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Lüdemann, Wilhelm von
Neapel wie es ist — Dresden: P. G. Hilschersche Buchhandlung, 1827

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https://doi.org/10.11588/diglit.53366#0106
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92

gleich alten Bekannten ein, an ſeinen Raͤumereyen
uͤnter Bildern, Buͤchern und Kupferſtichen einen
Augenblick Theil zu nehmen, warf ſich alsdann
in ein leichtes Nankinjaͤckchen und fing nun an,
uns ſeine Gallerie, ſeine Muſeen und Kunſtſamm—
lungen, mit der unermuͤdlichſten und liebenswuͤr—
dioſten Bereitwilligkeit Stuͤck fuͤr Stuͤck zu zeigen
und zu ſpiegiren *). Wie ſtach dies unbefangene
und demuͤthliche Benehmen wohlthuend gegen den
Zuͤnkel und den Hochmuth ab, der in Deutſch—
läͤnd, in England und ſelbſt in Frankreich dem
Fremden noch ſo oft begegnet. Liberalitaͤt, an—
ſpruchsloſe Freundlichkeit, Leichtigkeit des Umgangs
und -gutmüthige Theilnehmung ſind uͤberhaupt
charakteriſche Zuͤge der italieniſchen Großen,
und dieſe Eigenſchaften treten in dem Maaße
deutlicher hervor, als wir uns dem Suͤden naͤhern,
bis ſie endlich in Rom, Neapel und Sicilien
ganz in dieſe vertrauliche Naivetaͤt ausgehen, die
wir an unſerm Duca St. Angelo ſo liebens⸗
wuͤrdig fanden. ;

Neben dieſen Zuͤgen, die ihm mit allen ſeinen
Standesgenoſſen in Koͤnigreich Neapel, in Sici—
lien und in Spanien gemein waren, beſaß er je—
doͤch noch andre, die ihm individuell angehoͤrten.
E& waͤren dies Geſchmack, Kennerſchaft und ge⸗
ſehrte Bildung. Die Erziehung aller Staͤnde in
Neapel iſt ſolunglaublich ſchlecht, der hier herr—
ſchenden Mißbraͤuche ſind ſo unzaͤhliche und ver—



)Erklaͤren; ein Wort, das in ganz Italien eine
waͤhre Angel der Unterhaltung bildet.
 
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