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viertes Rapitel.

Dommitsch geborene Sohn des in demselben Jahre als Oberamtsadvoeat
zu Budissin verstorbenen Polyearp Lucas IX., trat unter Friedrich dem
Großen aus Sachsen in preußische Dienste über und documentirte damals
seinen Adel auf Grund des seinem Ahnherrn Lucas Cranach ertheilten
Adelsbriefes. Seiner Zeit der letzte seines Stammes (wenigstens in gerader
Linie), wurde er, zweimal verehelicht, mit 14 Kindern der Stammvater
einer zahlreichen Nachkommenschaft, die von fünf Söhnen in eben so
viele verschiedene Linien bis in die jüngste Zeit sich weit nnd zahlreich
verbreitet hat, und deren münnliche Glieder, nach einem den Ahnherrn
pietätvoll ehrenden Familienbrauch, neben anderen Vornamen jedesmal auch
den Namen ,,Lucas" führen. Christian Lucas X. starb, nachdem er
1777—78 im Regiment Owstine zu Stettin gestanden und als Hauptmann
seinen Abschied erhalten, als Erb-, Lehn- und Gerichtsherr auf Lindenbusch
und Craazen im Soldiner Kreise (Neumark), welches Familiengut zur Zeit
im Besitz seines Enkels, des Ritterschaftsrathes Max Adolf Lucas von
Cranach sich befindet.

Als Kaiser Maximilian im Jahre 1494 mit seiner jungen zweiten Ge-
mahlin Blanca Maria Sforza nach den Niederlanden zog, um seinem
mündig gewordenen Sohne, dem Erzherzog Philipp, die Regierung der
burgundischen Staaten zu übergeben und ihm in den niederländischen Städten
die Erbfolge zu sichern, hatte sich zu den Festlichkeiten, die dabei in den
burgundischen Städten und an dem Hofe des Königs stattfanden, auch der
Churfürst Friedrich eingesunden. Dasselbe zarte romantische Verhältniß,
das den ritterlichen Fürsten neben dem eignen religiösen Drange znr Pilger-
fahrt nach dem heiligen Grabe veranlaßt haben mochte, hatte in jüngeren
Jahren, wie Spalatin erzählt, ihn anch wiederholt an den kaiserlich könig-
lichen Hof in den „obern und niedern deutschen Lande" geführt, um an
feiner Sitte zu gewinnen und im ritterlichen Spiel für seinen Namen das
Ansehen anzubahnen, das er später in schwerer Zeit durch seine Milde,
durch seine bewundernswerthe Klugheit, Medlichkeit und Gewissenhaftigkeit
im Rathe der Fürsten um so fester begründete? Den im blühenden Mannes-
alter stehenden Fürsten schmückte damals, als er nach den Niederlanden
zog, noch der frische aber ernstere Nimbus seiner Pilgerfahrt, von welcher
er erst vor kurzem znrückgekehrt war, während seinem Oheim, dem Herzog
Albrecht, „dem deutschen Hector", vor allem der Rnhm gebührte, dem Kaiser,
dem er so treu ergeben war, die niederländischen Besitzungen wieder so weit
unterwürsig gemacht zu haben, daß dieser die Regierung derselben seinem Sohn

S. Weinert: N. sächs. historische Handbibliothek II, S. 13.
 
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