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Vermählungsfeierlichkeiten in Torgau.

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Jdeenaustausch vielleicht erst ahnuugslos, dann aber mit unerschütterlich
festem Ziele im Auge, eine neue Zeit der dentschen Geschichte bereiten zu helfen.

Das Jahr 1610 hatte die deutschen Fürsten auf dem Reichstage zu
Augsburg vereinigt. Natürlicher Weise war anch Churfürst Friedrich unter
ihnen und Spalatin erzählt, daß der Kaiser Maximilian sich sehr gnädig
gegen ihn erzeigt und noch mit ihm gerannt habe. Auch Herzog Georg
fand sich dort ein, nachdem er im Januar mit 800 Pferden in Prag ge-
wesen, um von König Ladislaus die Lehn zu empfangen. Die Fürsten
verließen diesen Reichstag mit der Aussicht auf neue großartige Festlich-
keiten, womit in Stuttgart im nächstfolgenden Jahre der 24 jährige Herzog
Ulrich von Württemberg — derselbe, der nachmals durch die meuchlerische
Ermordung eines Hutten die Schwert- und Federtapferkeit eines Ulrich
von Hutten gegen sich erweckte, und dem in der Geschichte seiner Zeit und
seines Landes eine eben so unehrenhafte als tragische Rolle vorbehalten
war — mit des Kaisers Nichte, der Prinzessin Sabine von Baiern zu
feiern gedachte, mit der er schon seit seinem elften Jahre verlobt war. Das
Beilager, zu welchem sich auch Chursürst Friedrich einfand, wurde mit un-
geheuerem Gepränge vollzogen und rechtfertigte vollkommen Stuttgarts Rnf
als glänzendste und verschwenderischste Hofhaltnng Deutschlands. Die
Chronisten, welche die Bedeutung derartiger Hofseste mit besonderem Be-
hagen nach der Anzahl der fürstlichen und adeligen Gäste und der von
diesen zugesührten Pferde zu berechnen Pflegen, berichten, daß der Herzog
etliche Tage lang 16,000 Mann gespeist habe. Was der Hochmuth solchen
massiven Aufwandes verschuldete, beweist die für damalige Zeit un-
geheuere Schuld von einer Million Gulden, womit das württembergische
Fürstenhaus bebürdet war, und die Abgabenlast, welche das Volk schließ-
lich zur Empörung trieb (1514)? Schon im Sommer des folgenden
Jahres (1512) rief eine neue Hochzeit die süchsischen und andere Fürsten
an den beschränkten, aber lebenslustigen Freiberger Hof des Herzogs Heinrich
von Sachsen, der am 6. Juli sein Beilager mit der mecklenburgischen Prin-
zessin Katharina feierte? Es erschienen dort außer dem Churfürsten Friedrich
und seinen beiden Brüdern, dem Herzog Johann und dem Herzog Ernst,
Erzbischof von Magdeburg, der ein Jahr darauf zu Halle starb, Herzog
Georg zu Sachsen, drei Herzöge von Mecklenburg, Herzog Philipp zu
Braunschweig, Herzog Georg zu Lüneburg, ein Herzog zu Münsterberg,
der Bischof von Meißen, Johann von Salhausen, Graf Günther zu

^ S. Spittler's Geschichte Würtembergs.
2 S. S. 67.

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