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332

Dritter Abschnitt. viertes Rapitel.

zu weiteren bitteren Lebensersahrungen kraftigen konnte. Auch der am
18. Angust desselben Jahres erfolgte Tod des Herzogs Heinrich mag bei
dem vielsachen Verkehr, in welchem Cranach auch zu diesem Fürsten stand,
ein empfindlicher Verlust für den Meister gewesen sein, ein Verlust, den
er nicht bloß persönlich, sondern wie mancher andere seiner scharfsichtigeren
Zeitgenossen, auch hinsichtlich seiner politischen Tragweite, im Sinne seines
Landesherrn mitempfinden mochte, und es erscheint sast ominös, daß in
demselben Jahre, wo der junge albertinische Löwe, vor welchem Luther
gewarnt hatte, an der Bahre seines Vaters sich in selbständiger Kraft zu
erheben begann, die lebensgroßen Portraits der drei evangelischen ernestini-
schen Churfürsten „im Knrornat" und „für die Liberei in Wittenberg"
gemalt, die einzigen Bilder waren, die aus Cranach's Atelier hervorgingen?

Den Zeugnissen von dem hohen Ansehen, dessen sich Cranach in
Wittenberg erfreute, schließt sich im Jahre 1542 ein Holzschnittportrait-
an, das den Meister in seinem 70. Jahre darstellt und mit deutschen Versen
versehen ist, in welchen Luther, Melanchthon und Cranach gewissermassen
als die drei Männer bezeichnet werden, welchen Wittenberg am meisten zu
danken habe. Es scheint fast, als sei der 70jährige Geburtstag des Meisters
die Veranlassung zu dieser künstlerischen und poetischen Huldigung gewesen.
Das Blatt trügt die Ueberschrift: „Bildniß des Ehrenvesten hochweisen
vnd sürtrefflichen Bürgermeisters vnd Malers in der Churfürstl. sächs.
Hauptstadt Wittenberg, seines Alters im UXX." Wir sehen Cranach im
langen, in zwei Spitzen auslaufenden Barte; zu seiner Linken, in welcher
er die Handschuhe hält, liegt die Palette. Die unter der breiten Rand-
fassung des Blattes befindlichen Verse lauten wie folgt:

„Schaw Wittenberg du werde Stadt,

Schaw wie dich Gott erhoben hat,

Wie Er dich hie aus dieser Erdt
Mit manchem theuren Heldt vererdt,

Der dich mit seiner Lehr und thon
Erhoben bis an Himmels Thron,

Wie solchs das Haus zu Sachsen gut
Luther und Philips bezeugen thut;

Auch Lucas Maler lobesan

Deß Bild du hie siehst vor dir stan,

Der dir mit Kunst und weisen rath
Gar treulich dienet srüh vnd spadt
Vnd dich mit viel vnd schön gemelt
Fein zieret für der ganzen Welt.

i Nach einer von Schuchardt, Bd. II, S. 129, aufgeführten Rechnung dieses
Jahres erhielt Cranach für diese Bilder 30 fl.
 
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