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1. Einführung

1.1 Aufbau der Arbeit und Fragestellung
In dieser Arbeit sollen die bisher bekannten, siche-
ren Fundstellen der Römischen Kaiserzeit in Süd-
niedersachsen (vgl. Definition des Arbeitsgebietes
in Kap. 2) vorgelegt werden. Der zeitliche Schwer-
punkt liegt auf der älteren und mittleren Römi-
schen Kaiserzeit, d. h. der Stufe B nach Eggers
(1955) und dem Übergang zu Stufe CI, also in
etwa der Zeit von 0-250 n. Chr. Da eine genaue
chronologische Ansprache bei vielen Fundstellen
nicht möglich ist, können die Übergänge zur Spät-
latenezeit und zur jüngeren Römischen Kaiserzeit
fließend sein. Ausgewiesene Funde oder Fund-
stellen der späten Römischen Kaiserzeit (Stufen
Eggers C2-3) wurden nicht mehr oder nur am Ran-
de berücksichtigt. Auf den bisher publizierten Ver-
breitungskarten kaiserzeitlicher Funde in Nieder-
sachsen (Rötting 1985, Faltkarte) erweist sich das
Gebiet als relativ fundleer, nur entlang der Leine
und der Weser sind Stellen markiert. Es soll unter-
sucht werden, wie sich das Bild nach der Neuauf-
nahme präsentiert und wie die Fundstellenvertei-
lung alsdann zu bewerten ist. Die Fundstellen sol-
len, wenn möglich, in ihrer Nutzungsdauer und
Funktion analysiert werden, im Idealfall entsteht
daraus in der Zusammenschau der übrigen Land-
schafts- und Kulturelemente ein Bild der histori-
schen Kulturlandschaft. Neben der Vorlage der
Fundstellen erfolgt eine Zusammenfassung der bis-
herigen Forschungen.
Die Arbeit ist in drei Teile unterteilt. Der erste Kom-
plex beschäftigt sich mit den naturräumlichen
Gegebenheiten des Arbeitsgebietes und den dar-
aus resultierenden quellenkundlichen Überlegun-
gen. Der Mensch in der vorindustriellen Zeit war
bei der Wahl seiner Siedlungsplätze in hohem
Maße von bestimmten Faktoren wie Klima, Vege-
tation, Bodenbeschaffenheit und Wasserressour-
cen abhängig, sodass die Umwelt als wichtigster
Faktor für die Siedlungsplatzwahl gelten kann.
Die vorhandene Naturlandschaft ist Grundlage der
Entwicklung einer Kulturlandschaft; daher ist es
nötig, sich die naturräumlichen Voraussetzungen
zu dem zu untersuchenden Zeitraum zu vergegen-

wärtigen. Es soll geprüft werden, ob vorhandene
Quellen für weitere Aussagen zu werten sind und
inwieweit die heutigen Elemente der Landschaft
auf kaiserzeitliche Verhältnisse übertragen wer-
den können.
Der zweite Komplex beschäftigt sich mit den ein-
zelnen Quellengattungen und bestimmten, aus-
gewählten Fundgruppen. Die kaiserzeitlichen
Gräber(-felder) und Siedlungen des Arbeitsge-
bietes können wegen der großen Fundmenge nur
exemplarisch vorgestellt werden, darüber hinaus
werden besonders aussagefähige Funde analysiert.
Dabei werden sowohl bisher unveröffentlichtes
Material, als auch bereits in Fundberichten pub-
lizierte Funde vorgestellt. Einen Schwerpunkt bil-
det die Darstellung des römischen Importes, da
aufgrund der zahlreichen Neufunde neue Aspek-
te zu erwarten sind. Um mögliche kulturelle Be-
züge zu benachbarten Gebieten, Fremdeinflüsse
oder Handelsbeziehungen zu beleuchten, sollen
die gewonnenen Erkenntnisse in einen überre-
gionalen Kontext gestellt werden. Auch Fragen
nach sozialen Strukturen oder dem Ethnos soll
nachgegangen werden. Aufgrund der Quellenla-
ge, des recht einheitlichen Charakters des Mate-
rials und des Fehlens von vollständig ausge-
grabenen Gräberfeldern werden allerdings die
Ergebnisse nur Basis für weitere Forschungen
sein können.
Der dritte Teil beschäftigt sich mit der Siedlungs-
und Landschaftsarchäologie. Grundlage für diese
Untersuchungen bilden die Ergebnisse des ersten
Abschnittes der Arbeit. Die Lage der Siedlungen
im Gelände, der Bezug zu anderen Siedlungen
und Verkehrswegen sowie Aspekte der Platzwahl
(Böden, Wasserbezug etc.) stehen im Vorder-
grund. Darüber hinaus soll geprüft werden, ob
Aussagen zu Größe und Funktion der einzelnen
Siedlungen und deren Bevölkerungszahl gemacht
werden können. Gibt es regionale Unterschiede
im Siedlungsverhalten und lassen sich möglicher-
weise überregionale Hierarchien anhand von Sied-
lungsgröße, -läge, -dauer oder Handelsbeziehun-
gen feststellen?

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