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schließen; ohne den Schutz eines Deckels würde die Schrift hier sicherlich
abgerieben sein. Die einzelnen Blätter sind numeriert, und zwar stehen die
Zahlen, wie in allen älteren Handschriften, auf der Vorderseite am linken Blatt-
rande. Von den Blattzahlen haben sich 16 vollständig erhalten: 24. 37. 43. 45.
103. 108. 141. 134. 184. 196. 201. 203. 214. 222. 233. 298, acht andere bedürfen
einer Ergänzung: 4(^9). 1(^23). l(*28). i6[3j. l[6](*6). 19 (*2). 2(*o8). [3]03.
Für die Geschichte des altindischen Buches hat unsere Handschrift noch
ein weiteres Interesse. Prüft man die Blätter genauer, so wird man häufig,
besonders an den Rändern, Schriftspuren entdecken, die nicht zu dem Text
der Handschrift gehören. Mehr oder weniger gut erkennbar sind solche Spuren
am oberen Rande auf Bl. 7 R, 23 R, 31 R, 123 R, 147 R, 161 R, 163 R, l64 R,
222 V, 227 R, 297 V, 298 R, am unteren Rande auf Bl. 147 V, 183 V, 222 R, 232 V,
am linken Rande auf Bl. 24 R, 37 V, 43 R, 43 R, 108 V, 196 R, 204 R, unter-
halb des Schnurlochs vor Zeile 4 auf Bl. 188 V. Vollkommen deutlich ist am
linken Rande der Rückseite von Bl. 49 das Zeichen für 30. Man könnte zu-
nächst daran denken, daß jene Schriftspuren durch den Abdruck des einen
Blattes auf das andere entstanden sein. Ich bezweifle allerdings, daß die Tinte
sich jemals auf den harten und glatten Palmblättern ablöschen würde, wenn
diese auch noch so fest und noch so lange auf einander gelagert wären. Es
bedarf aber solcher Erwägungen gar nicht. Deutlich ist auf der Vorderseite
von Bl. 192 am linken Rande zwischen der zweiten und dritten Zeile die alte
Schrift erkennbar; die beiden ersten lassen sich mit Sicherheit als
lesen. Die Buchstaben stehen aber nicht auf dem Kopfe, wie es der
Fall sein müßte, wenn jene älteren Schriftzüge durch Ablöschen entstanden
wären. Die Blätter müssen also ursprünglich mit einem andern Text beschrieben
gewesen sein. Um sie noch einmal benutzen zu können, hat man sie später
abgewaschen, was sich, da die Tinte in das Palmblatt nicht eindringt, ohne
allzuviel Mühe bewerkstelligen ließ. Immerhin mußten die Blätter dabei
gerieben werden, und so erklärt es sich, daß gerade an den Rändern am
meisten von der alten Schrift erhalten ist; in der Nähe des Randes mußte man
beim Abwaschen Vorsicht üben, um das spröde Material nicht zu zerbrechen.
Die Handschrift ist also ein Palimpsest genau so wie die von mir in den Sitz.-
Ber. d. Kgl. Preuß. Ak. d. Wiss. 1911, S. 388 ff., behandelte Handschrift des
Säriputraprakarana. Man darf aber aus dieser Tatsache nicht ohne weiteres
folgern, daß ebenso wie in jener Handschrift der neue Text erst in Turkestan
geschrieben sei. Ich habe schon Bruchst. buddh. Dram. S. 12, Anm. l, darauf
hingewiesen, daß gerade in dem vorliegenden Werke selbst, in der zweiten
Geschichte, von einem Brahmanen in der Nähe von Kusumapura erzählt wird,
daß er von einem buddhistischen Mönche die Handschrift eines Nidänasütra
erwarb, um sie abzuwaschen und ein Sütra der VaEesikas darauf zu schreiben.
Zum Schreiben hergerichtete Palmblätter hatten also offenbar in den ersten
Jahrhunderten unserer Zeitrechnung auch im nördlichen Indien noch solchen
Wert, daß man alte Handschriften nicht wegzuwerfen, sondern noch einmal
zu benutzen pflegte. Die Frage, ob die Handschrift in Indien oder in Turkestan
geschrieben ist, kann nur durch eine Prüfung der Schrift entschieden werden,
 
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