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Die Solarisation.

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Die älteste Erklärung für die Solarisation lieferte Abney,
nach dem ein Mitwirken des Sauerstoffes der Luft bei längerer
Belichtung erfolgen sollte; der Sauerstoff sollte aus dem Sub-
haloid ein Oxyhaloid bilden, welches schwerer reduziert würde.
Spricht der vom Verfasser angestellte Versuch, nach dem bei
Abschluss der Schicht durch Quecksilber genau dasselbe
Solarisationsbild erhalten wurde wie bei der ebenfalls von der
Glasseite einer Platte erfolgenden Belichtung bei Zutritt der
Luft, schon einigermassen gegen Abneys Theorie, so könnte
man hiergegen immerhin geltend machen, dass für eine Oxy-
dation der geringen Menge Subbromid die immerhin in der
Bildschicht verbleibende Quantität Sauerstoff genügen würde.
Indessen hat neuerdings Victor Schumann auch im Vacuum
und in einer Wasserstoffatmosphäre Solarisation beobachtet,
sodass die Oxydationshypothese nur sehr wenig für sich hat,
zumal da die Abneyschen Versuche keineswegs einwands-
frei sind.
Auch die neuerdings von Luther1) aufgestellte Gerbungs-
theorie der Solarisation, nach der infolge der Bromabspaltung
bei langer Belichtung die Gelatine gegerbt und daher für den
Entwickler schwerer durchdringlich werden soll, wurde vom
Verfasser als ungenügend und mit den Thatsachen nicht ver-
einbar nachgewiesen, sodass wir bezüglich einer theoretischen
Erklärung des Solarisationsvorganges noch genau so im Un-
klaren sind wie in betreff der Konstitution des latenten Bildes
bei normaler Exposition.
Durch die Wahl eines geeigneten Entwicklers mit ge-
hörigem Bromsalzzusatz lassen sich allerdings starke Über-
expositionen ausgleichen; ein wirklich solarisierend belichtetes
Bild lässt sich jedoch durch blosse Modifikation des Hervor-
rufers nicht mehr zu einem normalen Negativ gestalten. Zwar
konnte der Verfasser konstatieren, dass bis zur Solarisation
l) Luther, Die chemischen Vorgänge in der Photographie. Knapp,
Halle 1899.
 
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