumpf.

Bei Auftreten von Frosterscheinungen gehe man recht-
zeitig zum Arzt.

Offiziere

die sich an einem Gesangsquartett beteiligen wollen,
werden gebeten sich zu melden bei Lt. Reichardt, 4. Bat.

Wer tauscht:

Chamberlain: Die Grundlagen des 19. Jabrhunderts, antiquarisch»
gegen Stegemann d. Weltkrieg I?

Wer hat Lust

in der Woche einmal Abends mit mir Mathematik zu treiben?

Angebote unter E. S. an die Redaktion.

Wer verkauft:

Ein Paar anschnallbarer Sporen?

Au kaufen gesucht:

Ein gut erhaltener Photographen-Apparat 9X13
mit allem Zubehör.

Angeoote an die ,,L eu ch t ku g e l",
Baracke C. 18.

Aukerrlcht

im Zeichnen und Malen vermittelt die „L eu ch t kug e l".

Wer verkauft

einige Hühner? Angebote an die Redaktion der „Leuchtkugel".

Abhanden gekommen

ein Dackekmovvel. Dem ehrlicheu Finder 50 Gramm Butter.

Frido Müller, Hundehändler.

Schriftleitung: Oberleutnant Dürre und Leutnant Reichardt, beide I. E. T., Beverloo, Baracke 0.18.
Druck: Belgtscher Kurier, Brüssel, Cornet de Grez-straat 1.
 
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