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res- r:nd der MarineverwaNung dre 5ProzenLige Anleihe und
die 4>-prozenLigeN Schatzanweisungen nichL nur zum vollen
Nennwcrt in Zahlung genommen wcrden, soudern datz auch
diejenigen, welche so zahlen, bei dcr Zuteiluug dcr Kriegs-
anleihe in erstcr Linie berücksichtigt wcrden.

Ob wir eins KriegseuLschädigung crhalten, stehL noch
dahin. Sie hängi ab von dcm Sieg, den wir noch erkämpsen
rnüsseu. Ein Bankerott dss Deutschen Neiches ist aber un-
der.kbar, solange es unseren Feinden nicht gelingt, das BaLer-
land zu zerschmettern. Wir dürsen aber aus allen Gebieten
der schasfer.den Arbcit die Geloißheii habeu, daß sie weiler
gcdcihen uud wachsen wird. Der grötzte Teil drr Kriegs-

Jn außerordentlich interessanter Weise sprach der Histü-
riker Prof. K ü ntzel von der Univcrsitüt Franksnrt ain 25.
Febrnar hier über „Demokratie und Parkanlentarismus bei
unseren Gegnern". Ausgehend von denr Eedanken, daß uicht
die geschricbene Verfassnng eincs Staates allein seine Regie-
rnngsform bestimme, prüfte er vor seinen Znhörern das Fnnk-
tionieren dieser Berfassnngen im tatsächlichen politischen Leben
unserer tvichtigsten Eegner, England, Vereinigte Staaten von
Nordanrerika und Frankreich, und wies in klaren, überzen-
gendcn Sätzen nach, wie in Wirklichkeit die von jcnen Völkern
so lant gepriesene nnd uns znr Nachahmung empsohkene, ja
direkt znr Friedensbedingung gemachte sonverüne Freiheit des
einzelnen Biirgers nur ein 'leerer Wahn ist. Englands Par-
lament, diese cinstens so stolze Volksvertrctung, das Jdeal
aller Versassnngsyeuercr in Enropa, ist in dem Maße, wie
England znnchmend Wcltpolitik trieb, an Bedentnng gesnn-
ken zn Gunsten der Machtfnlle der Minister und schliehlich dcs
eincn Ministerpräsidenten, der allcinherrschcnd wie ein Dik-
Lator irl seiner Hand alle Fädcn zusammensaßt. Der gegen-
würtige Beherrjcher der cnglischen Volksvertrctnng und dcs
Kabinetts, Lloyd Eeorge, hat den Machtkreis seines Amtes
derart erweitcrt, daß er nicht einmal semen Ministerkollegen
Einsicht in seine Handlnngen ilild Pläne gestattet, gcschweige
denn der Volksvertretnng. Wie der fnhrende Minister die Ab-
geordneten, so beherrscht die Presse die Masse der Bürger; es
hnt sich in Englan.d in den letzten Jahren heraus gcbildet, daß
einige reiche Männer, zuletzt sogar nnr einer, Lord Northclisse,
sänitliche Zeitungen von cinigcr Bcdcutnng besitzt und beein-
slnßt. Anf diese Art ersährt dcr englische Bürgersmann ans
dcn Zcitnngen zur Zcit nur das, was Lord Northclifse ihm
rmtznteilen sür gnt sindet. So sieht die „Freiheit" des eng-
ltzchen Volkes ans, daß es nach der Pfeife dieser beiden will-
türlich herrschenden Ncänner tanzen mnß. — Jn den Vcr-
einigten Staatcn ist schon durch die geschriebene Verfassung dem
Präsidenten für seine 4—8jährige Amtszeit eine Macht ge-
gebcn, wie sie kein Kronenträger in Enropa besitzt; ist dort
ein Staatsbnrger erst Präsident geworden, dann kann er rein
nach Gutdünken schalten und walten. Tcm Bürger dcs von
nns immer so angestannten freien Amerikas bleibt als ein-
ziges Necht nnr die Wahl seiner Abgeordneten und dnrch
diese mittelbar die Wahl des Präsidenten. Aber diese Wahl
wird mit dem Eeld einiger rcicher Parteileute durch gcduldete
berufsmäßige Parteiagitatoren derart beeinflnßt, daß uns in
unserem dentschen Drdnungssinn eine amerikanische Wahl
wie ein Possenspiel Vorkommt. Der Redncr rechnete mit ver-
bürgten Zahlen vor, daß von den amerikanischen Parteicn
für Wühlarbeit, ja für Stimmenkauf bei einer einzigen Präsi-
dentenwahl über 300 Millionen Mark ausgegeben werden.
Die Geldleute kaufen die Wähler, und die gewählten Abgc-
ordneten sind neben dem von ihnen gewählten Präsidenten
zur Unbedeutendheit verdammt; ein letzten Endes mit Hilfe
oes Geldes gewählter Mann beherrscht schrankenlos alle
Staatsbürger. — Eine ähnlich große Rolle spielt das Kapital
bci dem drittcn nnsc-rer Gegner, in der sranzösischen Republik,
wo der Bürger als einziges Necht auch nnr die Wahl der Ab-

z

kosten ist Produktiv und bolkswirtschaftlich im Lande sekbst
vcrwendet worden und stellt keinen Verlust dar. Eine Be-
dingung aber nmfz wicder erfüllt wcrden: die Frciheit des
Weltberoerbes. Freie Bahn für deutschc Arbeit in der aan-
Zen Welt muß wicder vorhanden seim Tann werden wir
die Kriegslasteu lcichter tragen können als England und Frank-
reich. Drückend werden diese Lasten sern, aber wir werden
nicht erdrückt wcrden. Ueber dem Tor dcr dcutschen Zukunst
wcrden die WorLe stehen: ToppclL arbeiten und doppelt spa-
rcn'.

Tann wcrden wir dic Znkunst meistern, wie wir die
Vergangenheit gcmeisterL haben.

geordneten alle vier Jahrc hat. Jn ber Abgcordnetenkammer
bitden sich, seitdem die Repnblik besteht, unter dem Einslntz
des Kapitals stets Cliqnen, dcren Glieder ehrgeizig nnd auf
einander eifersüchtig nur darauf ausgehen, sich ein Amt und
die darans fließenden Bortcile zu ergattern. Auch in Fra.nk-
rcich hat das Kabinett, die Nkinister, alle Macht an sich gerissen,
behcrrscht die Zeitnngen und unterdrückt die Kritik; von einem
souvcränen frcien Volke merkt man dort nichts, der einzelne
Bürger ist eine Nnll, geführt und beherrscht von wenigcn
Männern. — Znm Schlnssc führte der Nedner noch aus, wie
sich dcr jetzige amerikanische Präsident Wilson selbst abfällig
über die Verfassnngen unserer derzeitigen Cegner nnd aner-
kennend über die Regicrungssorm Tentschlands geäußert hat;
das war sogar kurz vor dem Kriegc, während er hente, vcr-
blendet von Kriegswnt, diesen klaren Blick und sein früheres
gerechtes Urteil vcrlorcn hat und uns sein staatsrechtliches
Erzeugnis anfschwätzen will. Wir meinen aber, er solle seine
Ware mal lieber bchalten; wir habcn ja, einige dumme Men-
schen abgerechnet, von ansländischer Ware nie viel gchalten,
wcnn wir statt deren deutsche Erzengnisse hatten; „amerika-
nischer Schwindel" wnrde das Zeng meist benannt. Wilscm
soll mal lieber mit seinem Artikel vor anderen Türen hau-
siereil gehen, wir sind mit deutschcm Erzeugnis versorgt nnd
sind anch selbst Manns genug, um zn beurtteilcn, ob es für
uns gut ist odcr nicht. Ohne Herrn Wilsons Nat werden wir
über die Frage einig werden, ob wir so lant Angepriesenes aus
dem Anslande nehmen oder das wählen wollen, was auf dcut-
schem Boden gewachscn und in eigener Wertstätte nach
nnseren denischcn Bedürfnissen angefertigt ist.

Ter Vortragende erntete für seine Tarlcgnngen vielen
Beifall, und wir geben dem Wunsche Ausdrnck, d-aß wir dcn
geschätztcn Redner, der in den nächsten Tagen a!s Lehrer zu
den Hochschulkursen in Bukarest geht, nochmals in Beverloo
begrüßen lönnen.

Vor dem größtcn Teil der Jns.-Ers.-Truppe sprach im
abgelaufencn Monat Feld W.-L t n. E h r h a r d t (l V. Batl.)
im Lichtspielhause über die Wirkung des unbcschränkten U-
B o o t k r i e g e s. Als Ehrenwart des Flottenvereins hat sich
der Redner schon wiederholt in dankenswcrtestcr Weise in den
Dicnst der Ansklärung über die Entwicklnng und die Kriegs-
arbeit unserer schönen stolzen Flotte gestellt. Auch diesmal
hat er sich dnrch den interessant vorgetragenen Stosf und die
schönen Lichtbilder den allgemeinen Tank verdient.

Gaftspie! des Deuischen Thsakers ur Velgien.

Ter 1. bis 4. März brachte nns Theatervorstellungen der
hier schon längst sehnlichst erwarteten bekannten Künstler-
grnppe des deutschen Theaters in Belgien.^ Ter Besnch arr
allen vier Abenden bewies, wie sehr die Borstellnngen dem
Bcdürfnis entsprachsn, und wie diess Künstler den Bever-
looern ans Herz gewachsen sind. Bei der Wahl des Pro-
gramms nmßte natürlich wieder auf unsere mangelhaste
Bühneneinrichtung Rücksicht genommen werden; man war
wieder gezwungen, die Phantasie spielen zu lassen, um sich
unter dcm roten Samtvorhang allerhand Zimmerwände vor-
 
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