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Schmidt, Susanne
Materialhefte zur Ur- und Frühgeschichte Niedersachsens (Band 30): Die ältere römische Kaiserzeit in Südniedersachsen — Rahden/​Westf.: Verlag Marie Leidorf, 2002

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https://doi.org/10.11588/diglit.68052#0028
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nerste sind die Neile und die Nette (Seedorf u.
Meyer 1991, 259 ff.). Die Wasserführung der Lei-
ne ist sehr unausgeglichen. Besonders im Mittel-
und Unterlauf ist die Spanne zwischen niedrigen
und hohen Wasserständen sehr groß. Die Hoch-
wasser im Sommer und Winter dauern aber jeweils
nur wenige Tage (Oelkers 1970, 73).
Neben den genannten Flüssen finden sich noch
zahlreiche weitere kleinere Flüsse und Bäche im
Arbeitsgebiet, die allerdings in den meisten Fällen
nicht mehr ihren ursprünglichen Verlauf haben,
sondern als Folge von Flurbereinigungs- oder Ent-
wässerungsmaßnahmen kanalisiert, begradigt oder
umgeleitet sind. Die Auswertung der Entfernungs-
angaben der Siedlungen zu Gewässern im Kata-
logteil kann daher nur einen ungefähren Anhalts-
punkt bieten.
2.6.3 Grundwasser
Die Grundwasserhöffigkeit in der Lößbodenzone
südlich des Mittellandkanals wird als mäßig bis
gering bezeichnet (Seedorf u. Meyer 1991, 248,
Abb. 135). Aufgrund der geringmächtigen Auflage-
rung pleistozänen Materials über dem anstehen-
den mesozoischen Festgestein ist die Grundwas-
serspeicherkapazität nur gering, woraus u. a. auch
der unregelmäßige Wasserstand resultiert. Dane-
ben ist die Lößbörde arm an Quellen, sodass vor
der Erbauung von weitreichenden Wasserleitun-
gen die die Börde durchfließenden Flüsse zur Was-
serversorgunggenutzt werden mussten. Insgesamt
kann man die Bördegebiete in Teilen durchaus als
Wassermangelgebiet ansehen.
In direkter Nähe zu Salzstöcken, die im wesentli-
chen den geologischen Untergrund des nördli-
chen Innerste-Berglandes prägen, muss mit Ver-
salzung des Quellwassers gerechnet werden. So
finden sich in der Umgebung von Bad Salzdet-
furh allein elf Salzquellen, drei weitere bei Him-
melsthür. Dieser Umstand wirkte sich negativ auf
die Trinkwasserversorgung aus, könnte aber auch
(in vor- und frühgeschichtlichen Zeiten) Reich-
tum bedeuten7. Archäologische Hinweise für
eine Nutzung dieser Salzquellen liegen jedoch
noch nicht vor (Heege 1989, 22). Weitere Sol-
quellen finden sich auch bei Sülbeck, Gern. Ein-
beck, Kr. Northeim, für die ebenfalls eine Nut-
zung in vorgeschichtlichen Zeiten erwogen wird
(Geschwendt 1958).

Das Grundwasservorkommen in den Talniederun-
gen des Berg- und Hügellandes ist aufgrund der
gleichen geologischen Voraussetzungen ebenfalls
als gering zu werten. Lediglich dort, wo das Fluss-
bett große Schotter- bzw. Kiespackungen aufge-
tragen hat, wie etwa an der Leine bei Northeim
oder an der Weser bei Holzminden, Höxter oder
Hameln, ist die Grundwasserergiebigkeit höher.
Geologisch bedingt sind die Höhenzüge des Berg-
landes grundwasserarm, da die Felsgesteinforma-
tionen nur eine geringe Wasserspeicherungska-
pazität besitzen. Lediglich in Sandsteinen und
klüftigen Kalk- und Mergelgestein sind größere
Grundwassermengen vorhanden.
Der Harz besitzt kein Grundwasser im eigent-
lichen Sinn, da das vulkanische Festgestein kei-
nen Porenanteil hat und somit über keine Wasser-
speicherungskapazität verfügt.
Der Wasserverbrauch pro Kopf für eine ländliche
rezente Siedlung wird mit 40-701 täglich pro Per-
son angegeben, davon sind nur etwa 3 1 wirkliches
Trinkwasser, ein Pferd oder eine Kuh benötigen
etwa 50-801 pro Tag, Schaf/Ziege etwa 10-20 1
Wasser (Gaude 1995, 26). Für das Frühneolithi-
kum konnte Sabel (1983, 170) nachweisen, dass
die Siedler im Leine- und Innerstetal auf fließen-
de Gewässer angewiesen waren. Brunnenfunde
der Römischen Kaiserzeit sind außerordentlich
selten im Arbeitsgebiet, bisher fanden sich nur drei
Nachweise (Karte 15, vgl. Kap. 5.2.4).
2.7 Vegetation
Zur Beurteilung von siedlungsgeschichtlichen
Prozessen ist die Kenntnis der ehemaligen Wald-
verbreitung von großer Bedeutung. Die heutige
Waldverbreitung entspricht nicht der von vor 2000
Jahren (Seedorf u. Meyer 1991, Abb. 182). Vor-
herrschende Waldvegetation im Subatlantikum
war Buchenwald bzw. ein buchenreicher Misch-
wald (Verhältnis Buche zu Eiche 14:1, Overbeck
1975, 487; Küster 2000, 32).
Auf der Grundlage von pollenanalytischen Unter-
suchungen für Mitteleuropa durch Firbas (1949)
konnte eine Karte der Waldvegetation der Zeit um
Christi Geburt erstellt werden, die durch neuere
Untersuchungen bestätigt wurde (Willerding
1992, 343). Für das Arbeitsgebiet wird ein Bu-

7 So kam es im Jahre 58 n. Chr. zu Kämpfen zwischen den Chatten und Hermunduren um den Besitz von Salzquellen (Taci-
tus, Ann. 13, 57). Zur Salzproduktion in ur- und frühgeschichtlichen Zeit vgl. Saile 2000.

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