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Englische Politik.

Bs» LHrÄeswani Fa-er. fSchkutz.)

Tie Angft vsr dem ft»kobinischen Geiste des Prerchi-
schen HeereZ bestärkte das Torykabinett in solchen AnsäMuun-

diese „exaltierte" kriegerische Macht mnßte mn des Frie-
deuS willen durch einen friedfertigen Handelsstsst von dem
nnruhigen Frcmkreich aLgetrennt werden.

So geschah es, daß die englischen Staatsmänner die
Herstellung der Pereinigten Niederlande rührig wie eine Lri-
tische Angelegenheit betrieben: sie zeigten noch mehr Eifer
dasür als für die Bergrößerung des hannyvcrschen Welsen-
reichss. Schon seit dem Frühjahr 1813 stand das Kabinett
rnit dem Prinzen von Oranien in Verbindung und suchte
die europäischen Höse von der Notwendigkeit des oranischen
Gesamtstaates zu überzengen. Jn der diplornatischen Welt
Zali das neue Königreich so gänzlich als eine Lritische Schöp-
sung, daß mcm von jedern Landstriche. der an die Nieder-
lande kaMj kurzaü zu sagen Pslegte: „Ties GeLiet wird
englisch^

Ein gewandter Kaufmann Pflegt, wenn er den
Käuser um die Hälste des Preises übervorteilt. heilig zu
detcuern. daß er nur aus persönlicher Verehrung sür den
Kuuden den Handel schließe. So hat auch die englische
Handclspoiitik immer verstanden» ibre Absichten hinter gro-
ßen Worten oon Freiheit und Gleichgewicht zu verbergen.
Sie wollte ihrem niederländischen Schüyling die Hälste seiner
Kolonien vorenthalteu: Lord Castkereagh aber erklärte stoi-z,
sein Staat sei hochherzig bereit, eincn Teil seiner Eroberun-
gen herauszugeben, er k 'nne jedoch dres Tpser nur bringen,
wenn die Niedermnde aus dem Festlande vergrößert und
also in den Ctaim gesent würden, den zurückgewonnenen Tei!
thrcs 5koloiiialreiches gegen Frankreich zu verteidigen. Cng-
land beraubte die Niederlaudc jeues überseeischen Besitzes.
worauf ihre alte Machtstellung beruht hatte, und beanspruchtc
Lann noch den Danr Europas für seine Großmut. Tas
veue Niederländrsche Reich war „un aci-An^Smont kor un
Lniopc-ao (.-bjeil". Nur um die Rheinlcmde vor Frank-
reich zu sichern, sollte Teutschland wieder einige seiner alten
Reichslandc nerlieren. Zugleich wnrde mit begeisterten Wor-
ten der Heldennml der Holländer gcpriesen, Enropa war ver-
pflichret, dcn uolllc- ^lsn dieses Volkes zu belohnen. Das
englische Nlärchen ward mrt solcher ausdauernden
Ernsthaftigkeit wiederholl, daß man im Großen
Hcmptquartier daran glcmbte, und die Phrasc von „Hol-
iands Verdiensten um Europa" in das Wörterbuch der Diplo-
matie ausnahw."

Man sieht. dis englische Politik hat sich m ZsahreM
nicht im geringsten geäudert. Man nruß die weitansscha»
ende Pakitik der Engländer Lewundern, die durch Iahrhun»
derte hindurch unverrückt nach einem Zieke strebt. DaL
Königreich der Vereinigten Niederlande wurde alS grotzer
Brückenkops EnglandS gegründet. Nach der Trennung m
Bclgieu und Holland Llieb Belgien das CprungLrett Eng»
kands, von dem aus jeder Feind, der Engkand vom Fejt»
lands aus bedrohte, angefallen werden konnte. Nach einen»
bekannten Ausspruch Ncrpoleons ist Antwerpen die Pistoke,
die aus das Herz Englands zielt — selbstverständlich sallS
Antwerpen nicht unter englischer Hsrrschaft fteht. So kön-
nen wir Englands liebevolle Fürsarge für Antwerpen und
Belgien verstchen; und wir begreifen, daß England alles
daron setzte und alles daran setzt, Antwerpen unter seine
Gewalt zu bringen. — Jahrzehnte kang war Antwerpen alS
Vrückenkops gegen Frankreich gerichtet: er wandte sich gegen
Deutschland, als unser Vaterland als Staat erstarkte und
unser Handel demjenigeu Englcmds gefährlich wnrde. Ant-
werpen wurde mit allen Mitteln der neuesten Feslungsbau-
kunst als Brückenkopf cmsgebcmt, so daß es selbst in Fach-
krcisen für uneinnehmbar galt. Man hatte sreilich nichl mil
deutscher Feldherrnkunst und dentscher Stoßkra-ft gerechnet.

Es ist ein ungehenerer Irrtum, zu glauden, daß Bel-
gien je neutral gewesen wäre: es ist immer nur ein milr-
tärisches Vorwerk Englands gewesen. Als es noch gegen
Frcmkreich zielte, hat England soaar dem Feinde FranL»
reichs, Preußen, das Besatzungsrecht belgischer Feslungen
verschafst. Dieses Recht hatte Preutzen noch bei Ausbruch
des Krieges —: und daß unsere Diplomatie sich aus diese
Vcrträge nicht berief, sondern sogar von cinem Unrechl
sprach, ist ein nie wieder gutzumachender Fehler gewesen.

Wenn wir nicht derartig siegen, daß wir Belgien reft»
kos aus dcr englischen Faust reißen, wenn wir bei einen»
siegreichen Frieden um der Versöhnung mit England wille»
Belgien neutrak'bleiben lassen, d. h. zugcben, daß es wiedev»
um in dre Hand Englands kommt, daim werden unseve
Kinder den zweiten großen Krieg gegen Englcmd ausfechten
müssen. Db dann wiedernm der Krieg in Feindeslcmd ge-
tragen wcrden kann, ob wir dann wiedernm die EngländeL
ans nnserem rheinischen Industriegebret zirrückhakten können,
das ist sehr zwerfelhaft. Ieder Deutsche aber weiß, was davrn»
abhängt. Gotr schüye unser liebes, deutsches Vaterkcmd vor
England; er gebe uns den Sieg und einen deutschen Frieden,

Dle Adiehnung des deulschen 5r'eden?angehsr:s — das gröZke Verdrechea

an der MerMhril.

Sydsvendsta Dagbladet führt am 3. April aus: „Cs kann
dahingestellt bleiben, ob „die Freiheit der Welt" von dem Ciege
des Verbandes abhängt und in welchem Grade die Selbstän-
digkeit der kleinen Stciaten unlöslich mit demselben verbunden
ist: aber ein jeder müßte doch wohl jetzt erkcnnen können, daß
ein größeres Verbrechen gegen die Mensch-
heit nicht Legangen wurde, als da die Verbands-
wächte in unbegreiflicher Selbstverblendung das deutsche
Friedensangebot vom 12. Dezember 1916 abschlugen. Es
mag sich nun nüt dem Gerede don der „Freiheit der Welt"
wie auch immer verhalten; aber dem Weltfrieden und der
Menschheit wurde damals rin unerhörter Schaden zugefügt,
dhne datz man erkennen kann. daß die eigene Sache der Ver-

r

bandsmächte seitdem verbessert wurde; es vcrhält sich eheik
umgekehrt. Die Zeit, die automatisch für den Verband av»
beiten sollte, hat sich als ein unzuverlässiger Bundesgenoss»
erwiesen, und genau gerechnet, haben wohl die Aktien des Ver-
bandes seit Beginn des Weltkrieges nie so schkecht gestande«
wie jetzt. Es ist ohne alle Frage Präsident Wilsons Pokitit
und Amerikas Eingreifen, die die Verlängerung des KriegeL
veranlaßt haben. Mit einem Gefühl der Bitterkeit hal da-
leidends Europa Ankaß, fich der Rolle Amerikas zu erinner«.
Ader die Bitterkeit wird zum Zorn und Unwillen, falls «D
sich so verhält, daß „es im höchsten Grade die Eitelkeit d«A
Amerikaner Lesriedigen würde, falls ihr gewähkter PrästdeM
derzenige sein würde, der die Welt aus ihrem jetzigen CH««U
 
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