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Os5 leene Lliglc'.ncl.

ü!oy6 Oeocge: „Oeoüoitig, mit 6em oeuen
k^lilltäl'ge^etz? 5>nc1 !<eine Gicinnor molli' c?>z,
ürmuckie icli micli niclit mellr ru vemntxvoiten!"

Kronprinz die Hand anf die Schnlter; der Mann blickt ihn an;
dann lächelt er. Landwirt ist er. Wo? Jm Oderbrnch. Nun
wird berichtet: wieviel Morgen, Bodenart und was er ange-
bant. Was er eingebracht? Und es geschieht, daß der Wetter-
gebräunte ganz in den Eifer des Erzählens kommt. Die unge-
wohnte Arirede geht ihm da glatt von der Lippe; wo der
Eifer überfprudelt, wird sie verschluckt. Und diefes Jahr?
„Na ja, Kaiserliche Hoheit, was fe mir fo fchreiben, fteht es
gut, beffer wie voriges Jahr!" Was er vorigcs Jahr heraus-
gewirtschaftct habe? Eine kleine Pause; danrr etwas zögernd:
„Tja, Kaiferliche Hoheit, det kann man nicht fo einfach sagen."
— „Haft rccht, wo fo vielc zuhvren." Ter Märker schnutn-
zelt, daS Glied lacht.

Es wird zu mehr als nur znm Frage- nnd zum Antwort-
fpiel. Unversehen und ganz zwanglos wird Anrede Gefpräch.
Der Berliner hicr, Kanfmann, Delikatessen, Königgrätzer
Straße, watet förmlich iir Facherinnerungen. — Na, nnd
jetzt? „Na, nn bin ich ja ins Feld, Kaiserliche Hoheit." Wie
es dahcim nnn mit Delikatesfen stehe, woher man uoch etwas
bekäme? Dcr jnnge Dnnkelängige lächelt nnr. „Kaiserliche
Hoheit, es gestt fchon noch," versichert er. — „Aha, fo heim-
liche Geschäftsverbindnngen, wie?" Der Mann vcrteidigt feine
Gefchäftsgeheimnisse. „Es geht fchon noch," wiederholt er vor-
fichtig, nnd alles lacht. Er war als der crsten einer über die
Somme.

Ein andercr, Empfänger des Krenzes, mnß von der Avre
berichten. Da baueu Frage nnd Antwort kurz und klar den
gauzen Gefechtsausschnitt. Sein Stahlhelm trägt eine wackere
Benls: englifcher Granatsplitter. Er erzählt es mit Pathos.
„Da hast du aber den Kopf denn doch wohl schleunigst ein-
gezogen?" — „Nee, Kaiserliche Hoheit, nicht nen Momang,"
versichert er im fchönsten Schlachtenlatein. — „Na, na?" Der
Mann strahlt vor Vergnügen. „Na, ja, Kaiserliche Hoheit,"
räumt er fchließlich ein, „so janz kleen bisken schon." Ein
vierter ist Winzer vonr Rhein. Von seinem Weinberg er-
zählt er. Nieslingtranbeu, fo und soviel Stück, fa, gauz

r

schöne Preifc. Von der Weinsteuer will er nichts wissen.
„Und nüt dcnr Wasser?" Das weist der Wackere wcit von
sich. „Nein, Kaiserliche Hoheit, bei mir ist mit Wasser nichts
zu machen." Ringsum zucken die Mundwinkel.

Jm zweiten Gliede steht ein Aelterer; Schlesier ift er;
der Kronprinz erkundigt sich. Zwei Töchter, eincn dreizehn-
jährigen Jungen. Der Vater, eifervoll, erzählt; er erzählt
alles: was die Frau schreibt, wie es nrit der Schule steht.
„Es ist soweit schon alles in Ordnung, Kaiserliche Hoheit."
Na, der Jrrnge bvauche nicht mehr in den Krieg. Aber der
tapfere Schlesier bleibt vorsichtig. „Nichts Gewisses weiß
nran ja nicht, Kaiserliche Hoheit," meint er bedächtig. Ein
junger Lehrer aus der Mark schildert seine Schultätigkeit. Jn
seinem Dörflein urrterrichtet er allein. Alle? Jüngste und
Aeltere gemeinsam? Der angehende Pädagoge erlärrtcrt seine
Arbeitseinteilung; indeß die Kleinen mündlich unterrichtet
werdeu, machen die anderen schriftliche Arbeiten. Ter Lehr-
plan wird erörtert. Wer unterrichtet jetzt? Eine Lehrerin.
Ob er sie noch eiugewiesen? „Jawohl, Kaiserliche Hoheitz
sie ist zwar jung, aber doch ganz recht. Nur mit den Bengels,
den älteren, meine ich, — mit denen, Kaiserliche Hoheit, da
hat man's ja oft nicht leicht . . ."

Unteroffiziere, die sich hcrvorgetan, berichten. Nicht den
taktischen Ablauf, den kennt dcr Heerführer: der Kronprinz
will des Kämpfers persönliches Erleben. Dnrcheinander wo-
gen die Stimmcn. Frisch von der^ Leber weg redeu sie: rccht
so. Wajjenersahrene Veteranen werden zu Vergleichen er-
muntert. Verdun, Somme, Flandern. Ein jnnger Unter-
offizier, strohblond, ein Prachtkerl, über kräftigem, hartem
Kinn im Wetterbraun des Gesichts zwei blanke, scharse Blau-
augen, erzählt. „Es war zum Aushalten, Kaiserliche Hoheit,"
schließt er. Verluste werden besprochen. Zehn Kameraden
sah die Kompagnie sallen, viele Verwnndete: „Aber das mecste
leichtere Verletzungen, Kaiserliche Hoheit." „Seit wann bist
Du dabei?" „Seit Anfang, Kaiserliche Hoheit; und tadellos
durchgekommen, bloß ein Paar Schrannncn." Er ist Märkcr:
vor wenigen Tagen erst erhielt er cine neue Auszeichnung,
noch ist sie blank. Ob cr sich damit schon photographieren

Oie amei-iicanllcüen Ofbriei-e:

„Ickei'l- Oenei'cil, clei' lleincl gieib sc>!'

Oeneml: d.äeber, äie'uniei- „Ofkemive'd iw bexilcon nael^
msn ctagegen tut!"
 
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