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DriEter Abschnitt. Neuntes Aapitel.

Crcmach starb am 16. October 1553 im 81. Lebensjahre und wurde
auf dem Friedhof zu St. Jakob iu der Nühe des Haupteingangs zu dieser
Kirche begrabeu. Nicht ganz füuf Monate fpäter (3. März 1554) folgte
ihm sein Churfürst Johaun Friedrich, der den Tod seiner treuen Gemahlin
Sibylla (gest. d. 21. Februar desfelben Jahres) nur zehn Tage überlebte,
und wie desfen dankbare und trauernde Söhne, Johann Friedrich der
Mittlere, Johann Wilhelm und Johann Friedrich III., die Gruft ihrer
Aeltern in der Kirche zu St. Petri und Pauli nnmittelbar unter Cranach's
Altarbilde mit einem würdigen Denkmale schmückten, so vergaßen sie auch
nicht, einen Denkstein auf das Grab des Mannes zu legen, der ihrem
Bater vor allen als Menfch und als Künstler auf's treueste gedient hatte.
Auf diesem Grabstein ist Cranach in Lebensgröße mit langem Barte (wie
auf dem Altarbilde) und mit beiden Händen einen Hut haltend, dargestellt,
zn seinen Füßen liegt fein Wappenschild und um die Vierung läuft die
bekannte Jnfchrift: „Tnno Oüristi 1553 Oetob. 16. ?io. Obiit Tneas.
Orainuüi I. Oiotor. Oolerrinrus. Ot. Oonsul. IVitebergs «)ui- Ob. Virtutenr.
Trib. Laxouiao. Mootorib. Ouo. Tuit. Oarissinrus. Totatis. 8ua6 81." Ein
Dichter der damaligen Zeit (Johann Stigel?) feierte das Andenken Cranach's
in folgenden Verfen, die zugleich sein Todesjahr bezeichnen:

„XotVs oblit sollloi' 4.6nIV>a 0i'Äiia6IiIVs ai'te
OVI xlOtVi'as luZeiis OaVsciVe iVOVs-jVe IVIt."

Wahrfcheinlich entstand um diese Zeit auch die Gedächtnißmünze zn
Ehren Cranach's, von welcher uns eine Abbildnng erhalten ist, die auf
der einen Seite fein Brustbild, auf der andern Seite sein Wappen zeigt.
Sein Grabstein wurde, da er von gänzlicher Verwitterung bedroht war,
fchon 1767 von der ursprünglichen Grabstätte abgenommen und in die
Kirchenmauer links unter dem Haupteingange zur Jakobskirche eingemauerO
Da er aber auch hier noch allzusehr dem Verderben ansgesetzt war, bewirkten
einige Weimarische Kunstfreunde 1859 seine Uebertragung in die Stadt-
kirche, wo er in unmittelbarer Nähe seines bedeutendsten und letzten Werkes
und des Denkmals Johann Friedrich's nnd seiner Gemahlin, fowie anderer
Ernestinischer Fürsten, eine würdige nnd fchützende Stätte gefunden hat.
 
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