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Schmidt, Susanne
Materialhefte zur Ur- und Frühgeschichte Niedersachsens (Band 30): Die ältere römische Kaiserzeit in Südniedersachsen — Rahden/​Westf.: Verlag Marie Leidorf, 2002

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https://doi.org/10.11588/diglit.68052#0022
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Faltungsvorgängen mit vertikalen und horizonta-
len Bewegungen. In erdgeschichtlich jüngeren
Zeiten wurde das Relief durch Verwitterungsvor-
gänge (Erosion und Denudation) weiter geformt,
dabei spielte besonders der Wechsel zwischen har-
ten und weichen Gesteinen eine Rolle.
Der schon an sich sehr komplexe Aufbau des nie-
dersächsischen Berglandes wird durch den Auf-
bruch von Zechsteinsalzen durch das Deckge-
birge noch weiter kompliziert. In geologischen
Schwächezonen steigen Salzschichten auf und
drängen dabei die Schichten des Deckgebirges
empor. Zahlreiche Bergformen des Berglandes
sind auf diese Salzaufbeulungen zurückzufüh-
ren, wie etwa der Hildesheimer Wald. Im südli-
chen Niedersachsen überwiegen nur wenig ge-
neigte Schichttafeln - Grund dafür sind Salzstöcke
von nur geringer Mächtigkeit, die zur Herausbil-
dung von Schichtstufen führten. Nördlich der
Linie Osterode - Einbeck - Bad Pyrmont finden
sich vermehrt starke Schichtverstellungen in Fol-
ge von ausgeprägteren salindynamischen Prozes-
sen (Schrader 1957, Teil IV).
2.2.2 Gesteine
Im niedersächsischen Bergland dominieren die
Festgesteine und zwar hauptsächlich aus Sand,
Schluff, Mergel, Kalk und Ton, die im Laufe des
Mesozoikums abgelagert und verfestigt worden
sind. An die Oberfläche treten vor allem Schichten
des Buntsandsteins und des Muschelkalks. Nörd-
lich davon lagern Schichten des Keupers und des
Jura, im Übergangsbereich vom Berg- zum Tiefland
finden sich Sedimente der Kreidezeit. Als Ergebnis
der letzten Eiszeit lagerten sich im Bergvorland und
in den Becken und Tälern des Berglandes aus den
Periglazialgebieten ausgeblasene Schluffe und
Feinsande ab, die sich als 1-3 m mächtige Löß-
decke absetzten und dort die älteren mesozoischen
und pleistozänen Schichten überlagerten. Nörd-
lich der geschlossenen Lößdecke beginnt die so-
genannte Übergangslandschaft. Kennzeichnend ist
der wasserstauende Untergrund aus Unterkreide-
tonen mit einer geringmächtigen Decke aus Grund-
moränenresten, hauptsächlich bestehend aus Ge-
schiebelehm und -mergel sowie darin eingebette-
ten Sandinseln und Flottsand. Die Übergangszone
geht nach Norden - die Grenze wird heute in etwa
durch den Verlauf des Mittellandkanals markiert -
in die niedersächsische Geest über.
Der Harz bildet eine gesonderte geologische Ein-
heit aus alten paläozoischen Gesteinen. Es han-

delt sich dabei um eine Vielzahl von bis zu 400
Millionen Jahre alten vulkanischen, metamorphen
Sedimentgesteinen wie Tonschiefer, Kieselschie-
fer, Hornfels, Sandstein, Quarzit, Diabas, Porphyr
und Grauwacke. Daneben findet sich eine große
Zahl von Mineralien wie Quarz und Flußspat. Die
Erzlagerstätten des Harzes mit Kupfer, Blei, Silber
und Zink sind die reichsten in ganz Niedersach-
sen. Am Südrand des Harzes sind noch Zechstein-
schichten verblieben, die hier mit Gips-, Anhydrit-
und Dolomitbergen eine streckenweise bizarre
Karstlandschaft bilden.
Unter der geringmächtigen Decke eiszeitlicher
Ablagerungen kommen im südlichen Niedersach-
sen Bodenschätze, zumeist Eisenerze, Kali- und
Steinsalze, Braunkohle und Steinkohle, Kalk-
und Sandsteine in Oberflächennähe vor.
2.2.3 Fluviale Bildungen
Das Gewässernetz folgt im allgemeinen der Struk-
tur der Landschaft. Da es sich aber bereits auf einer
schon vor dem Alttertiär bestehenden und nach
Norden abgedachten Landfläche entwickelte, hat
es sich in zahlreichen Durchbrüchen in die erst
durch spätere Hebung oder Faltung entstandene
Berglandschaft eingeschnitten. Die Flussbetten
sind heute tief in den Untergrund, zumeist in krei-
dezeitliche Mergelsteine und jurassische Schiefer-
tone, eingegraben.
An den Stellen, an denen die großen Flüsse vom
Mittelgebirge ins Tiefland austreten, finden sich
ausgedehnte Schotterterrassen. Besonders gut
ausgebildet sind sie an der Mittelweser, im Leine-
tal am Übergang in das Tiefland sowie im Harz-
vorland, hier vor allem an Innerste und Oker. Bei
den Terrassen handelt es sich um periglaziale Bil-
dungen. Die eiszeitlichen Flüsse transportierten
während der Kaltzeiten große Mengen von Geröll
und Verwitterungsmaterial aus dem Bergland
nach Norden und lagerten es in den Tälern als Ter-
rassenschotter und -sande ab. Am Ende der Kalt-
zeiten erfolgte die Einschneidung der Flüsse in
ihre eigenen Ablagerungen, da sich infolge der
vegetationsbedingten Bindung der Oberflächen-
schichten bei nun verringerter Schuttmenge die
Abflussgeschwindigkeit erhöhte. Durch die ent-
standenen Kanten treten diese Terrassen auch
geomorphologisch hervor (Boesler u. a. 1990).
Die Ablagerungen der saalezeitlichen Drenthe-
Mittelterrasse erreichen Mächtigkeiten von bis zu
15 m. Die Niederterrasse der letzten Eiszeit ist

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