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Wegen des von Herzog Albrecht gewünschten Bildnisses
ihres verstorbenen Mannes

... hab ich mich darauf, weil Jorg Pentz, seliger, von hin-
nen verreist war, neben Überschickung des abgegossenen
Bildnis bei Meister Lucas Cronacher zu Wittenberg um
solche Contrafaktur beworben, welcher vor wenig Tagen
mir eine zugeschickt, doch solcher Unform, daß sie weiter-
zuschicken nicht würdig...

will nun eine wahrhafte Contrafaktur ihres Mannes zu
beschaffen suchen.

Zu 63-65:

Der Vorgang zeigt, welch großen Ruf Lucas Cranach damals
besaß, wenn sich die Witwe Dietrich von Nürnberg aus,
weil Georg Pencz soeben gestorben war, nach Wittenberg
wendet. Die Schuld am Mißlingen des Bildnisses trifft Lucas
Cranach nicht persönlich, er war in jener Zeit nicht in
Wittenberg. Verwunderlich aber bleibt es doch, daß Lucas
Cranach der Jüngere, der die Werkstatt damals leitete, als
vorzüglicher Bildnismaler, der eben das Meisterwerk des
Porträts seines Vaters ,,AETATIS SUAE LXXVII“ ge-
schaffen hatte, ein Bildnis hinausgehen ließ, das solch Miß-
fallen erregte. Allerdings ist eine Totenmaske, wie wir sie
als Vorlage annehmen müssen, meist eine sehr schlechte
Grundlage für ein Porträt.

66. Lucas Cranacli reist zu Johann Friedrich d. Ä. nach
Augsburg.

1550. Juni 12. Dat. Köln.

LHAW. Reg. L. fol.333-344. D. 4, 2.

Lit.: Junius S. 249.

Text nach Junius.

Johann Friedrich der Ältere an seinen Sohn Joh. Fried-
rich den Mittleren.

... Wir wollen D. L. nicht bergen, daß uns der jung Dok-
tor Bruck zu erkennen gegeben, daß Meister Lucas Maler
willens sein soll, gen Weimar und folgend zu uns zu
kommen, also haben wir ihn zu uns gen Augsburg be-
schieden und den jungen Doktor Bruck befohlen, so Mei-
ster Lucas zu Weimar ankommen, daß er auf einem Wäge-
lein mit ihm gen Augsburg soll fahren, und da sich sein
Ankommen würde verziehen, zu uns vorreiten. Also wolle
E. L. dem Doktor auf solchen Fall eine Fuhre verschaffen,
daß er mit Meister Lucas zu uns mag kommen, hie auch
mit Zehrung versehen. So aber Meister Lucas Ankunft
würde verziehen, den Doktor zu uns vorreiten lassen und
mit Pferden versehen und gleichwohl Meister Lucas zu
seiner Ankunft zu uns hienach fahren lassen...

67. Johann Friedrich d. Ä. sendet Konfekt mit Relief-
schmuck an seine Frau Sibylle und läßt nach den Re-
liefs von Lucas Cranach Gemälde anfertigen.

1550. Dezember 15. dat. Augsburg.

LHAW. Reg. L. fol.807. N. No.la. fol. 124.

Text nach Original.

Johann Friedrich an seine Frau Sibylle v. Cleve.

... Tun demnach desselbigen Neckarweins E. L. hiermit
zwei Fass, desgleichen 200 Pommeranzen, der Wunder-
frucht als halb süß und halb saur, und 100 Granatäpfel,
sieben Schachteln mit Quittensaft und darüber in einer
hölzernen Schachtel auf einem Tuch unser Contrefect ganz
freundlicher Meinung übersenden...

68. 1551. Januar 10. Dat. Augsburg.

LHAW. Reg. L. fol. 807. No. 1 b.

Lit.: Junius S.250.

Text nach Junius.

Johann Friedrich an seine Frau Sibylle v. Cleve.

... es hätte E. L. Danksagung, so sie uns vor die über-

schickten Granatäpfel, Pommeranzen, Quittensaft und
unsere Contrafaktur getan, garnicht bedurft... Und die-
weilen wir vermerken, daß E. L. die sieben Tugenden der
Bilder, inmaßen die in den Quittensaft gedruckt, ganz
wohl gefallen, so seind wir freundlich geneigt, E. L. die-
selben durch Meister Lucas Maler abmalen zu lassen.
Schierst nu er damit fertig ist, wollen wir sie E. L. über-
senden. ..

69. 1551. April 22. Dat. Augsburg.

LHAW. Reg. L. fol.807-808. Fase. No.l.c.

Lit.: Junius S.254.

Text nach Original.

Johann Friedrich an seine Frau Sibylle von Cleve.

... Wir haben Dir auf D. L. Begehr die sieben Tugenden,
die wir D. L. vordem in gegossen Quittensaft überschicken
haben heißen, lustig und künstlichen auf die Tücher malen
lassen. Wollen wir dir, so es dieser Bot sein kann, hiermit
überschicken, wo es aber nicht, so willen wir dirs bei einen
anderen hinnach schicken. Und haben dieselbige dermaßen
abmessen lassen, daß sie in D. L. Stuben zu Wolfendorf
auf den Jagdhause in Erker werden gerecht sein, und
ist unser freundlich Begehr, du wollest sie von uns freund-
lich annehmen und, wann du ihr genug gesehen hast, gegen
Wolfendorf schicken und den Baumeister allda in D. L.
Stuben in Erker anmachen lassen. ...

70. 1551. Mai 22. Dat. Weimar.

LHAW. Reg. L. fol.807. N. No.2b. fol. 19b.

Text nach Original.

Sibylle von Cleve an ihren Mann Johann Friedrich.

... bald auch bedanke ich mich auch E. Gn. der sieben
Tugenden halb, dann sie schön sind und mir wohl ge-
fallen und ich sie von mir nicht lassen will, dieweil man
wieder zu Wolfendorf bauen wird, sie mochten sonst ver-
loren werden, das wär schad. ...

71. Arbeiten Lucas Cranachs in Augsburg bei Johann Fried-
rich.

1551. o. Dat.

LHAW. Bb. 4711.

Lit.: Schuchardt III. S.287.

Junius S.255.

Text nach Junius.

Verzeichnis der Einnahmen und Ausgaben Fritz von
Ponikaus für Herzog Johann Friedrich den Älteren.
Nachfolgende Tücher und Conterfactury sind Meister
Lucas Maler den l.Mai allhier zu Augsburg auf Befehl
m. Gn. H. bezahlt worden nach laut seiner Bekenntnis.

9 Florin 15 Gr. vor sieben Tugenden, sind auf Tücher
gemacht

15 Florin 15 Groschen vor drei Wildbalzen, so m. Gn.

Herrn nach Wolfendorf geschickt.

15 Florin 15 Groschen vor einen Wildbalz samt einem
Zeum (?) umfangen, hängt noch in m. Gn. Herrn
Stube, i(jem

15 Florin 15 Groschen vor ein Tuch, damit m. G. H. dem
Duce de Aluen (Alba) verehrt.

5 Florin 15 Groschen vor ein Contrafactury, damit m. Gn.

H. in gleichen den Duce de Aluen verehrt, idem
5 Florin 15 Groschen vor ein Contrafactury, so m. Gn.

H. seiner Fürstlichen Gnaden Gemahl geschickt.

5 Florin 15 Groschen vor ein Contrafactury, so mein Gn.

H. Doctor Achillis geben, idem.

5 Florin 15 Groschen vor ein Contrafactury, welche mein
Gn. H. noch in ihrer G. Stuben hat hängen.

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