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Das Iniisbiucker Madonnenbild.

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Ringen nach Erkenntniß der Wahrheit, nach Frieden für die beängstete
Seele, bald venveht ward. Die gepriesene Wunderkraft des Jnnsbrucker
Gnadenbildes ist vssenbar die Wirknng der Jnnigkeit seines Ausdrucks.
Wenn lnan der Entstehung des Glanbens an die Wunderkraft der geprie-
sensten Bilder dieser Art nachgehen wollte, so wiirde sich herausstellen, daß
er in den meisten Fällen in einer wirklichen oder instinktmüßigen Aner-
kennung des Kunstwerthes dieser Bilder oder in dem Ansdrucke seinen Ur-
sprnng hatte, womit die Seele des Künstlers zur Seele des Beschauers
sprach. Dem widerspricht nicht, wenn Speeulation oder Aberglaube auch
hier nnd da Gegenstünde der Verehrnng fand, an welchen die wahre Knnst
keinen Theil hatte. Die Knnst war im Dienste der Kirche erstarkt, sie
hatte ihr demnach ihre beste Blüthe geweiht; sie war in ihrem Bunde mit
der Kirche die lieblichste und schönste, aber auch die verführerischste Sirene
des mittelalterlichen Aberglanbens.
 
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