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Lranach in Innsbruck und seine Thätigkeit für Iohann Friedrich. Z91

mehrertheils im Tyroler-Land zu Jnnsbruck gewesen, dessen Orts dann
S. F. G. ihre Herberge am Markte etwas hinab in einem Eckhause gehabt
und beharrlichen behalten hat. Sonsten aber, dieweil es göttlichem Willen
also gefallen, S. F. G. auch in guter gerechter Sache in ihrem Bekenntniß
durch dieß Mittel, als in der Crentzschule, zu probiren und hierdurch augen-
scheinlichen darzuthun, wie sein Wort nicht durch menschlichen Rath, Ver-
mögen oder Stärke sortgepflanzt, noch vertheidiget, auch hiergegen in
berührter Maas, von Widersachern dasselbe nicht verhindert und auf-
gehalten, sondern vielmehr im Stande der Niederlage, wann es mensch-
lichem Ansehen nach alles verlohren scheint, und wie der 12. Psalm saget,
seiner Krast bewührt sein will, hat S. F. G. solche Beschwerung die gantze
Zeit über mit großer besonderer und sürstlicher Geduld und Sanfftmüthig-
keit getragen nnd keine einzige Anzeige der Ungeduld oder Rachgier zu ver-
stehen gegeben. Jmmassen sie denn auch niemands in Ungnten gedacht
und an ihr selbst gar ungern von ihren Sachen redeten, darumb es auch
die Diener unterließen. Dargegen aber, wenn sie Morgens aufgestanden,
haben sie bey einer Stundte in ihrem Gemach allein gebetet und in der
heiligen Bibel oder doch in Ur. Luthers (neu angeschafften) Schrisften,
sonsten aber vielfältig in sürnehmen teutfchen und französischen Historien-
Büchern gelesen und nebst derselben ihre Zeit vertrieben, daß sie den
berühmten Mahler, den alten Lucas Cranach allerhandt Contrafacturen
und Bildwerk machen lassen. Ueber Tisch waren F. G. mit ihren Dienern
gar fröhlich und besprachen sich mit denselben nicht allein als ihr Herr
ganz gnüdigst, sondern wie sonst ein gut Freund mit dem andern, von
allerlei Sachen, die ihnen vorkamen und dazumal im Landte umgingen,
wie sie denn allezeit über der Tasel frageten, was ein jeder gutes neues
gehört und übel leiden mochten, wenn einer mit nichts wissen antwortete.
Es wurden aber auch gleichwol von Kays. Maj. Seine fürstl. Gn. in den
letzten Jahren mit nichten überhardt oder unrechtlichen, sondern ganz fürst-
lichen gehalten, hielten allezeit ihres Gefallens eine Anzahl reysige Pferde
und eine sechsspennige Kutschen, aus welcher sie, so oft sie dem Kayser
solgeten, ihre kurtze und lang Pürschrohr wieder sühren mochten, wie sie
auch den gantzen Tag ihr Schwerdt und Dolchen an der Seiten zu tragen
pflegten, und war S. F. G. nichts als das beharrliche, langwierige Jnne-
liegen so beschwerlich. Dann zum andern, daß die Hispanische Guardi,
welche allezeit bey 24 Personen waren, und des Tags vor dem Gemach
stunden, des Nachts, so bald S. F. G. schlasfen, und die Cammerthür wohl
zugelehnt oder doch nicht verschlossen, mit ihren Rüstungen im Gemach auf
den Bencken und Polstern zu liegen verstatten mußten, daß auch dieselbe
 
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