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Lranach's lViedervereinignng mit dem gefangenen Cchursürsten.

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Abnehmen gespürt, sondern selbsten von ihm gesehen, daß er jetziger Zeit
nicht weniger als zuvor keine Stunde ledig oder müßig sitzen kann, welches
mich denn sehr verwundert? Zum Andern hat er sich aus mein gethanes
Anbringen gegen euer fürstlich Gnaden von wegen derselbigen gnädigsten
Begehrens u. s. w. mit ernstlichem Seufzen und weinenden Augen in
aller Unterthänigkeit bedanket und auch gebeten, eure fürstl. Gnaden
von seinetwegen unterthünigst zu schreiben und mit wenig Worten seine
arme unterthänigste und allzeit gehorsame Dienste zu vermelden, denn
er wäre durch Verleihung göttlicher Hilf willens, sein unterthäniges Er-
bieten mit dem Werk zu beweisen, sich auch gehorsamlich und zu Johannis
ungefähr allhier zu Weimar einzustellen; denn nachdem er sich nunmehr
fast von den altsächsischen edelsten Dienern einen erkennen und Halten
müßte, so wollte er nicht unbillig aus unterthänigster Zuversicht von eurer
fürstl. Gnaden weiteres Bescheids allhier erwarten, und wie ich von ihm
verstanden, so würde er auf eurer fürstl. Gnaden Befehl, wohin und
wofern sie ihn auch zu sich erfordern lassen würden, ganz gehorsamlich
erscheinen. Dieweil aber nun, gnädigster Herr, gedachter mein Schweher
am liebsten von Wittenberg unbemerkt abreisen möchte, so thut er aus
allerlei Ursachen in eurer sürstlichen Gnaden gnädigstes Gefallen unter-
thüniglich Heimstellen, ob eure fürstliche Gnaden ihm von hier (Weimar) aus
eine Fuhre mit zwei Pferden nnd einen Röllwagen verordnen und ihn anhero
bringen lassen wollen. — Er würde eurer fürstl. Gnaden förderlich ein
klein Gemälde, aber meines Bedünkens ein schön Kunststück, zuschicken,
welches eure fürstl. Gnaden gegen die niederländischen Gemülde werden
können anschauen und urtheilen lassen." — Wir ersehen aus diesen Mit-
theilungen Brück's, mit welcher Freude und Rührung Cranach den Wunsch
seines Fürsten vernahm und mit welcher Bereitwilligkeit er trotz seines
hohen Alters diesem Wunsche willsahren wollte. Ja er wollte sogar nicht
mit leerer Hand zu seinem Herrn kommen, sondern ihm zugleich einen
Beweis seiner unverminderten Kunstthätigkeit bringen, „ein kleines Gemülde",
wie es in dem Briefe heißt, hinsichtlich dessen jedoch Brück, stolz aus die
Geltung seines Schwehers, das Bedünken geltend macht, daß es „ein schönes
Kunststück" sei, welches auch im Vergleich mit den Werken niederländischer
Meister vor dem Urtheil des Churfürsten bestehen könne. Zugleich lüßt dieses
Schreiben aber auch erkennen, in welchem eigenthümlichen und unbehaglichen
Verhältnisse Cranach sich in Wittenberg befinden mochte. Er wünschte

i Nach Verlauf fast eines halben Jahrhunderts dasfelbe Lob, das einst Scheurl
dem Meister zollte. S. S. 70.

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