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Gl. 57) zu gelten, die ich schon wegen der Bewahrung der alten Form des
77222 vor die Gupta-Zeit setzen möchte.
Für das westliche Gebiet liegt uns endlich auch in der in Kucä zutage
gekommenen und nach ihrem Entdecker als Bower-Manuskript bezeichneten Hand-
schrift eine Probe der Buchschrift vor. Allerdings ist das Bower-Manuskript
nach dem Urteile Hoernles in Zentralasien geschrieben, aber bis auf wenige
Blätter von Mönchen, die aus dem Nordwesten Indiens eingewandert waren,
so daß die Flandschrift vom paläographischen Standpunkt aus als indische
Handschrift betrachtet werden kann. Nach Hoernle lassen sich in der Hand-
schrift, die in sieben Teile zerfällt, vier verschiedene Hände unterscheiden.
Teil l—3 sind von einem und demselben Schreiber geschrieben. Von einem
zweiten stammt Teil 3 und 7, von einem dritten Teil 6, von einem vierten
Teil 4. Dieser letzte war nach Hoernle ein Zentralasiate oder Chinese, wie er
sich auch des Pinsels anstatt der Schreibfeder bedient zu haben scheint. Hoernle
hat ferner aus gewissen Eigentümlichkeiten geschlossen, daß der Schreiber von
Teil 1—3 aus dem nördlichen, die Schreiber von Teil 3—7 aus dem südlichen
Teile des nordwestlichen Indiens stammten. Die Unterschiede in der Ent-
stehungszeit der einzelnen Teile sind zu geringfügig, als daß sie paläographisch
in Betracht gezogen werden könnten. Hoernle ist zu dem Schlüsse gekommen,
daß die Handschrift im dritten Viertel des vierten Jahrhunderts n. Chr. ge-
schrieben ist.
Versuchen wir durch die Vergleichung mit den epigraphischen Denk-
mälern und dem Bower-Manuskripte die Herkunft und Zeit unserer Handschrift
genauer zu bestimmen, so läßt sich zunächst die Frage, ob sie dem Norden
oder Süden angehört, leicht entscheiden. In dem 772% hat sich im ganzen Süden
die Schleife, die den untern Teil des Zeichens bildet, immer erhalten. Im
Norden ist in der Kusana-Zeit der Buchstabe eckiger geworden, und es hat
sich, zunächst für das vokallose 772, eine kursivere Form entwickelt, in der die
ganze rechte Hälfte des Zeichens zur geraden Linie gestreckt wird, während
die linke Hälfte mehr oder minder die Einknickung wahrt, ohne aber die
gegenüberstehende Vertikale zu berühren. Für das Vollzeichen 77722 tritt die
Form sporadisch schon in der Kusana-Zeit in einer Mathurä-Inschrift von
S. 33 auf i; in der Gupta-Zeit herrscht sie durchaus. Sie findet sich auch in unserer
Handschrift, für die dadurch die Herkunft aus dem Süden ausgeschlossen wird.
Ein gutes Mittel der Unterscheidung zwischen nördlicher und südlicher
Schrift bietet auch das subskribierte 70 Zunächst, wie am besten aus der Dramen-
handschrift zu ersehen, eine von rechts nach links sich senkende fast gerade
Linie, hat sich das Zeichen dann im Norden und Süden nach entgegengesetzten
Richtungen entwickelt. In der nördlichen Schrift wird die Gerade mehr und
mehr nach rechts gekrümmt, bis ein regelrechter Haken entsteht; in der süd-
lichen Schrift ist umgekehrt die Gerade zu einem nach links gewandten Haken
umgestaltet worden. Nur einmal, in der Inschrift von Udayagiri aus dem
Jahre 423 (Gl. 61), erscheint das südliche Zeichen auch in der nördlichen Schrift.

* Siehe die genaueren Nachweise in Bruchst. buddln Dramen, S. 6 f.
 
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