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Deutschland <Deutsches Reich> / Reichs-Limeskommission [Hrsg.]
Limesblatt: Mitteilungen der Streckenkommissare bei der Reichslimeskommission — 4.1896

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Nr. 20 (30. September 1896)
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https://doi.org/10.11588/diglit.8933#0041
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LIMESBLATT.

Mitteilungen der Streckenkommissare bei der Reichslimeskommission.

Erscheint jährlich in 5—6 Nrn. zum Preise von 3 Mark.
Druck und Verlag der Fr. Lintz'schen Buchhandlung in Trier.

20. Ausgegeben am 30. September 189(i.

Marienfels und Kastell Hunzel. Die j

Strasse von Miehlen nach Marienfels j
geht von Südosten nach Nordwesten durch
den neueren Teil des letzteren Ortes ; da
wo sie in denselben eintritt, zweigt sich
ein Weg nach Pissighofen ab. Auf der
nordöstlichen Seite der Strasse liegt beim
Ausgange des Dorfes in der Wiese nach
dem Sauerbrunnen zu das früher aufge-
deckte Bad. Sonst ist auf dieser Seite
von Mauerresten nichts bekannt. Dagegen
erstrecken diese sich längs der ganzen
Südwestseite der Strasse von dem Pissig-
hofener Wege bis zum letzten Hause des
Dorfes in einer Länge von mehreren 100
u"d in einer Breite von über 100 Metern,
besonders die Distrikte „( Iber dem Spritzen-
haus" und „Im Kirchgarten" sind mit
Mauern vollständig durchzogen. Da das
Terrain vom Pissighofener Wege bis zum
Sauerbrunnen laDgsam fallt, so können die
I-angseiten des Kastells nur parallel der
Strasse, die Dekumanseite in der Kich-
tui>g des Pissighofener Weges und die
I'rätorialfront nach dem Bade zu gesucht
werden. Nach der Dekuman- und der
linken Prinzipalseite wurden Gräben ge-
zogen. Es zeigten sich überall leichtere
u"d stärkere Mauern bis zu 1,40 m Mauer-
stärke, die über durch Estrich, geriefelte
Ziegel, Bodeudeckplatten, Kellergruben
u- m. sich jedesmal als Hausmauern er-
wiesen. Vom Kastellgraben zeigte sich
keine Spur und ebensowenig von einer
fortlaufenden Kastellmauer. Von einem
Kastell wird daher wohl abzusehen und
^larienfels aufzufassen sein als ein lang-
gestreckter Vicus, der sich auch nach der
Miehlener Seite zu im Distrikt „Rennweg"
•ängs einer 3 m breiten, gestückten und
mit Kiesschotterung versehenen Kömer-

strasse ausdehnt. In Miehlen selbst fand
ich zu beiden Seiten des Mühlbaches rö-
mische Anlagen, von denen die eine ein
grösseres Terrain einnimmt.

Da in Marienfels ein Kastell sich nicht
nachweisen Hess, so stand zu erwarten,
dass in der Nähe des Vicus am Pfahl ein
solches zu suchen sei, da eine derartige
Niederlassung unweit der Grenze ohne
nahen Schutz nicht wohl bestehen konnte.
Dasselbe fand sich hei Hunzel. Ks liegt
auf der linken Seite des oberen Hunzel-
bachthalcs im Distrikt „Im Broch", in der
Luftlinie nicht völlig tl/a km von den An-
lagen bei Marienfels entfernt. Die Front
läuft in einer Entfernung von etwa 160 m
dem Pfahl parallel und ist 82,50 m lang;
die Prinzipalseiten sind 89,20 m lang. Die
Kastelimauer ist durchweg 1,20 m breit
und in den stark abgerundeten Ecken
wohlerbalten; die Dekumanseite zeigt viel-
fach nur noch die Ilollschicht. Auf der
rechten Seite der Front ist das Funda-
ment der Kastelimauer auf einer Strecke
von etwa 6 m durch 2 Reihen terrassen-
förmig vorspringender Steine an der Innen-
seite verstärkt; auf der linken Seite Hess
sich dies wegen des eindringenden Was-
sers nicht nachweisen. Die Berme ist 1 m,
der einfache Spitzgraben 4 m breit und
1,37 m tief und an den Thoren unter-
brochen. An den Prinzipalseiten sind diese
von je zwei nach aussen nicht vorsprin-
genden, schwach gebauten Türmen flan-
kiert. Die Kastellmauer geht zu beiden
Seiten 40 cm über die Seite des Turmes
hiuaus; der Abschluss derselben ist durch
aufrechtstchende geglättete Steine gebildet,
der Eingang 3,40 m breit. Von der p.
praetoria konnte nur der rechte, stärker
gebaute Turm festgestellt werden, der
 
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