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Deutschland <Deutsches Reich> / Reichs-Limeskommission [Hrsg.]
Limesblatt: Mitteilungen der Streckenkommissare bei der Reichslimeskommission — 4.1896

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Nr. 18 (15. Mai 1896)
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https://doi.org/10.11588/diglit.8933#0031
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- 517

Limesblatt.

518 —

Mauer bei tiefen Grabungen noch schön
auf beiden Seiten, 0,60 m hoch, im Ober-
"nd Unterbau erhalten, sich bis an den
Anfang des Thaies herabsenkend und, allem
Anscheine nach, dort abschliessend.
Zu dieser Annahme glaube ich aus zwei
Gründen berechtigt zu sein. Erstens waren
die Steine an der Endstelle von stärkeren
Dimensionen als sie im allgemeinen zu
finden sind, zweitens hörten dort nach
wenigen Schuhen die abgefallenen Steine
ganz auf. Einen eigentlichen sicheren
Abschluss konnte ich allerdings nicht nach-
weisen; ebensowenig aber auch im Thale
selbst Spuren der Mauer finden, obgleich
ich schon früher und jetzt wieder aufs
neue darnach suchen liess. Was aber
von ganz besonderer Wichtigkeit ist, ist
die Thatsache, dass ich 2,10 m vor der
Mauer schön erhaltene, übcrmannsdicke,
eichene Pfosten vorfand und diese in der
Verlängerung im Thale aufs neue an zwei
weiteren Stellen nachwies. Ausserdem fand
ich die Reste eines eichenen querliegenden
Balkens vorwärts der Stelle, wo die Mauer
noch stand.

Das Aufhören der Mauer am Thalrand,
das Vorhandensein der Palissaden durch
das Thal scheint also sichere Thatsache
zu sein. Ich möchte bei dieser Gelegen-
heit wiederholen, dass das Schiessthal
noch im Anfange dieses Jahrhunderts ein
grosser Sumpf war und dass der jetzige
Schiessthalbach seinen Lauf und Richtung
erst nach der Trockenlegung des Thaies
erhielt; dass also hier andere Verbältnisse
vorliegen, als bei Übergängen über ein
Timl

wie Jagst- und Sulzachthal u. s. w.
Es gilt nun weiter die Frage zu be-
antworten, ob und wie weit an den Thal-
hängen aufwärts diese Palissaden weiter-
geführt wurden. Ich liess deswegen ca.
60 m oberhalb der angenommenen Mauer-
schlussstelle an einem passenden Orte
danach suchen und fand, auch wieder
2,10 m vorwärts der Mauer in einem 2 m
langen und 1 m tiefen Schlitze an zwei
Stellen, die 0,60 m von einander entfernt
waren, zwei grosse, 0,35 m tiefe Löcher
mit einer schwarzen, schmierigen Masse,
die genau das Ansehen von Kohlen hatte,
ausgefüllt. Lei anderen Stellen der raet.

wie germ. Absteinung habe ich vielfach,
ja beinahe immer, Kohlen gefunden; diese
Kohlen waren aber nicht auf einem Haufen
beisammen, sondern in Reihen gestreut
und demnach nur vereinzelt und zwischen
Steinen zu Tage gefördert. Hier aber
waren die Massen in Löchern, ohne Steine,
ohne Erde dazwischen zu haben, in einem
festen Klumpen zusammengebacken. Es
wird wohl keinem Zweifel unterliegen,
dass diese Klumpen, so sehr sie auch
Kohlenmassen gleichen, keine Kohlen, son-
dern die Reste von vermoderten Holz-
Stumpen, richtiger Palissaden, Bind. In
dem nassen, lehmigen Thale bleiben diese
mehr oder weniger erhalten, in dem san-
digen, den Witterungseinflüssen mehr aus-
gesetzten Hange waren sie vermodert.

Nachdem ich zu diesen Resultaten ge-
langt hin, wollte ich noch nach dem Gräb-
chen mit der Absteinung sehen. Ich liess
deswegen vor der eben beschriebenen
Stelle danach suchen und fand hier 12,80 m
von der Mauer ab, sowie weiter abwärts,
wirklich teils gelegte, teils gestellte Steine
vor. An der einen Stelle fand ich auch
einen Nagel und einen durchlöcherten
Kieselsfein, aber keine Kohlenrestc. Ich
möchte aber trotz aller dieser Anzeichen
diese Erscheinringen nicht mit Bestimmt-
heit als die Absteinung ansehen, denn es
ist immerhin nicht ausgeschlossen, dass
diese Steine beim Zerstören der Mauer
dorthin gelangten, da dieser Platz tiefer
liegt als die Mauer. Ein Versuch, im
Thale die Absteinung zu finden, war in
so fern günstig, als ich auf die richtige
Entfernung zwar keine Steine, aber, und
dies nur in einer mit den Palissaden
gleichlaufenden Linie Kohlenreste fand.
Iiier betrug die Entfernung der Kohlenrestc
von der Mauerverlängerung nur 11,10 m.

Auch diesesmal gelang es mir nicht,
den Anschluss auf der entgegengesetzten
Thalseite zu finden. Es muss hier offen-
bar eine Ahwinkelung stattgefunden haben,
deren Anfang durch die Uferkorrekturen,
die seiner Zeit in grossem Umfange vor-
genommen worden waren, zerstört wurde.
Stuttgart, im August 1895.

S t c i m 1 c.
 
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