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Dritter Abschnitt. Sechstes Rapitel.

derartiges Cranach'sches Originalbildniß Luther's besaß, das Cranach in
lebendiger Erinnerung an den unvergeßlichen Mann gewiß mit besonderer
Liebe und Vollendung gemalt hatte, so ist es einigermaßen auffällig, wenn
in Bezug auf das Lutherbild, das Cranach im Jahre 1523 gemalt hatte und
das der Rath und Professor Kirchmaier, wie schon erwähnt worden ist, im
Jahre 1740, also 20 Jahre vor der allgemeinen Zerstörung all dieser
Werke, der Wittenberger Stiftskirche verehrte, erzählt wird, daß Kirchmaier
auf geziemendes Ansuchen bewogen worden sei, dieses Denkmal Lutheri
und des Cranach's der Stistskirche zu schenken und dieselbe damit zu
zieren, „weil die wittenbergische Universitätskirche noch niemals ein Cranach'-
sches Originalportrait Lutheri in ihren Mauern ausweisen könnenL" Sein
treues Andenken an den heimgegangenen Freund bethütigte Cranach gleich
nach dessen Tode auch durch ein treffliches Holzschnittportrait, das des
Meisters Zeichen und die Jahreszahl 1546 trägt. Es zeigt Luther in Halb-
sigur mit einem Buche in den Händen; oberhalb „Nnrtlnus Tutlier",
unterhalb „8ie ooulos Tutiroro tuos, Äo ora korodns — Vorius at ruoutour
86rixta tun rotoruut" — hieraus in 23 deutschen Zeilen Lnther's Wirken
bis zu seinem TodeT Wie Cranach von Seiten der Universitüt den Auf-
trag zu einer neuen Darstellung Luther's erhielt, den er bereits so oft nach
dem Leben abeonterfeit hatte, so hatte er kurz vor Luther's Tode durch
den ihm seit Jahren befreundeten Markgrafen Albrecht von Brandenburg
eine Bestellung auf einige Portraits erhalten, die seiner Hand wie seinem
Herzen in gleicher Weise nahe standen. Der Markgraf schrieb an ihn am
21. Januar 1546: „Unsern grus zuvorn, Ersamer lieber besonder! Unser
genediges begern ist, Jr wollet die Conterfeien des Hochgebornen Fürsten.
unsres freundlichen lieben Oheimen und Schwagern, des Churfnrsten zu
Sachsen sampt seiner Liebden gemahell und derselben dreien Sönen, auch
Herzog Ernsten von Brannschweig, wie wir mit euch verlassen, auf tücher
fertigen und uns sürderlichen übersenden. Auch darneben was dafür pillig
zuthun, antzeigen. Solle auch dankbarliche Betzalung widerfahren und dar-
neben in gnaden erkant werden. Dat. Königspergk. u. s. w."^ Ob Cranach

^ Vergl. S. 198; Faber a. a. O.; Reimer, S. 56 ff.; Kirchmaier: Ois-
gaisitio Nistorieo c!o I). N. !.at!>o>ö oris et vultus Nubitu Noroioo u<I vivuru
6xx>r6880 iu iuucgiuo cliviui pouioilN I.ucmo Oruuaelü patris 6te. ^ocli 5Vitt6uI»6rA
uN uuetoro 8U6ruta ucl clat^uclouäaur tormosi oor^roris cliAuitatour ooutru
ottiAios iuoxtus."

^ Dieses Holzschnittportrait ist weder von Bartsch noch von Heller erwähnt
(Dresdner Kupferstich-Cabinet).

^ S. Beiträge zur Kunde Preußens, III, Heft 3.
 
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