52
viertes Kapitel.
wie Hof- und Kämmereirechnungen, erscheint Cranach, wie gesagt, fast immer
nur als „Meister Lucas" oder „Lucas Cranach" u. s. w., weit er selber
von einer anderen Bezeichnung seiner Persönlichkeit nicht Gebrauch machte.
Spalatin in seiner Lebensgeschichte Friedrichs des Weisen, die er im Jahre
1526 zusammen trug, sagt dagegen von Friedrich: „wie gnädiglich seine
Churf. Gnaden anch Meister Lucassen von Cranach gehalten ist gemeiner
Landschaft wisslichL" Es giebt nur einen einzigen aber unzweifelhaft echt
Cranach'schen schönen Holzschnitt „Jesus und die Samariterin", der nebst
den sächsischen Wappenschildern die ungewöhnliche Bezeichnung I, V 6
trägt. Er erinnert an ein sehr hübsches Cranach'sches Bild „Jesus und
die Samariterin" im Leipziger Museum. Wahrscheinlich gehört derselbe
der Zeit unmittelbar nach des Meisters Standeserhöhung an und Heller
hat vielleicht nicht Unrecht, wenn er diese Buchstaben „Lucas von Cranach"
liest und hinzufügt, daß Cranach znfolge seines Wappenbriefs von diesem
Prädicate mit Recht habe Gebrauch machen dürfen? Es scheint, daß
Cranach im ersten sreudigen Bewußtsein der ihm ertheilten Begnadigung
vielleicht nur einmal den Versuch gemacht habe, das neue Zeichen anzu-
nehmen, aber alsbald schon bei dem nächsten Werke seiner Hand zu dem
gewohnten und anerkannten Zeichen P O. mit Beisügung der gekrönten
Schlange zurückgekehrt sei. Hos- und Kämmereirechnungen haben keine
große urkundliche Beweiskraft, da in diesen die Aufführung des Betreffenden
in der einfachst kenntlichen Weise genügte, dennoch stndet sich eine solche
vom Jahre 1514, in welcher es heißt: „50 Fl. Meister Lucassen von
Cranach zu Wittenbergk, vff arbeyt Jnnhalts seiner quitanzen Dagegen
vbergebenn, daraus pseffinger die abrechnung mit Jmn fürnehmen." Für
bedeutsamer könnte man einige wichtige Urkunden halten, wie das chur-
sürstliche Apothekerprivilegium für Cranach vom Jahre 1520 und einige
sei, da 1556 abermals ein „Johannes Snndurus Lrnnnekusis immatriculirt" wurde
und daraus hervorgeht, daß dieser Name außerdem mauuichfach vertreten war.
^ S. Georg Spalatin's histor. Nachlaß und Briefe aus den Originalhandschriften
herausgegeben von Neudecker uud Preller, I, S. 34.
^ S. Heller a. a. O. S. 44 und 142. Schuchardt a. a. O. I, S. 56 und II,
S. 207 widerspricht dieser Annahme und meint, es sei wohl eher der abgekürzte Name
Luc. für Lucas, „um so mehr, da zwischen den einzelnen Buchstaben keine Punkte
stehen". Da aber Cranach sich nie und nirgcnd dieser abgekürzten Bezeichnung „iOVO"
für Lucas bedient hat, so scheint eine solche Jnterpretation der obigen Zeichen jedensalls
gewagter als die Lesart „Lucas von Cranach". Man müßte dann eher das Zeichen als
nicht auf Cranach bezüglich oder für unecht erklären. Die fehlenden Punkte zwischen
den Buchstaben sind kein Beweis; sie fehlen auch meistentheils zwischen den Buchstaben
iOO., wo diese auf Bildern und Holzschnitten als Cranachstches Zeichen vorkommen.
viertes Kapitel.
wie Hof- und Kämmereirechnungen, erscheint Cranach, wie gesagt, fast immer
nur als „Meister Lucas" oder „Lucas Cranach" u. s. w., weit er selber
von einer anderen Bezeichnung seiner Persönlichkeit nicht Gebrauch machte.
Spalatin in seiner Lebensgeschichte Friedrichs des Weisen, die er im Jahre
1526 zusammen trug, sagt dagegen von Friedrich: „wie gnädiglich seine
Churf. Gnaden anch Meister Lucassen von Cranach gehalten ist gemeiner
Landschaft wisslichL" Es giebt nur einen einzigen aber unzweifelhaft echt
Cranach'schen schönen Holzschnitt „Jesus und die Samariterin", der nebst
den sächsischen Wappenschildern die ungewöhnliche Bezeichnung I, V 6
trägt. Er erinnert an ein sehr hübsches Cranach'sches Bild „Jesus und
die Samariterin" im Leipziger Museum. Wahrscheinlich gehört derselbe
der Zeit unmittelbar nach des Meisters Standeserhöhung an und Heller
hat vielleicht nicht Unrecht, wenn er diese Buchstaben „Lucas von Cranach"
liest und hinzufügt, daß Cranach znfolge seines Wappenbriefs von diesem
Prädicate mit Recht habe Gebrauch machen dürfen? Es scheint, daß
Cranach im ersten sreudigen Bewußtsein der ihm ertheilten Begnadigung
vielleicht nur einmal den Versuch gemacht habe, das neue Zeichen anzu-
nehmen, aber alsbald schon bei dem nächsten Werke seiner Hand zu dem
gewohnten und anerkannten Zeichen P O. mit Beisügung der gekrönten
Schlange zurückgekehrt sei. Hos- und Kämmereirechnungen haben keine
große urkundliche Beweiskraft, da in diesen die Aufführung des Betreffenden
in der einfachst kenntlichen Weise genügte, dennoch stndet sich eine solche
vom Jahre 1514, in welcher es heißt: „50 Fl. Meister Lucassen von
Cranach zu Wittenbergk, vff arbeyt Jnnhalts seiner quitanzen Dagegen
vbergebenn, daraus pseffinger die abrechnung mit Jmn fürnehmen." Für
bedeutsamer könnte man einige wichtige Urkunden halten, wie das chur-
sürstliche Apothekerprivilegium für Cranach vom Jahre 1520 und einige
sei, da 1556 abermals ein „Johannes Snndurus Lrnnnekusis immatriculirt" wurde
und daraus hervorgeht, daß dieser Name außerdem mauuichfach vertreten war.
^ S. Georg Spalatin's histor. Nachlaß und Briefe aus den Originalhandschriften
herausgegeben von Neudecker uud Preller, I, S. 34.
^ S. Heller a. a. O. S. 44 und 142. Schuchardt a. a. O. I, S. 56 und II,
S. 207 widerspricht dieser Annahme und meint, es sei wohl eher der abgekürzte Name
Luc. für Lucas, „um so mehr, da zwischen den einzelnen Buchstaben keine Punkte
stehen". Da aber Cranach sich nie und nirgcnd dieser abgekürzten Bezeichnung „iOVO"
für Lucas bedient hat, so scheint eine solche Jnterpretation der obigen Zeichen jedensalls
gewagter als die Lesart „Lucas von Cranach". Man müßte dann eher das Zeichen als
nicht auf Cranach bezüglich oder für unecht erklären. Die fehlenden Punkte zwischen
den Buchstaben sind kein Beweis; sie fehlen auch meistentheils zwischen den Buchstaben
iOO., wo diese auf Bildern und Holzschnitten als Cranachstches Zeichen vorkommen.