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Lüdemann, Wilhelm von
Neapel wie es ist — Dresden: P. G. Hilschersche Buchhandlung, 1827

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https://doi.org/10.11588/diglit.53366#0196
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182

der Wahnſinn des Feſtes kennt keine Grenzen.
Die Autoritaͤten werden verhoͤhnt, die bewaffnete
Macht ſelbſt wird zum Spielwerk der Volksluſt,
ja das koͤnigliche Haus ſogar verſchmaͤht es nicht
an dem allgemeinen Taumel Theil zu nehmen.
Prinzeſſinnen erſcheinen als Koͤniginnen der Nacht,
die Prinzen als Zauberer und Beſchwoͤrer, aller
Unterſchied der Staͤnde hat aufgehoͤrt und eine
gleiche ſchrankenloſe Luſt macht alle zu Bruͤdern.
Welch eine ungezaͤhmte, durch keine Ruͤckſicht zu—
ruͤckgehaltene Freude! Welch ein, aus innrer Bruſt
her erſchallender Jubel des Volks! Und wie ſcharf
ünterſcheidet ſich dieſe ergoͤtzliche Zuͤgelloſigkeit, die—
ſer ungehemmte Ausdruck einer argloſen Natur
von der ſteifen Foͤrmlichkeit und dem gemeſſnen
Schritt der ſogenannten Volksbeluſtigungen in un—
ſerm Norden. Hier iſt nichts von unſerm Zwang,
von der aͤngſtlichen und kleinlichen Aufſicht unſrer
Staatseinrichtungen, nichts von unſrer Steifheit
und der feierlichen Unbeholfenheit unſrer Feſte
dieſer Art wahrzunehmen — alles iſt Willkuͤhr,
Gefetzloſigkeit und freie unheobachtete Luſt, und
der voͤruͤbergehende Taumel ſchließt — Dank ſei es der
natuͤrlichen Nuͤchternheit und Sitte des Suͤdlaͤn—
derg — wie er begonnen hat, ohne Arg, ohne
Feindſchaft, ohne Neid, ja ſelbſt ohne die Unfaͤlle,
die bei uns ſolche Scenen ſo oft begleiten. —

X mwohl dir, du gluͤckliches, argloſes und na—
tuͤrliches Volk Italiens, das gleich frei von haͤmi—
ſcher Benagung des Nachbarn und von aͤngſtlicher
Unterordnung unter das erdruͤckende und geiſttoͤd—
tende Joch der Obſervanz, mit beneidenswerther
 
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