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Zweiter Abschnitt. Siebentes Kapitel.

aus Luther's Leben erhalten sind, bezeichnen „diese wenigen Leute" näher,
mit deren Zustimmung und Zeugenschaft Lnther seinen Vorsatz in der
Stille ansführte; es waren sein getreuer Freund und Beichtvater Bugen-
hagen, der bewährte Lucas Cranach und der aus Würzburg vertriebene
Domherr Johann ApelN Diese drei gehörten also nicht zu jenen „besten
Freunden", welche sich mit ihrem widerrathenden Geschrei Luthern hindernd
entgegen zu stellen suchten, sondern waren, namentlich was Bugenhagen
und Cranach anlangt, eben die wenigen bewährten, durch ihren Charakter
nnd ihre Stellung jede üble Nachrede widerlegenden Vertrauten, welche von
der Würdigkeit seiner Wahl überzeugt, dem theuren und bewunderten
Frennde bei diesem wichtigen Schritte gern und bereitwillig das Geleit
gaben. „Am 13. Juni," so heißt es in jenen wittenberger Berichten,
„habe sich Luther unvorsehens mit I)r. Pommern, Lucas Cranachen,
sonst anch Lucas Mahlern genannt, damals Rathsverwandten, hernach
aber Bürgermeistern, und Apello, einem Juristen, in des Stadtschreibers
Reichenbach Haus verfügt nnd bei demselben um Jungfrau Küten von
Bohre geworben, die nicht gewußt anfänglich, ob es Ernst gewesen, und
da sie solches vermerket, darein gewilligt, und weil vielleicht man damals
mehr Gäste zu bewirthen nicht gefast gewesen, sei ein ehrlich und öffentlich
Verlöbnißmahl des anderen Tags als die Mittwochen darauf gehalten
worden, auf welches auch der Rath dieses Ortes 1-1 Maaß allerlei Wein
neben gewöhnlicher Gratulation offeriren lassen."^ Ziemlich übereinstimmend
mit diesem Berichte schreibt Melanchthon, der sich der Eheangelegenheit
seines Freundes ziemlich bedenklich fern hielt, in einem griechischen Briefe
an Camerarins: „Weil es sein könnte, daß der Ruf von Lnther's Heirath
nicht getreu an Euch gelangt sei, so schien es mir gut, die Wahrheit und
meine Meinung dir zu berichten. Am 13. Tage des Monats Jnni hat
Luther unversehens die von Bora geheirathet, nachdem er keinem seiner
Freunde die Sache vorher kundgethan, sondern er lud des Abends zur
Mahlzeit den Pominer, den Maler Lncas und den Juristen Apellus allein
nnd hielt das gewöhnliche Hochzeitmahl." Die eigentliche Hochzeit erfolgte
in aller Stille am 14. Juni, wobei vr. Bugenhagen die Traurede hielt;
auch bei dem Hochzeitmal waren außer den bereits erwühnten Gästen
nur noch die Frauen des Vr. Jonas und Cranach's zugegen. Am
27. aber wurde erst das eigentliche Hochzeitfest, die sogenannte „Wirth-
schaft" in Lutheüs eignen Ränmen, im Augustinerkloster, gefeiert, das

r Walch, II, S. 182; de Wette, II, S. 359, 510 zc.
^ Jn den Oonsilits Vitod. Voin. IV, p. 19.
 
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